HPV: Prävention und ihr Stellenwert

Humane Papillomviren (HPV) vom Typ 16 und 18 verursachen nahezu 70 % der invasiven Zervixkarzinome. Die meisten Infektionen sind transient, kommt es jedoch zu einer Persistenz eines onkogenen HPV-Stammes, können hochgradige intraepitheliale Zellveränderungen entstehen. Darüber hinaus sind die verschiedenen HPV-Stämme noch mit vielen weiteren Erkrankungen assoziiert, die es zu verhindern gilt: Genitalwarzen (Kondylome), Karzinome des Mund- und Rachenraums, Penis- und Analkarzinom sowie Vaginal- und Vulvakarzinom.

HPV-frei durch Impfung

Die häufigste Art der Übertragung ist Sexualkontakt. In dem Alter, in dem die ersten sexuellen Erfahrungen gesammelt werden, steigt auch die Inzidenz für HPV-Infektionen an. Die Verwendung von Kondomen kann das Risiko für die Übertragung der HPV-Viren reduzieren, sie jedoch nicht vollständig verhindern. Die Impfung ist daher derzeit die beste Maßnahme zur Primärprävention von HPV-Infektionen.

2014 wurde in Österreich ein Gratis-Schulimpfprogramm für 9- bis 12-Jährige implementiert, mit der Möglichkeit zum Catch-up bis zum 15. Lebensjahr. Durch die zwei (beziehungsweise ab 12 Jahren drei) Teil­impfungen werden Buben wie Mädchen langfristig und wirksam vor einer In­­-fektion mit 9 verschiedenen HPV-Stämmen, darunter die Hochrisikotypen 16 und 18, geschützt.1

Bei einer Durchimpfungsrate von 60 % der Mädchen und 40 % der Buben mit dem 9-fach-Impfstoff lässt sich eine 90%ige Reduktion des invasiven Zervixkarzinoms über 100 Jahre erwarten.2 Real-Life-Daten aus Ländern mit hoher Durchimpfungsrate zeigen bereits die impfinduzierten Erfolge in der Reduktion von Genitalwarzen und Krebsvorstufen.3

Sekundärprävention

Die Früherkennung ist die zweite wichtige Säule in der Krebsprävention. Seit der Einführung des zytologischen Abstriches des Gebärmutterhalses (PAP-Test) im Rahmen der gynäkologischen Vorsorgeuntersuchung ist die Zahl der Zervixkarzinome um zwei Drittel gesunken. Die Stärke des Tests ist seine hohe Spezifität, jedoch wird aufgrund der eingeschränkten Sensitivität ein Teil der Läsionen nicht erkannt. Weitere Verbesserungen hinsichtlich der Neuerkrankungen sind daher durch den PAP-Test nicht zu erwarten.1, 4

Der HPV-Test wird wie ein Abstrich durchgeführt, nur anders ausgewertet, und hat den Vorteil einer höheren Sensitivität. Ziel des HPV-Tests ist, eine persistierende Infektion und damit ein erhöhtes Risiko zu identifizieren. So ist zum Beispiel der zweimalige Nachweis einer HPV-Infektion mit Typ 16 im Abstand von einem Jahr bei einerFrau über 30 Jahren mit einem 50%igen Risiko für die Entwicklung einer un-mittelbaren Präkanzerose (CIN 3) verbunden.5
Mehrere Studien aus euro­päischen Ländern, die HPV-Tests bereits in der Vorsorge einsetzen, zeigten, dass die Vorstufen des Zervixkarzinoms besser und schneller mittels HPV-Test erkannt wurden als durch das zytologische Screening.6 Risikoreduktionen um bis zu weitere 60 % seien möglich.7

Bis dato ist die HPV-Testung in Österreich nur in speziellen Fällen indiziert und finanziert. Die Österreichische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (OEGGG) hat bereits Ende 2015 ein Positionspapier herausgegeben, das die Implementierung einer HPV-Testung bei Frauen ab 30 Jahren unterstützen soll. Die Wahl der Vorsorgemethode soll beim betreuenden Gynäkologen liegen – die jährliche Untersuchung ist und bleibt das Kernelement der Vorsorge.1

Literatur:
1 Braune G et al., HPV Task Force der OEGGG – Positionspapier 10/2015
2 Boiron L et al., BMC Infect Dis 2016; 16:153
3 Lehtinen M et al., BMJ Open 2017; 7(8):e015867
4 Mayrand et al., N Engl J Med 2007; 357(16): 1579–88
5 Kjaer et al., JNCI J Natl Cancer Inst 2010; 102: 1478–88
6 Ronco G, NTCC Networking Group; Lancet Oncol 2010; 11(3): 249–57
7 Ronco G et al., Lancet 2014; 383(9916): 524–32