Sorge vor Krankenkassen-Verlusten wächst – Rufe nach Staatshilfe

© SGKK/Andreas Brandl

ÖGK-Vize Andreas Huss warnt erneut vor einem coronabedingt steigenden Defizit und „hofft“, dass der Bund den Sozialversicherungen die entstandenen Kosten ersetzt.

Der Vize-Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss, hat am Wochenende neuerlich vor einem drohenden Defizit der Kassen in Millionenhöhe gewarnt. Der gesamten Sozialversicherung würden bis Jahresende wohl 400 Millionen Euro fehlen, weitere 880 Millionen Euro seien bisher gestundet worden, sagte der Arbeitnehmer-Obmann der ÖGK. Generaldirektor Bernhard Wurzer hatte zuletzt im RELATUS-Interview bestätigt, dass man die genauen Auswirkungen erst abschätzen könne, wenn klar sei wie viele der gestundeten Beiträge noch bezahlt würden und wie viele nicht. Auf jeden Fall verloren seien jene Einnahmen, die aufgrund der explosionsartig gestiegenen Arbeitslosigkeit nicht mehr eingezahlt werden, sagt Huss: „Die Situation ist wirklich dramatisch für uns. Und da hoffe ich schon sehr, sehr stark, dass der Bund der Sozialversicherung die Kosten, die sich angesammelt haben, auch ersetzt.“ Auf die ÖGK entfallen jeweils 19 Prozent der Summen, also 76 Millionen bzw. 167 Millionen Euro, ergänzte Huss.

Auch wies er darauf hin, dass die Arztkonsultationen von Mitte März an massiv gesunken seien. Bei den praktischen Ärzten sei der Rückgang bei 20 bis 25 Prozent gelegen, bei den Fachärzten bei bis zu 50 Prozent. Die Arbeit der Ärzte wird pauschal mit 80 Prozent der Vorjahres Honorare abgegolten, abgerechnet werden soll später. Die Ärztekammer warnte anlässlich der Aussagen von Huss davor, dass die ÖGK nun „bei ihrer Hauptaufgabe, der Versorgungssicherung“ scheitern könnte. Um sicherzustellen, dass die niedergelassene Infrastruktur auch bei einer möglichen zweiten Welle an Coronavirus-Infektionen ihre Versorgungsleistung aufrechterhalten kann, werde es nicht reichen, den Ärzten 80 Prozent der Vorjahreseinnahmen als rückzahlbares Darlehen zu akontieren, betonte Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart in einer Aussendung. (red/APA)