Editorial 03/21

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

In der vorliegenden Ausgabe von SPECTRUM Urologie wird den Frauen in der Urologie ein Schwerpunkt gewidmet. Konzipiert wurde der Schwerpunkt von unseren geschätzten Kolleginnen an der Universitätsklinik für Urologie Innsbruck, Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Isabel Heidegger-Pircher, PhD, FEBU und Priv.-Doz. Dr. Renate Pichler, PhD, FEBU (Vorstand: Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Horninger). Den beiden Urologinnen stand es frei, welche Kolleginnen sie aus dem deutschsprachigen Raum einbinden wollten. Der Ausrichtung von SPECTRUM Urologie entsprechend kommen auch namhafte Urologinnen aus Deutsch­land zu Wort.

Die Medizin wurde sehr weiblich. Die Zahl der Studentinnen steigt. Was bedeutet das für den klinischen Alltag? Mehrerlei, vielerlei und im positiven Sinn ist es einerlei: Mensch ist Mensch. Unterschiede zwischen Männern und Frauen existieren, nutzen wir also geschlechtsspezifische Eigenschaften, die Vorteile für unser Miteinander bringen. Reden wir über den Menschen als Kollegen, auf den wir Rücksicht nehmen. Ermöglichen wir Teilzeit, und freuen wir uns, wenn Kolleginnen Kinder bekommen. Auch wenn uns bewusst ist, dass herkömmliche Arbeitszeitmodelle (und allen voran die Abteilungsleiter) herausgefordert werden.

Es ist essenziell, dass Frauen equivalent ausgebildet werden, damit sie auch Angestrebtes erreichen. Ich bin ein Verfechter von Mentoring und der Begegnung auf Augenhöhe. In meinem Team gibt es viele Kolleginnen, die hervorragende Arbeit leisten. Sie werden uneingeschränkt akzeptiert, von Kollegen und Patienten. Viele Frauen haben hervorragende operative Fähigkeiten.

Auf der Führungsebene heißt es heute, emotionale Intelligenz zum Einsatz zu bringen. Und wir wissen auch, dass sich das Streben nach einer Führungsposition verändert hat. Dieser frühere Drang an die oberste Position zu rücken, ist einer Zufriedenheit mit einer guten Lebensqualität gewichen. Das betrifft aber sowohl Frauen als auch Männer. Mit der Position einer Oberärztin/eines Oberarztes sind viele Kolleginnen und Kollegen zufrieden.

Assoz. Prof. Priv.-Doz. Dr. Isabel Heideg­ger-Pircher und Priv.-Doz. Dr. Renate Pichler sind leuchtende Beispiele für großartige Frauen in der Urologie, haben Vorbildwirkung und beschreiben in ihrem Vorwort sehr persönlich ihre Sicht und das Gelingen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Es sei an dieser Stelle allen Autorinnen gedankt, die zum Gelingen dieses Schwerpunkts beigetragen haben.

Meine persönliche Philosophie? Wir kommen im Leben durch Ergänzung weiter. Verlernen wir das „Auseinanderdividieren“, und erkennen wir das Ungleiche an. Im Vordergrund steht nicht „ungleich“, sondern die Rücksicht auf Ungleichheit. Es schließt sich der Kreis: Rücksicht geht uns alle an! Prim. Dr. Wolfgang Loidl