Das ÖGAM-Praxissiegel

Die Ebene der hausärztlichen Primärversorgung besteht aus einer bunten Vielfalt an Zusammenarbeitsformen (Einzelordinationen mit Teams und Netzwerken, Anstellungen von Kolleg:innen, Gruppenpraxen und Primärversorgungseinheiten).
Unabhängig davon ist es jedoch so, dass viele von ihnen eine hohe Versorgungsqualität entlang der facheigenen Definitionen liefern. Um diese Qualität der Primärversorgung darzustellen und auch dazu beizutragen, hat die ÖGAM ein Praxissiegel entwickelt, das einerseits das Engagement und die Versorgungsqualität in der Primärversorgung darstellen soll, andererseits den Kolleg:innen Informationen und Ideen liefern kann, wie sie ihre Arbeit und ihre Qualität auch besser darstellen können.

Mit diesem Siegel zeichnet die ÖGAM diejenigen Praxen aus, die sich der hausärztlichen Primärversorgung verpflichtet fühlen und ihre Praxen dementsprechend organisiert haben.
Das Siegel wird unabhängig von der Organisationsform vergeben, es gilt sowohl für die Einzelordinationen als auch für alle Varianten von Kooperationsmodellen sowie für PVEs.

Grundvoraussetzung für die Bewerbung um das Praxissiegel sind natürlich die 4 „Säulen“ der Primärversorgung – die 4 Cs:

  • Stelle des Erstkontakts: Niedrigschwelligkeit (First Point of Contact)
  • Kontinuität der Versorgung (Continuity)
  • umfassende Versorgung (Comprehensiveness)
  • interdisziplinäre und interprofessionelle Kooperation (Coordination)

Abgefragt werden mitunter: erworbene Zusatzqualifikationen (DFP-Diplome), Teilnahme an Bereitschaftsdiensten, Verfügbarkeit einer Praxis-Website, Bereitschaft zur Diagnosekodierung, Informationsaustausch im Sprengel (z. B. über Qualitätszirkel), Kooperation mit Berufsgruppen außerhalb der Praxis, Anerkennung als Lehrpraxis durch die Ärztekammer oder als Lehrordination durch die Universität, gewisse Standards in der Ausstattung, Angebot von Disease-Management-Programmen, Angebot von Hausbesuchen und Palliativmedizin sowie von Vorsorgeuntersuchungen und Gesundheitsförderung.

Die verpflichtenden und optionalen Kriterien des Praxissiegels wurden in einem abgestuften Prozess (Fokusgruppen, Delphi-Prozess, Vorstandsdiskussion und -beschluss) in der ÖGAM erarbeitet.

Was hat die Praxis davon?

Das Praxissiegel kann als Logo verwendet werden und die gebotene hohe Qualität nach außen spiegeln. Neben dem Zertifikat bekommen Sie eine Urkunde, die aufgehängt werden kann.
Der Hauptnutzen besteht darin, dass unsere hohe hausärztliche Qualität und unser Engagement für diesen Beruf sichtbar werden.
Sichtbar wird auch, dass Primärversorgung in ganz unterschiedlichen Formen gelebt werden kann und gelebt wird.

Die ausgezeichneten Praxen werden in die Primärversorgungskarte Österreich (auf der Plattform Primärversorgung) eingetragen, wir werden möglichst viele dieser Praxen in unseren Medien vorstellen. Dies hat den Zusatznutzen, dass interessierte Kolleg:innen bei einer Umstellung ihrer Praxisorganisation Anregung und Unterstützung finden können: mit Informationen, mit Ideen und mit Erfahrungen.

Die ÖGAM möchte damit unterstreichen, dass jede Form von hausärztlicher Primärversorgung gestärkt, unterstützt und gefördert werden muss, wenn unser Ziel erreicht werden soll: gerechte, gute und sichere Primärversorgung für alle Menschen, die in Österreich leben.

Weitere Informationen dazu finden sich unter https://oegam.at/artikel/praxissiegel.
Im Rahmen des Primärversorgungskongresses in Graz konnten erfreulicherweise bereits die ersten Siegel vergeben werden.