Inhalative Allergien – vermeiden, lindern und heilen

Zu den häufigsten Allergenen einer inhalativen Allergie zählen Pollen (von Bäumen, Gräsern, Kräutern), Milben (Hausstaub- und Vorratsmilbe), Tiere (Katze, Hund, Meerschweinchen) und Schimmelpilze. Man unterscheidet ganzjährig vorkommende bzw. perenniale Allergene wie Milben- oder Tierallergene von saisonal vorkommenden Allergenen wie Baum- oder Gräserpollen. Durch Interaktion zwischen Allergen und IgE-Antikörper kommt es über eine Mastzell- und Basophilenaktivierung zur Mediatorenfreisetzung (vorwiegend Histamin). Zu den Auswirkungen an den Effektororganen zählen Heufieber, d. h. allergische Rhinitis und Konjunktivitis, Asthma bronchiale, kutane Manifestationen (Urticaria, atopische Dermatitis), gastrointestinale Symptome (Blähungen, Durchfall) bis hin zu schweren generalisierten Symptomen (Anaphylaxie).
Für die Diagnose sind neben einer genauen Anamnese die Messung allergenspezifischer Antikörper (IgE-mediierte Allergie) und damit die Identifizierung des krankheitsverursachenden Allergens entscheidend. Dazu verwendet werden Allergenextrakte für Pricktests oder im Falle eines sogenannten „explorativen Allergietests“ eine umfangreichere, dafür kostspieligere In-vitro-Diagnostik mittels molekularer Komponentenanalyse mit bis zu 300 Allergenen. Die Durchführung der Tests erfolgt in spezialisierten Laboren, und sie sind die Grundlage für das weitere Vorgehen in der Praxis.

Vermeidung als beste Option

Allergenkarenz ist die effektivste Maßnahme, allergische Beschwerden zu vermeiden. Je nach Allergen können allgemeine Maßnahmen zur Allergenreduktion angewendet werden. Bei in der freien Natur vorkommenden Pollen ist eine Allergenexposition jedoch praktisch unvermeidbar. Allgemeine Maßnahmen hierbei beinhalten:

  • getragene Kleidung nicht ins Schlafzimmer nehmen,
  • Haare vor dem Zubettgehen waschen,
  • Meiden von Sport im Freien bei hoher Pollenbelastung.

Hausstaubmilben ernähren sich von menschlichen Hautschuppen. „Tatort“ ist in erster Linie das Schlafzimmer. Milbendichte Überzüge für Matratzen, Kissen, Bettdecken (sog. „Encasing-Maßnahmen“), Teppiche und Vorhänge (Staubfänger) vermeiden, Bettzeug bei mindestens 60 °C waschen, kühle Temperatur im Schlafzimmer und regelmäßiges Stoßlüften helfen, die Milbenlast zu vermindern.
Die Vorratsmilbe kommt in Mehl- und Getreideprodukten, Heu, Bauernhöfen/Ställen vor. Auch in diesem Fall ist es ähnlich wie bei der Hausstaubmilbe die Inhalation des Aeroallergens, das zu Symptomen in den Atemwegen führt.
Bei Tierallergenen ist das oberste Gebot, Tierkontakte zu meiden, eine einfache und sehr wirksame Maßnahme, wenngleich sich dieser Ratschlag in der Praxis nicht immer problemlos umsetzen lässt.
Noch problematischer wird die Situation, wenn es sich um berufsbezogene Allergene handelt (z. B. Mehlallergene bei Bäckerasthma); dies kann unter Umständen einen Berufswechsel erfordern.

Symptomatische Behandlung

Antihistaminika, oral als Tablette, Saft oder Tropfen eingenommen, führen meist zu einer deutlichen Symptomlinderung. Tritt Müdigkeit als unerwünschte Wirkung auf, kann der Wechsel auf ein anderes Antihistaminikum notwendig bzw. sinnvoll sein.
Als weitere Therapieoption stehen topisch anwendbare Präparate zur Verfügung, die je nach betroffenem Organsystem Nasensprays oder -tropfen, Augentropfen oder für den Fall asthmatischer Beschwerden inhalative Medikamente beinhalten. Die Wirksubstanzen dieser Medikamente sind in der Regel lokal anwendbare Antihistaminika, gegebenenfalls kombiniert mit Kortikosteroiden. Bei der Behandlung des Asthma bronchiale werden inhalative Kombinationspräparate verwendet, die einerseits eine rasche antiobstruktive Wirkung (Betamimetika) und andererseits entzündungshemmende Eigenschaften (Kortikosteroide) entfalten. Letztere werden in schweren Fällen auch systemisch, intravenös oder in oraler Therapieform, angewendet.

Allergenspezifische Immuntherapie

Voraussetzung für die allergenspezifische Immuntherapie (SIT) ist der Nachweis einer IgE-vermittelten Sensibilisierung und ein eindeutiger Zusammenhang mit Symptomen (Anamnese, evtl. Provokationstest). Die Indikation für eine SIT besteht, wenn Allergenkarenz nicht (ausreichend) möglich ist, die Symptome mäßig oder schwer sind und es standardisierte Präparate zur Anwendung gibt. Derzeit stehen Präparate für die subkutane und die orale Anwendung zur Verfügung. Bei saisonalen Allergenen wird die SIT gewöhnlich präsaisonal gestartet, bei perennialen Allergenen kann jederzeit begonnen werden. Ab einem Alter von 5 Jahren kann eine SIT grundsätzlich durchgeführt werden. Zu den Kontraindikationen zählen unkontrolliertes Asthma bronchiale, Immundefekte, schwere Autoimmunerkrankungen und aktive Malignome.
Jedenfalls behandelt (SIT) gehören schwere, potenziell lebensbedrohliche Insektengiftallergien, die in der Regel ein hohes Therapieansprechen haben. Daten zeigen, dass durch die SIT weniger häufig ein Übergang von allergischer Rhinokonjunktivitis in allergisches Asthma eintritt sowie Neusensibilisierungen reduziert werden.

Wissenswertes für die Praxis
  • bei Verdacht allergischer Symptome zur allergologischen Abklärung und Evaluation zuweisen
  • allgemeine Maßnahmen zur Reduktion der Allergenexposition nicht unterschätzen
  • aktuelle Pollenbelastung
  • bei schwerer allergischer Reaktion/Anaphylaxie in der Anamnese, Führen eines Adrenalin-Autoinjektors und Schulung (auch der Umgebung! Selbstverabreichung in der Akutsituation nicht immer möglich)

Literatur beim Verfasser