Warum die Wirkstoffverschreibung nur Verlierer bringt

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Der Gesundheitsminister will die umstrittene Wirkstoffverschreibung einführen. Tatsächlich dürfte wohl ein Kompromiss kommen.

Nächster Anlauf für eine Wirkstoffverschreibung: Nach dem gescheiterten Versuch der ehemaligen Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) und den Ankündigungen von Rudolf Anschober und Wolfgang Mückstein (beide Grüne) will nun Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) ernst machen. Er hat angekündigt, bald eine entsprechende Verordnung vorlegen zu wollen. Die Ärztekammer reagiert erneut mit Kritik und will das verhindern und auch die Pharmaindustrie ist dagegen. Es würde sich vor allem die Therapietreue der Patient:innen verschlechtern, so die Sorge. Doch auch unter den Apotheker:innen regt sich Kritik. Denn mit der Möglichkeit das Produkt auswählen zu können, würde sich wohl auch die Haftung zu den Apotheken verschieben und gleichzeitig würde dort der Beratungsaufwand steigen. Immerhin müssten die Apotheken den Patient:innen dann jeweils erklären, warum sie einmal das eine und einmal das andere Produkt bekommen.

Pointierter formuliert: wenn die Ärzteschaft den Apotheken eines auswischen möchte, stimmt sie der Einführung der Wirkstoffverschreibung zu. Tatsächlich ist das natürlich nicht möglich, immerhin geht es um die Behandlungshoheit der Ärzt:innen. Und was würde dann als Nächstes kommen? Impfungen in Apotheken? Oder bekommen alle Ärzt:innen im Gegenzug die Möglichkeit eine Hausapotheke führen zu dürfen? All das macht in der Praxis wenig Sinn und wohl nur Probleme. Realistischer ist, dass man sich in der Mitte einigt. Und das könnte bedeuten, dass die Ärzteschaft weiterhin Medikamente verordnet, die Apotheker:innen aber dann ein Produkt tauschen dürfen, wenn das gewünschte nicht lieferbar, der verschreibende Arzt nicht erreichbar ist und ein Patient nicht auf das Medikament warten kann. (rüm)

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