Brief des Herausgebers 9/20

Liebe Leserinnen und Leser! Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Anfang Dezember wird der König von Schweden in einem höchst feierlichen Akt die Nobelpreise 2020 verleihen. Obwohl der Nobelpreis für Medizin und Physiologie in den letzten Jahren meist für wichtige Entdeckungen in der Grundlagenforschung vergeben wurde, kommt es doch auch immer wieder zur Würdigung von unmittelbar klinisch wichtigen Fortschritten. Das war z. B. 2005 mit Barry Marshall und der Entdeckung von Helicobacter pylori der Fall und ist auch heuer wieder mit der Identifikation des Hepatitis-C-Virus und der daraus folgenden schnellen Entwicklung der exakten Diagnostik und höchst erfolgreichen Therapie mit DAA („direct-acting antivirals“) gegeben. Man muss sich diesen schnellen Fortschritt einmal vor Augen führen: Vor 1991 entwickelten 5 % der Empfänger von Blutkonserven eine „Non-A-Non-B-Hepatitis“, heute liegt das Risiko bei unter 1 zu einer Million, und die chronische Virushepatitis C können wir in fast allen Fällen heilen. Das Auftreten von Hepatitis-C-assoziierter Leberzirrhose, hepatozellulärem Karzinom und der Notwendigkeit einer Lebertransplantation nimmt laufend drastisch ab. Professor Trauner ist auf diesen gewaltigen Fortschritt bereits eingegangen (UIM 08/2020).

Auch wenn wir jetzt schon viel mehr über SARS-CoV-2 wissen als noch im Frühjahr, so macht uns diese zweite Welle von COVID-19 sehr zu schaffen. Es gab keine Alternative zum abermaligen Lockdown, wenngleich dieser in bedachterer Weise erfolgt. Jetzt klammern wir uns alle an die gute Nachricht, dass die Verfügbarkeit einer Impfung in absehbare Nähe rückt. Der für unser Gesundheitssystem kritische Ort sind die Intensivstationen, worüber Kollege Eller auf der Seite der Gesellschaft (Seite 6) berichtet.

Der Fokus dieser Ausgabe ist der Rheumatologie gewidmet. Professor Graninger hat dankenswerterweise wieder äußerst interessante Beiträge zusammengestellt. Diese reichen von der dem Spezialfach gerechten Krankenuntersuchung über die Interpretation von klinischen Studien in der Rheumatologie bis zur Anwendung der JAK-Inhibitoren.

In der Hoffnung, dass wir die Adventzeit in einigermaßen traditionsgetragener Weise erleben dürfen,
Ihr