Bendamustin beim „aggressiven Lymphom“

Das MCL wurde aus klinischer Sicht traditionell zu den „aggressiven NHL“ gezählt, in den Bendamustin-Studien jedoch häufig als Subgruppe in der Behandlung „indolenter NHL“ untersucht, wohl der Tatsache Rechnung tragend, dass die Prognose des MCL durch innovative Therapien der letzten Dekade eine deutliche Verbesserung erfahren hat. Zum Einsatz von Bendamustin beim aggressiven B-NHL in unterschiedlichen Settings (Erstlinientherapie oder Therapie bei „relapsierter/refraktärer“ Erkrankung; Monotherapie vs. Kombination) konnten 18 Studien bzw. retrospektive Fallserien identifiziert werden (Stand Okt. 2011; Tab.).

Diffus-großzelliges B-Zell-Lymphom

Beim DLBCL kann die Wirkung von Bendamustin in Bezug auf das Ansprechen bei insgesamt 155 Patienten in 9 Studien analysiert werden (Abb. 1). Dabei lässt sich ein Ansprechen um 50 % konstatieren, wobei der Eindruck vorherrscht, dass zwischen der Verabreichung als Erstlinientherapie oder bei vorbehandelten Patienten kein großer Unterschied besteht. Auch der Median des progressionsfreien Überlebens (PFS) und Gesamtüberlebens (OS) kann aus einigen Studien angegeben werden, wobei der Median für das PFS (5 Studien) im Bereich von 4,2–16,1 Monaten lag. Das mediane OS (4 Studien) betrug 7,7–23,2 Monate. Somit erscheinen die Ergebnisse für eine Bendamustin-basierte Therapie des DLBCL nicht besonders ermutigend. Fairerweise muss man hier jedoch berücksichtigen, dass Bendamustin in einigen Fällen in einer unglaublich ungünstigen Situation angewandt wurde, die in prospektiven Studien nicht berücksichtigt wird (Waldthaler et al., 2011). Zu dieser Vermutung passt auch unsere Beobachtung, dass die Bendamustin-basierte Therapie bei IPI-ungünstigen (International Prognostic Index) DLBCL selten eine nachhaltige Wirkung aufweist, sehr wohl aber bei einem Teil der Patienten mit einem IPI-Score von 0–3 Punkten (Waldthaler, 2011). Möglicherweise ist es so, dass beim DLBCL die höchstmögliche Dosisstufe von Bendamustin im konventionellen Setting (120 mg/m2 d1+2) für eine suffiziente Wirkung notwendig ist, wie aktuelle Daten aus Japan zeigen (Ogura, Cancer Sci 2011; 102:1687). Wir meinen, dass beim DLBCL möglichst eine Anthrazyklin- basierte Therapie angestrebt werden sollte, wobei hier ja österreichische Daten existieren, die den Ersatz von Doxorubicin durch liposomales Doxorubicin nahelegen, unter Minimierung der Kardio- und Hämatotoxizität (Fridrik et al., DGHO 2011, Basel). Es scheint liposomales Doxorubicin (Myocet®) in praktisch allen Fällen eines DLBCL mit akzeptablem Risiko einsatzfähig zu sein (Heintel, Ann Hematol 2010; 89:163).

Mantelzell-Lymphom

Andererseits lässt sich sehr überzeugend der wichtige Stellenwert einer Bendamus – tin-basierten Therapie beim MCL darstellen. Es konnte bei insgesamt knapp 190 Patienten aus 11 Studien eine Ansprechrate im Bereich von 75 % erhoben werden (Abb. 2), ebenso günstige mediane PFS-Werte (13–23 Monate [6 Studien] bzw. „not reached“ [Hosein 2011]) und OS-Werte (31 Monate [Weide 2007] bzw. „not reached“ [Hosein 2011]). Mit großem Interesse wird die Endauswertung der Phase-III-Studie von Rummel et al. erwartet, in der die Überlegenheit des innovativen Rituximab-Bendamustin- Schemas gegenüber der Standardtherapie R-CHOP beim indolenten NHL nachgewiesen wurde (ASH 2009). Die Subgruppenanalyse wird definitiv zeigen, ob beim MCL die Kombination R-Bendamustin dem Standard R-CHOP überlegen ist, worauf präliminär publizierte PFSAnalysen hinweisen (Rummel et al., J Natl Compr Cancer Network 8 [suppl 6] 2010; Abb. 3). Beim MCL dürfte sich RBendamustin als neuer Standard etablieren.

Refraktäre Lymphome

Bendamustin-hältige Hochdosistherapie bei refraktären Lymphomen – BeE-AM: In einer aktuell publizierten Studie wird bei 43 refraktären Lymphomen (Hodgkin, n = 15; aggressive NHL, n = 28) ein äußerst ermutigendes Ergebnis durch Bendamustin (eskaliert 160 mg/ m2–180 mg/m2–200 mg/m2/Etoposid/ Cytarabin/Melphalan) gefolgt von autologer Stammzelltransplantation beschrieben: nämlich eine anhaltende Gesamtansprechrate von 81 %, während das krankheitsfreie Überleben sowie das Gesamtüberleben zum Zeitpunkt der Auswertung noch gar nicht erreicht wurden – sodass die Autoren Folgestudien zur Etablierung dieses innovativen Schemas planen (Visani, Blood 2011; 118:3419). Interessant ist hier die Beobachtung, dass sich diese Kombination bei den aggressiven NHL als besonders wirksam erwies. Man kann also gespannt sein, ob neue Bendamustin-Kombinationen in konventioneller Dosierung, ohne Stammzell- Support, bei den DLBCL letztlich zu einem Fortschritt führen werden.