Brief des Herausgebers 3/21

Liebe Leserinnen und Leser! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Bedingt durch COVID-19 ist die Lebenserwartung in Österreich 2020 erstmals seit mehr als einem halben Jahrhundert gesunken. Von 1960 bis 2020 stieg sie kontinuierlich von 68 auf 82 Jahre, im letzten Jahr ist sie um 0,7 Jahre gefallen. Im internationalen Vergleich stehen wir damit aber noch relativ gut da: Spanien –1,6 Jahre, Italien –1,2 Jahre. Die klar notwendige, aber von den Politikern auf die lange Bank geschobene Erhöhung des Pensionsantrittsalters wird dadurch wohl nationalökonomisch ein klein wenig entschärft. Für die Medizin stellt dies aber eine große Herausforderung dar.

Diese Herausforderung wird klar, wenn man sich bewusst macht, dass wir nun die schlimmste Pandemie seit 1918 erleben und zu bewältigen haben. Vor 100 Jahren starben durch die „Spanische Grippe“ geschätzte 50 Millionen Menschen weltweit. Durch COVID-19 starben bis Mitte April 2021 drei Millionen. Österreich hat auch schon den zweiten Gesundheitsminister seit Beginn der Pandemie. Mit unserer größten Hoffnung, dem Impfen gegen SARS-CoV-2, ist es ein Jammer. Wir kommen aus verschiedenen Gründen immer noch sehr langsam voran. Jetzt sind es die beiden Vektor-Impfstoffe (von AstraZeneca und Johnson & Johnson), die wegen gehäufter Thrombosen zu Unsicherheit und daher zum Pausieren der Impfungen führten. Wie österreichische Forscher mit aufklärten und das New England Journal of Medicine berichtete, liegt den Thrombosen ein HIT-(heparininduzierte-Thrombozytopenie-)Typ-2-ähnlicher Mechanismus zugrunde. Die mRNA-Vakzine (von BioNTech/Pfizer und Moderna) scheinen aber das Rennen zu machen. Eine 2008 erstmals durchgeführte Modifikation der messenger-RNA hat die Entwicklung dieser völlig neuen Impfstoffe erst möglich gemacht. Ein in Marburg, Deutschland, jüngst von BioNTech/Pfizer neu eröffnetes Werk kann jährlich 750 Millionen Impfdosen herstellen.

Der Schwerpunkt dieser Ausgabe, wir nennen ihn „Focus“, widmet sich der Endokrinologie, und unser für diesen Fachbereich verantwortliches Reviewboard-Mitglied, Frau Professorin Lechleitner hat – wie sie in nebenstehendem Editorial erläutert – ein interessantes Spektrum verschiedener Beiträge für Sie zusammengestellt.

Also noch etwas durchhalten, bis wir uns wieder bei Präsenzveranstaltungen sehen können,

Ihr