Besteht der Verdacht auf eine anaphylaktische Reaktion muss umgehend mit der Notfalltherapie begonnen werden. Sie richtet sich vor allem nach den klinischen Symptomen.
Die Anaphylaxie äußert sich als akute systemische Reaktion mit den Symptomen einer allergischen Sofortreaktion und ist potenziell lebensbedrohlich. Innerhalb von Minuten kann es zu einer Verschlimmerung bis hin zum Schock und Tod kommen. Anaphylaktische Reaktionen können auf jeder Stufe spontan zum Sillstand kommen. Sie können jedoch auch trotz adäquater Therapie fortschreiten. Dieser Umstand macht es gegebenenfalls schwierig, die Wirksamkeit der Maßnahmen zu beurteilen.
Die wichtigsten Maßnahmen auf einen Blick:
- Das wichtigste Medikament in der Akutphase ist ohne Zweifel Adrenalin (Epinephrin). Adrenalin soll bei den ersten Anzeichen einer anaphylaktischen Reaktion intramuskulär in einer Dosis von 0,3–0,5 mg in die Außenseite des Oberschenkels verabreicht werden. Gegenüber der intravenösen Anwendung ist das Risiko schwerer kardialer Nebenwirkungen weitaus geringer. Die subkutane Applikation wird nicht empfohlen.
- Die Gabe von 100%igem Sauerstoff mit hohem Fluss über eine Maske mit Reservoir ist bei jeglicher Art respiratorischer oder kardialer Nebenwirkung angezeigt.
- Bei überwiegender Bronchialobstruktion ist die Gabe von β-Adrenozeptor-Antagonisten wirksam, z. B. Salbutamol in einer Dosierung von zwei Hüben. Sollte die Wirkung ausbleiben, kann auf vier bis acht Hübe gesteigert werden. Außerdem ist die subkutane Gabe von Terbutalin wirksam.
- Die durch die Anaphylaxie resultierende relative Hypovolämie soll durch die Gabe von 1 bis 3 l einer balancierten Vollelektrolytlösung ausgeglichen werden.
- Die Wirkung von H1-Antihistaminika bei der Urticaria oder Rhinokonjunktivitis sind unbestritten. Sie können im Anfangsstadium nach Stabilisierung der Vitalfunktionen gegeben werden. Die Gabe von H2-Rezeptor-Antagonisten hat hingegen keine Evidenz.
- In der Akutphase spielen Glukokortikoide wegen ihres langsamen Wirkungseintritt eine eher untergeordnete Rolle. Sie können jedoch in einer Dosis von 500 bis 1.000 mg unabhängig von der Potenz gegeben werden. Geben Sie auch Glukokortikoide erst nach Stabilisierung der Vitalparameter.