Pollenwarndienst: Präzise Pollen- und Symptomvorhersagen

Hinter dem Österreichischen Pollenwarndienst, unter der Leitung von Uwe E. Berger an der HNO-Klinik der MedUni Wien, verbirgt sich ein interdisziplinäres Team aus fast allen Bundesländern. Dieses Team hat sich der Aufgabe verschrieben, Ärzten, Pollenallergikern und Interessierten einzigartige Services wie personalisierte Pollenvorhersagen, Diagnosetools und Symptomvorhersagen zur Verfügung zu stellen, die auf Wissenschaft und geprüften Daten basieren. Die Herausforderungen der Arbeit können nur durch Interdisziplinarität bewältigt werden.
Im Team arbeiten Mediziner, Aerobiologen, Botaniker, Freelancer bis hin zu Paläobiologen, Mathematiker und Meteorologen. Durch eine kontinuierliche Forschung dürfen sich Patienten zukünftig darauf freuen, noch mehr Beratung und Betreuung beim Österreichischen Pollenwarndienst der MedUni Wien finden zu dürfen.

Pollenvorhersage

Der Pollenflug beschäftigt unsere Pollenallergiker und den „Pollenwarndienst“ mittlerweile fast das ganze Jahr über (Abb.). Denn die wichtigsten allergenen Pflanzen, von den Frühblühern Hasel und Erle über Esche, Birke und die Gräser bis hin zu dem Spätblüher Ragweed, nehmen die Zeit von Jänner bis September in Anspruch. In manchen Jahren auch schon früher – ab Mitte Dezember und länger bis in den Oktober hinein. In dieser Zeit werden Luftproben genommen, Pollenkörner gezählt, Daten eingespeist und ausgewertet sowie Prognosen samt Polleninformation zu unterschiedlichsten Themen erstellt.
Neben den anspruchsvollen Routinetätigkeiten wird aber auch geforscht. Wissenschaftlich gesehen machen die Aerobio-logen Ausflüge in die Meteorologie, Klimatologie, Forensik und natürlich auch in die Medizin. Was sich trocken anhört, ist der Nährboden für die Entwicklung innovativer Services. Nur mit einem verbesserten Verständnis der grundlegenden Mechanismen kann man ein Problem begreifen und anschließend lösen oder zumindest versuchen, besser damit umzugehen.

 

 

Hilfe durch Analyse der Daten des Pollentagebuchs

Um ein Beispiel zu nennen: Erst kürzlich wurden die Daten des Pollenfluges mit jenen aus dem Pollentagebuch (www.pollentagebuch.at bzw. über die „Pollen“-App) samt Wetterdaten analysiert. Dabei stellte sich heraus, dass die Beschwerden der Betroffenen nicht zur Gänze durch die komplementären Datensätze erklärt werden konnten, ein Puzzleteil fehlte. Darauf konnte der Österreichische Pollenwarndienst in Zusammenarbeit mit dem Umweltbundesamt und der Abteilung für Umweltmedizin der MedUni Wien Datensätze zu den wichtigsten Parametern der Luftverschmutzung sichern: Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid sowie zwei Kategorien von Feinstaub und Ozon. Unter allen möglichen Faktoren kristallisierte sich nur ein Kandidat heraus, der mit der Spitze der allergischen Symptome korrelierte: Ozon.

„Pollen“-App

Diese Erkenntnis ist die Grundlage für die Weiterentwicklung von Services innerhalb der „Pollen“-App für alle Patienten, um Vorhersagen noch treffsicherer zu machen. Das Allergierisiko, das somit auf den Pollenflugvorhersagen sämtlicher Allergene, der Luftqualitätsvorhersagen und – wenn vorhanden – den subjektiv eingegebenen Beschwerden basiert, konnte somit wesentlich verfeinert werden.
Etwa 25 % der Bevölkerung leiden an Allergien, daher ist es kein Wunder, dass sich unter den Experten des Österreichischen Pollenwarndienstes der MedUni Wien auch Pollenallergiker verbergen. Dementsprechend stark ist die Motivation, die Prognosen für möglichst alle Pollenallergiker informativ zu gestalten, was vor allem in der Textprognose gelingt, in der man ausführlich auf solch unterschiedliche Reaktionen hinweisen kann.

 

Was Sie Ihren Patienten mitgeben können
Die Nutzung der „Pollen“-App hilft Ihren Patienten, die eigenen Symptome besser zu verstehen und ihr Verhalten anzupassen, beispielsweis durch Reduktion von Outdooraktivitäten. Gerade da ist der Schutz der Schleimhäute durch Expositionsvermeidung besonders wichtig. Ebenso helfen physikalische Maßnahmen gegen die Inspiration der Pollen, Nasenfilter, aber auch seit der Coronavirus-Pandemie der Mund-Nasen-Schutz.
Instruieren Sie Ihre Patienten, dass die Allergikerkarriere mit Rhinitis beginnt, jedoch durch Etagenwechsel zu Asthma bronchiale führen kann. Neben unspezifischer Stärkung der natürlichen Immunabwehr ist die spezifische Allergen-Immuntherapie die einzig kausale präventive Maßnahme dagegen.