6. Sailersymposium und Jahrestagung der ÖGIA – Viel Engagement und ein denkwürdiges Rahmenprogramm

Workshops

Der erste Workshop, wie jedes Jahr dem Hauptprogramm vorgeschaltet, befasste sich mit der Ödemdiagnostik. Mit OA Dr. Ure von der Lymphklinik in Wolfsberg konnte ein routinierter Sprecher für den Vortrag über das Ödem der unteren Extremität gewonnen werden. Die Lymphödemdiagnostik, speziell die typische Klinik mit pombiertem Vorfuß sowie positivem Stemmer-Zeichen, wurde mit eindrucksvollen Fotos präsentiert. Auch die dabei erreichbaren guten Ergebnisse nach der mehrwöchigen Entstauungstherapie wurden gezeigt.
Über das Ödem der oberen Extremität referierte Ass. Dr. Hafner von der Klinischen Abteilung für Angiologie aus Graz. Die Therapie der z. B. durch einen liegenden zentralvenösen Zugang bedingten Armvenenthrombosen wurde ebenso diskutiert wie die Therapie des Schultergürtelkompressionssyndroms bei Thoracic-Inlet- Syndrom. Die beiden weiteren Workshops umfassten das Gerinnungslabor – speziell dessen potenziell irreführenden Artefakte – sowie die akute Extremitätenischämie und wurden von den über 100 Besuchern ebenso gut aufgenommen wie der erste Workshop zur Ödemdiagnostik.

 

Symposium und Jahrestagung

Neue Antikoagulantien: Nach der Eröffnung durch Univ.-Prof. Dr. Ing. Gerhard Stark als scheidendem Präsident der ÖGIA, dem nun Univ.-Prof. Dr. Marianne Brodmann als Präsidentin nachfolgt, wurde die Tagung mit einem Lunchsymposium zum Thema neue Antikoagulantien begonnen. Frau Prof. Brodmann sprach über die Therapie der tiefen Beinvenenthrombose mit neuen Antikoagulantien. In der Einstein-TVT-Studie zeigte sich der Faktor- X-Inhibitor Rivaroxaban dem Vitamin-KAntagonisten Warfarin überlegen. Eine Zulassung für die Indikation der TVT-Therapie wurde für Europa eingereicht und ist zum Zeitpunkt der Artikelerstellung noch ausständig. Von Frau Univ.-Prof. Dr. Eichinger-Hasenauer wurden Daten mit neuen Antikoagulantien bei Vorhofflimmern präsentiert. Sowohl in der RELY-Studie als auch in der ROCKET-AF-Studie zeigten sich die neuen Antikoagulantien Dabigatran (als Faktor-II-Inhibitor) bzw. Rivaroxaban (als Faktor-X-Inhibitor) dem Vitamin- K-Antagonisten Warfarin nicht unterlegen. Für Dabigatran besteht in Europa seit 2011 auch eine Zulassung zum Embolieschutz bei Vorhofflimmern, für Rivaroxaban wird diese noch für 2011 erwartet.

Pulmonalembolie: In der darauf stattfindenden Pulmonalembolie-(PAE)-Sitzung wurden im ersten Vortrag Fälle zum Thema seltene Emboliequellen bei PAE-Patienten präsentiert. Die MR-Venographie wurde als mögliche weiterführende Untersuchung bei Patienten mit PAE und unauffälligem Kompressionsultraschall diskutiert. Die Limitation des Kompres- sionsultraschalls vor allem bei isolierten Beckenvenenthrombosen konnte gezeigt werden. Speziell bei ausgeprägten pulmonalembolischen Ereignissen musste bei teilweise flottierenden Thromben in der Vena cava inferior bei manchen Patienten sogar ein Vena-cava-inferior-Filter zum Schutz einer möglicherweise tödlichen Rezidiv-PAE gesetzt werden. Die therapeutische Konsequenz für die Suche einer TVT als Emboliequelle einer manifesten Pulmonalembolie ist somit gegeben. Die korrekte Risikoeinschätzung bei akuter PAE wurde im nachfolgenden Vortrag von Univ.-Prof. Dr. Pilger besprochen. In den 2008 publizierten ESC-Guidelines wurden PAE-Patienten je nach Vorhandensein von Rechtsherzbelastungszeichen, klinischer Schocksymptomatik bzw. laborchemischem Hinweis auf Myokardschaden in eine Hochrisikogruppe, die klar von einer systemischen Lysetherapie profitiert, bzw. in eine Intermediate- Risiko- und Niedrigrisiko-Gruppe unterteilt. Die Intermediate-Risiko-Gruppe profitiert in Ausnahmefällen ebenso von einer systemischen Lysetherapie, in der Niedrigrisiko-Gruppe ist eine Antikoagulation des plasmatischen Gerinnungssystems ausreichend.
Im Rahmen der Posterpräsentation von insgesamt knapp 20 Posterbeiträgen wurden aktuelle Forschungsergebnisse von jungen österreichischen Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Gefäßdiagnostik präsentiert.

Paraneoplastische VTE: Zum Thema paraneoplastische VTE konnten mit Univ.-Prof. Dr. Pabinger und Priv.-Doz. Dr. Ay vom AKH Wien zwei renommierte Vortragende auf diesem Gebiet gewonnen werden. Durch die Präsentation eigener Daten konnten sie zeigen, dass Tumorpatienten mit erhöhtem D-Dimer sowie mit erhöhtem löslichem PSelectin ein besonders hohes VTE-Risiko haben.

Rahmenprogramm

Das Rahmenprogramm des Kongresses umfasste die Abendveranstaltung im Kunsthaus Graz mit Essen und Musik. Deutlich weniger, aber dafür umso engagiertere Teilnehmer konnten sich für das tags darauf stattfindende Fußballspiel in der Unionhalle Graz begeistern. In diesem denkwürdigen Spiel konnte das Universitätsklinikum Graz einen Sieg über das AKH Wien erringen. In einem überaus fairen Match zeichneten sich die Grazer durch äußerst konsequentes Abwehrverhalten und exzellente Chancenauswertung aus. Bei einem anschließend stattfindenden gemütlichen Zusammensitzen wurden Highlights des Spiels, aber auch der Kongressveranstaltung besprochen und das im Frühjahr 2012 stattfindende Rückspiel geplant.

ZUSAMMENFASSEND wurden das diesjährige Sailersymposium und die Jahrestagung der ÖGIA von den Besuchern sehr gut aufge – nommen. Die Veranstalter hoffen auch beim 7. Sailersymposium im Juni 2012 auf einen ähnlichen Besucheransturm