KONTEXT: Das Potenzial der langfristigen Selbsterneuerung (stem cell self renewal) gilt als eines der wichtigsten Charakteristika von Tumorstammzellen (cancer stem cells, CSC), aber auch von langfristig „in vitro“ kultivierten Tumorzellen, die keinen „klassischen“ Stammzell-Phänotyp (mehr) aufweisen. Eines der extremsten Beispiele für die „Unsterblichkeit“ beziehungsweise die scheinbar unbegrenzte Fähigkeit zur Regeneration derartiger neoplastischer Zellen bieten sicher die HeLa-Zellen, die dank dieser Fähigkeit bereits seit über 60 Jahren nach dem Tod der damals 31-jährigen Patientin kultiviert werden (Skloot, 2010). Seit den 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts dienten HeLa-Zellen als Modellsystem für über 65.000 wissenschaftliche Publikationen. In den letzten Jahren werden aber in zunehmendem Maße embryonale Stammzellen aus Modellorganismen (vorzugsweise der Maus) herangezogen, aus denen man mit einem Cocktail von Transkriptionsfaktoren Vorstufen für verschiedene Zelltypen erzeugen kann. Der Vorteil dieser Modelle ist, dass man in diesen Systemen die Mechanismen der CSC-Entstehung und Persistenz untersuchen kann (Hyman and Simons, 2011).
Wenn das CSC-Konzept auch weitgehend anerkannt ist, so bleiben also nach wie vor doch noch viele Fragen offen, auch was die spezifischen Nachweisverfahren derartiger CSC sowie ihre biologischen Eigenschaften betrifft, die als gezielte Ansatzpunkte für Therapien dienen könnten. Auch die zum Teil recht ausgeprägte Heterogenität neoplastischer Stammzellen innerhalb eines Tumors und die Beobachtung, dass nicht alle CSCs-Tumoren induzieren können, war der Anlass für eine kritische Auseinandersetzung mit dieser Thematik im Rahmen der „Year 2011 Working Conference on CSCs“, die vom 2. bis 4. September dieses Jahres in Wien abgehalten wurde. In der Konferenz wurde auch mehrfach betont, dass die Möglichkeiten der aktuellen Nachweisverfahren begrenzt sind und dass es trotzdem das Ziel der Stammzellforschung bleiben muss, die Erkenntnisse in neuen Therapieverfahren zu nutzen, mit dem Endziel, über eine spezifische Vernichtung der CSC in den PatientInnen bessere kurative Therapieansätze zu entwickeln.
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