Pneumologische Rehabilitation nach akuter COPD-Exazerbation – Alarmierend: nur für 18 % Rehab nach Spitalsentlassung

Mit einer Prävalenz von rund 25 % der Gesamtbevölkerung gehört die chronisch- obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zu einer der häufigsten Erkrankungen der Gegenwart. Weltweit zählt die COPD zu den häufigsten Todesursachen mit weiter steigender Tendenz. Die Stadieneinteilung der COPD erfolgt nach neuesten Richtlinien (http://www.goldcopd.org) nicht alleinig auf Basis spirometrisch erhobener Daten, sondern nunmehr auch auf Basis der Symptome (CAT-Test; www.catestonline.org/english/ index_German.htm) und der Häufigkeit von Exazerbationen. Ebenso ist die Evaluierung von mit einer COPD vergesellschafteten Komorbiditäten, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, metabolischem Syndrom, Osteoporose, Depression oder Lungenkrebs, zum besseren Management des COPD-Patienten empfohlen.

 

Last der akuten Exazerbation

Akute Exazerbationen stellen sowohl eine Belastung für den einzelnen Patienten als auch für das Gesundheitssystem dar. Exazerbationen sind die häufigste Ursache für eine Spitalseinweisung und eine der häufigsten Todesursachen für COPD-Patienten. Die Mortalitätsrate innerhalb eines Jahres nach stattgehabter Exazerbation liegt bei rund 35 %, im Fall einer neuerlichen Hospitalisierung bei rund 60 %. Betrachtet man akute Exazerbationen von Seiten des Gesundheitssystems, so sind jene nur unter höchstem Ressourceneinsatz zu bewältigen. 70 % aller Kos ten, die durch eine COPD entstehen, fallen für akute Exazerbationen an. Um jene Kos ten effektiv zu minimieren, müssen Kostenträger nicht nur in die Akuttherapie investieren (kurzer Krankenhausaufenthalt), sondern vor allem auf ein rasches Wiedererlangen des Gesundheitszustandes sowie in die Präven – tion neuerlicher, zu vermeidender Exazerbationen setzen (> Tab. 1).

 

Was bringt Rehabilitation?

Nach den allgemein gültigen Richtlinien ist bei allen COPD-Patienten mit Schweregrad II–IV (B–D) nach GOLD – auch bei Rauchern – eine standardisierte pneumologische Rehabilitation der wichtigste Eckpfeiler der nicht-medikamentösen Therapie. Mit einem interdisziplinären Konzept (körperliches Training, Schulung, Raucherentwöhnung, Atemtherapie, Ernährungs- und psychosoziale Beratung) können die Atemnot als Leitsymptom der COPD, aber auch die krankheitsspezifischen systemischen Effekte der Erkrankung (Dekonditionierung, Inaktivität, Depression, Isolierung) verbessert und somit dem Patienten zu mehr Lebensqualität verholfen werden.
Vielfach zeigten bereits Anfang der 2000er- Jahre publizierte europäische Daten, dass COPD-Patienten nach stattgehabter spitalspflichtiger Exazerbation trotz optimaler medikamentöser Therapie viele Wochen benötigen, um sich wieder zu erholen. 25 % all jener Patienten erlangen die vor der Hospita- lisierung bestehende Leistungsfähigkeit nicht mehr zurück. Ein Teufelskreis aus Atemnot, Vermeidung körperlicher Aktivität und zunehmender Inaktivität beginnt. Schon damals zeigte sich, dass eine pneumologische Rehabilitation kurz nach stattgehabter Exazerbation nachweislich sicher ist, aber auch den Genesungsverlauf und das Wiedererlangen der Leistungsfähigkeit und Lebensqualität beschleunigt. Die aktuellsten Daten zeigen noch viel mehr. Heute weiß man, dass eine frühe Rehabilitation nach akuter Exazerbation das Risiko einer neuerlichen Spitalseinweisung sowie die Mortalität senkt. Des Weiteren steigt die Leistungsfähigkeit rascher an, und die Patienten erlangen rascher an Lebensqualität zurück. Ganz wesentlich ist, nach Absolvierung eines Rehabilitationsprogramms körperlich aktiv zu bleiben. Dies kann in im Sinne von Heimtraining (Home- Trainer, Nordic Walking) oder in ambulanten Rehabilitationseinrichtungen geschehen.

COPD Audit: bedenkliche Österreich-Daten

Kürzlich wurden die ersten Ergebnisse des österreichischen COPD Audits vorgestellt. Hier wurden Daten von mehr als 800 COPDPatienten aus 26 Zentren mit einer akuten spitalspflichtigen Exazerbation gesammelt und jene über 90 Tage nachbeobachtet. Alarmierend war, dass fast 40 % der österreichischen COPD-Patienten innerhalb von 90 Tagen wieder ins Spital aufgenommen werden mussten. Laut der Studieninitiatoren könnte der Grund hierfür das in Österreich unzureichend ausgebaute Entlassungsmanagement sein (Checklisten vor und nach Spitalsentlassung siehe > Tab. 2). Ebenso bedenklich waren Daten, die zeigten, dass nur rund 18 % all dieser COPD-Patienten Zugang zu einer nachfolgenden Rehabilitation hatten. Im Vergleich zu den europäischen COPD-Audit-Daten liegt Österreich damit auf den hintersten Rängen – europaweit liegt die Zahl hierfür bei rund 50 %. Hier muss ganz klar die Forderung an die Krankenkassen erfolgen, da ein flächendeckendes Angebot der ambulanten, wohnortnahen pneumologische Rehabilitation in Österreich zurzeit nicht gegeben ist.

 

FACT-BOX

• www.goldcopd.org – GOLD-Strategie 2011

• CAT-Test: www.catestonline.org/english/index_German.htm

• COPD-Exazerbationen vermindern die Leistungsfähigkeit und Lebensqualität und führen häufig zum Tod.

• Eine frühe pulmonale Rehabilitation nach stattgehabter akuter Exazerbation verbessert nachweislich die Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und senkt die Mortalität.

 

Literatur bei der Verfasserin