Die stille Gefahr

Schlafbezogene Atmungsstörungen (SBAS) betreffen bis zu 8 % der österreichischen Bevölkerung und können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Die häufigste Form ist die obstruktive Schlafapnoe (OSA), gekennzeichnet durch Atemaussetzer oder reduzierten Luftstrom während des Schlafes. Diese führen zu Sauerstoffmangel, Tagesmüdigkeit und erhöhen das Risiko für Unfälle sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Frühzeitige Diagnose und Therapie sind daher entscheidend. Hauptrisikofaktoren sind Übergewicht, Rauchen, unregelmäßige Schlafzeiten sowie genetische und anatomische Besonderheiten.

Symptome und Risiken

Typische Symptome sind:

  • Schnarchen und beobachtete Atemaussetzer
  • Tagesmüdigkeit und Schläfrigkeit
  • Konzentrationsprobleme
  • morgendliche Kopfschmerzen
  • nächtliches Erwachen mit oder ohne Atemnot

Aufgrund ausgeprägter Tagesmüdigkeit ist das Unfallrisiko im Straßenverkehr bei OSA bis zu 7-fach erhöht. In Österreich müssen Betroffene daher eine adäquate Therapie durchführen, um aktiv am Straßenverkehr teilnehmen zu dürfen.

SBAS erhöhen zudem deutlich das Risiko für Komorbiditäten, insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Das Risiko für Herzinfarkte steigt um das 3-Fache, für Schlaganfälle sogar um das 4-Fache. Auch arterielle Hypertonie, Herzinsuffizienz, Diabetes mellitus und chronische Niereninsuffizienz treten häufiger auf. Ursachen hierfür sind intermittierende nächtliche Hypoxämie, sympathische Überaktivierung, Plättchenaggregation, erhöhte Insulinresistenz und endotheliale Dysfunktion. Insgesamt steigt die 10-Jahres-Mortalität unbehandelter SBAS-Patient:innen um etwa 30 %.

Diagnostik

Wichtig ist zunächst eine sorgfältige Anamnese der Schlafgewohnheiten und Symptome der Patient:innen – auch von Bettpartner:innen berichtet. Standarddiagnostik ist die ambulante Polygrafie, bei der Atmung, Sauerstoffsättigung, Puls und Körperlage gemessen werden. Bei Bedarf erfolgt eine Polysomnografie im Schlaflabor mit zusätzlicher Messung von Hirnaktivität und Muskelbewegungen. Der Schweregrad richtet sich nach der Anzahl der Atemaussetzer pro Stunde, dem Apnoe-Hypopnoe-Index (AHI). Ein AHI ≥ 5/h mit Symptomen oder ≥ 15/h ohne Symptome bestätigt die Diagnose einer OSA; ein AHI ≥ 30/h gilt als schwergradig.

Therapie

Die Behandlung richtet sich nach Ursache und Schweregrad:

  • Gewichtsreduktion: kann bei Übergewichtigen Symptome deutlich verbessern oder sogar beseitigen.
  • Rauchstopp: verbessert Therapieerfolg.
  • Unterkieferprotrusionsschienen: verhindern nachts das Zurückfallen von Zunge und Unterkiefer; effektiv bei leichter bis mittelschwerer OSA.
  • Lagetherapie: Bei lageabhängiger OSA hilft eine Rückenlageverhinderungsweste; effektiv bei leichter bis mittelschwerer OSA.
  • PAP-Therapie (Positive Airway Pressure): Goldstandard bei OSA; über eine Maske wird ein leichter Überdruck erzeugt, der den Kollaps der Atemwege verhindert.
  • Operative Eingriffe: In bestimmten Fällen können Operationen zur Erweiterung der oberen Atemwege sinnvoll sein.
  • Zungenschrittmacher: ausgewählte Patient:innen mit mittelschwerer bis schwerer OSA, welche die PAP-Therapie nicht tolerieren.
  • Beatmungstherapien (Bi-Level-PAP oder Auto-Servo-Ventilation): Bei zentraler Schlafapnoe oder Hypoventilationssyndromen kommen spezielle nichtinvasive Beatmungsverfahren zum Einsatz.

Fazit

SBAS sind häufige Erkrankungen mit potenziell schwerwiegenden Folgen. Eine frühzeitige Diagnose sowie konsequente Therapie sind entscheidend zur Verbesserung der Lebensqualität und Reduktion des Risikos für Folgeerkrankungen. Allgemeinmediziner:innen und Fachärzt:innen spielen eine wichtige Rolle bei der Erkennung und Behandlung von SBAS. Sie sind oft die ersten Ansprechpartner:innen für Patient:innen mit entsprechenden Symptomen und können die Weichen für eine erfolgreiche Therapie stellen. Eine sorgfältige Anamnese, die Berücksichtigung von Risikofaktoren und die Einleitung der richtigen Diagnostik sind für die optimale Versorgung der Patient:innen entscheidend.

Praxismemo

  1. Schlafapnoe erhöht das Unfallrisiko und fördert Komorbiditäten, weshalb eine frühzeitige Therapie entscheidend ist.
  2. Erster abklärender Schritt ist die Anamnese der Schlafgewohnheiten durch die Patient:innen und Bettpartner:innen.
  3. Goldstandard in der OSA-Therapie ist die PAP-Atemmaske, die durch Überdruck den Kollaps der Atemwege verhindert.