Brief des Herausgebers 1/20

Liebe Leserinnen und Leser!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Epidemie des neu mutierten Coronavirus in China sowie die Angst vor einer Ausbreitung nach Afrika (wo sehr viele chinesische Staatsbürger beruflich tätig sind) und einer folgenden Pandemie verdeutlicht den zentralen Stellenwert des Zusatzfacharztes für Infektiologie, der noch vor nicht allzu langer Zeit von Amtsträgern in Ministerium und Ärztekammer wieder abgeschafft werden sollte.

Heute möchte ich Sie anlässlich des Todes von Henry T. Lynch (1928–2019) auf seinen wichtigen Beitrag bei der Aufklärung hereditärer Krebsformen aufmerksam machen. Die Abbildung zeigt ihn als Visiting Professor in Graz im Jahre 2000. Unter Lynch-Syndrom verstehen wir heute die familiäre Häufung von Krebs durch Keimbahnmutation in einem DNA-Mismatch-Repair-Gen. Obwohl er zuerst kaum Anhänger fand, interessierte sich Henry Lynch bereits in den 1960er-Jahren in Omaha, Nebraska, USA, für die erblichen Aspekte von Krebs. Er zog durchs Land und sprach mit Familien, in denen deutlich gehäuft Krebs vorkam, erstellte entsprechende Stammbäume und sammelte Blut- und Gewebsproben (diese waren später essenziell bei der Charakterisierung der genetischen Basis dieser Erkrankungen).

Seine Arbeit blieb bis in die 1980er-Jahre ziemlich unbeachtet, bis das erste Gen identifiziert wurde, das mit hereditärem Krebs assoziiert war. Von nun an gehörte das Gebiet den Molekularbiologen. Zuvor hatte Henry Lynch in seiner Monografie „Hereditary Factors in Carcinoma“ (1967, 12 Kapitel) den Zusammenhang zwischen gastrointestinalem und endometrialem Krebs beschrieben sowie andere Krebsarten, die sich in Familien häuften, weiters die enorme psychische Belastung, die in solchen Familien gegenwärtig war. Seine Krebs-Familie G war es, bei der die berühmte Keimbahnmutation im MSH2-Gen gefunden wurde. In der Folge hat die Linkage-Analyse die Entdeckung anderer Mutationen erlaubt, die ebenfalls zu familiärer Häufung von Krebs führen. Henry T. Lynch gilt als der Vater der „Krebs-Genetik“.

 

 

Der Fokus dieser Ausgabe widmet sich der Angiologie, und wir danken Frau Professor Brodmann, dass sie interessante und wichtige Beiträge zusammengestellt hat, von endovaskulärer Therapie über Lymphödem bis zur Pulmonalarterienembolie in der Schwangerschaft.

Mit Beginn der Fastenzeit wünsche ich Ihnen alles Gute für Ihren BMI (Body Mass Index)!

Ihr

O. Univ.-Prof. Dr. Günter J. Krejs