Interventionelle Radiologie erhält Gebärmutter

Ebenso wie die Größe machen sich auch die Symptome bei jeder Frau unterschiedlich bemerkbar: Von leichten Rücken- oder Beckenschmerzen bis zu sehr starken und langen Menstruationsblutungen oder Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs ist die Bandbreite groß. Meist sind Myome zwar nicht symptomatisch, aber wenn erhebliche Beschwerden auf längere Zeit die Lebensqualität der Patientin verringern, besteht klarer Handlungsbedarf.
Chirurgische Eingriffe, allen voran die Gebärmutterentfernung, waren lange Zeit die Standardtherapie. In den letzten 20 Jahren hat sich die Gebärmuttermyomembolisation (UFE), ein von interventionellen Radiologen durchgeführtes Verfahren, als sanfte, Gebärmutter-erhaltende Alternative etabliert. Hierbei wird die Blutzufuhr zum Myom gestoppt und das Geschwür wird ausgehungert, ganz ohne Einschnitte und Narben. Durch einen kleinen Einstich in die Haut wird ein Führungsdraht durch die Leistenarterie in die Gebärmutterarterie, die die Geschwulst mit Blut versorgt, geführt. Mikropartikel werden in das Myom gespritzt und somit die Blutgefäße verschlossen. Dadurch wird die Blutzufuhr zum Myom gestoppt, wodurch es schrumpft. Ein Eingriff, der sich weltweit etabliert hat.
Die Auswertung der neuesten Langzeitstudie zur Gebärmuttermyomembolisation belegt die nachhaltige Wirkung des Eingriffes. Somit ist es dank der UFE bei 76 % aller Frauen trotz hartnäckiger Symptome nicht mehr nötig, den Uterus zu entfernen. Bei starker
Monatsblutung liegt die Heilungsrate gar bei 80 bis 90 %. Auffallend in der klinischen Studie ist auch die schonende Natur des Eingriffes: Patientinnen bleiben meist nur zwei bis drei Tage im Krankenhaus, werden unter örtlicher Betäubung behandelt und können nach ca. zehn Tagen wieder ihrem gewohnten Lebenslauf nachgehen2.
„Gebärmuttererhalt ist, abgesehen von der minimalen Invasivität, wohl der entscheidende Vorteil, den dieser Eingriff bietet“, sagt Professor Siegfried Thurnher, FA für Radiologie, Barmherzige Brüder, Wien.
Seit Mai 2012 verfügt das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien über eine neue, nicht invasive Behandlung von Myomen mittels Ultraschallwellen (MR-HIFU). Dabei wird durch Hitzeeinwirkung das Myom verödet und in Folge vom Körper resorbiert. Für diese Therapie ist weder Skalpell noch Katheter erforderlich und diese kann ambulant durchgeführt werden. Patientinnen können sich direkt an das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Wien oder an die ÖGIR wenden.

 

1 http://www.uterine-fibroids.org/

2 Daten von REST Trial; You’ve come a long way, UFE; Interventional Quarter; Issue 4; June 2011

 

 

IROS 2013: Highlights aus der interventionellen Radiologie

NACHGEFRAGT BEI…

… Priv.-Doz. Dr. med. Thomas J. Kröncke, MBA, EBIR, Vorstandsmitglied der DeGIR (Deutsche Gesellschaft für Interventionelle Radiologie) und stellvertretender Direktor der Klinik für Radiologie der Charité Berlin. Eines seiner Schwerpunktgebiete ist die Myomembolisation, die er maßgeblich in Deutschland etabliert hat.
Welche Highlights hatte das IROS heuer zu bieten?
Das IROS (Interventionell Radiologisches Olbert Symposium) mit rund 800 Teilnehmern ist in den letzten Jahren der bedeutendste Kongress für interventionelle Radiologen im deutschsprachigen Raum. Er bildet das gesamte thema­tische Spektrum des Faches ab und informiert über Innovationen in Wissenschaft, Forschung und Technologie. Aber nicht nur das: Er ist auch der führende Fortbildungskongress der interventionellen Radiologie. Ein Highlight des IROS waren die live übertragenen Interventionen aus dem Klinikum Darmstadt und dem Klinikum Elisabethinen in Linz. Die Kongressteilnehmer waren nicht bloß Zuschauer, sondern konnten auch Fragen stellen. Versierte Modera­toren haben die einzelnen Schritte erläutert und auch Nachfragen an die Operateure gestellt. Der starke Praxisbezug zog sich durch den gesamten Kongress: Teilnehmer konnten bei Hands-on-Workshops selbst Hand anlegen. Themen dabei waren unter anderem Grundzüge der Embolisation, die Therapie des Schlaganfalls, Interventionen bei Aortenaneurysmen oder zentralvenöse Zugänge.
Welche wissenschaftlichen und technischen Trends ­wurden diskutiert?
Es gibt in vielen Feldern Neuerungen. Stellvertretend für das breite Spektrum möchte ich drei herausgreifen: Wir sprachen über die Versorgung von Patienten mit peripherer arterieller Verschlusskrankheit, bei der derzeit noch umstritten ist, ob medikamentenbeschichtete Ballons und Stents ihren Stellenwert langfristig halten werden. Be­handelt wurden Eingriffe an der Niere, zum Beispiel der aktuelle Stellenwert der Ballon-Angioplastie bei der ­Nierenarterienstenose oder das noch relativ junge Verfahren der renalen Denervation bei therapierefraktärem Hyper­tonus. Schließlich rückten die interventionell-onkologischen Verfahren der lokoregionären Tumortherapie der Leber in den Blick.