Geriatrie neu denken

DAS WICHTIGSTE IN KÜRZE:

• Die Bevölkerungsgruppe der über 85-Jährigen wird in den nächsten Jahren massiv zunehmen. Die Arbeit mit älteren Menschen setzt eine hohe klinische Expertise und Erfahrung heraus. Leider ist die Personalentwicklung in der Geriatrie rückläufig – hier braucht es neue Wege, um junge Menschen für die Arbeit mit älteren Patient:innen zu begeistern.
• In der Geriatrie gibt es aktuell viele Innovationen. Ein kardiologisches Beispiel ist der transkutane Klappenersatz, der in der Versorgung von älteren Patient:innen bereits im Alltag integriert ist und deren Lebensqualität deutlich verbessert.
• Bei den medikamentösen Entwicklungen kam es rezent zur Zulassung einer Amyloid-Antikörper-Therapie. Bei Neuzulassungen besteht aber das Problem, dass die Zulassungskriterien sehr engmaschig gestrickt sind: Lecanemab ist nur im Frühstadium der Alzheimer-Demenz ein Thema. Aufgrund der öffentlichen Wahrnehmung von Demenz kommt es aber meist erst sehr spät zur Diagnose, weshalb diese Therapieform dann keine Option mehr darstellt.
• Multimorbidität ist sehr häufig mit Polypharmazie verbunden. Die Gesamttherapieplanung nimmt viel Zeit in Anspruch, die in Ordinationen und Spitalsambulanzen meist fehlt. Das Know-how über die Bedeutung der einzelnen Medikamente und deren Kombinationsmöglichkeiten ist hier eine der Stärken der Geriatrie.
• Allgemeinmediziner:innen leisten sehr viel in der chronischen Versorgung geriatrischer Patient:innen. Für das Komplexmanagement und die Akutversorgung fehlt in Österreich noch immer die Sonderfachausbildung Geriatrie sowie der Ausbau der dringend benötigten Akutgeriatrien.