THEMENBLOCK: Medikamentöse Therapie bei hämatoonkologischen Erkrankungen

Bei der akuten myeloischen Leukämie wurden  in den letzten Jahren etliche neue  Prognosemarker etabliert, aus denen sich  Risikogruppen mit einer besseren oder  schlechteren Überlebenswahrscheinlichkeit  ableiten – am aussagekräftigsten ist der Karyotyp  der leukämischen Blasten –, eine auf  das individuelle Risiko zugeschnittene Therapie  ist derzeit nur bedingt verfügbar. Prinzipiell  wird zwischen Patienten unterschieden, die  jünger oder älter als 60 Jahre sind, wobei  ältere Patienten häufiger eine ungünstige Zytogenetik,  vorbestehende myelodysplastische  Syndrome und Begleiterkrankungen aufweisen,  die je nach Allgemeinzustand weniger intensive  Protokolle erfordern. Die Standardtherapie  besteht aus einer Induktionschemotherapie  mit dem Ziel einer Komplettremission (< 5 %  Blasten im Knochenmark) sowie einer anschließenden  Konsolidierungstherapie (Chemotherapie  oder Stammzelltransplantation  je nach Risikosituation) mit dem Ziel einer  vollständigen Eradikation des leukämischen  Klons. Zu den weiteren Möglichkeiten zählt  die immunmodulierende Erhaltungstherapie  mit Histamindihydrochlorid/Interleukin 2 bzw.  werden Zytostatika wie Clofarabin, zielgerichtete  Therapien wie Sorafenib (bei FLT3-  positiven Patienten) und eine Reihe weiterer  neuer Therapieprinzipien in dieser Indikation  untersucht. Fortschritte bei der chronischlymphatischen  Leukämie gehen einerseits auf  den CD20-Antikörper Rituximab zurück, der  in Kombination mit Chemotherapie im FCRSchema  (Fludarabin/Cyclophosphamid/Rituximab)  zur Standardtherapie für Patienten  mit gutem Allgemeinzustand wurde und hier  einen Überlebensvorteil zur Wirkung brachte.  Weitere Möglichkeiten sind der in der ehemaligen  DDR entwickelte „Newcomer“ Bendamustin  als Chemotherapiealternative, der  CD52-Antikörper Alemtuzumab bei geringer  Lymphadenopathie oder der neue CD20-Antikörper  Ofatumumab, der auch nach Versagen  mehrerer Vortherapien zur Wirkung kommt.  An dieser Stelle soll vor allem auf innovative  Protokolle der Arbeitsgemeinschaft Medikamentöse  Tumortherapie hingewiesen werden  und hier auf die zur Rekrutierung offene  Studie MABTENANCE zur Klärung der Frage,  ob eine Erhaltungstherapie mit Rituximab  nach erreichter Remission die Prognose  weiter verbessern kann. Myelodysplastische  Syndrome sind eine Ausschlussdiagnose nach  Abklärung anderer Ursachen einer Zytopenie  (Infektionen, Anämie, Vitaminmangel). Sehr  häufig führt die schlechte Knochenmarkfunktion  zur Anämie, sodass Bluttransfusionen zur  Basistherapie zählen. Aufgrund der Eisenüberladung  polytransfundierter Patienten  werden Eisenchelatoren eingesetzt, die über  den supportiven Charakter hinaus möglicherweise  auch die Prognose von MDS-Patienten  verbessern. Auf der anderen Seite  können Erythropoetine die Transfusionsabhängigkeit  hinauszögern. Neue Substanzen,  mit denen sich eine Transfusionsunabhängigkeit  erreichen lässt, sind Immunmodulatoren  (IMiDS) wie Lenalidomid oder insbesondere  5-Azacytidin, eine demethylierende  Substanz, mit der in dieser Indikation erstmals  ein Überlebensvorteil auf medikamentöser  Basis nachgewiesen wurde (die einzig kurative  Therapieoption ist nach wie vor die Stammzelltransplantation).