Neues aus der Forschung

Trigeminusneuralgie – Differenzialdiagnose mitunter schwierig

Die Trigeminusneuralgie (TN) ist eine Erkrankung, die durch wiederkehrende sehr starke, kurzzeitige unilateral einschießende Gesichtsschmerzen gekennzeichnet ist. Die Betroffenen sind in ihrer Lebensqualität stark beeinträchtigt, da sich die Erkrankung auf das Sprechen, Essen, Trinken und Berühren des Gesichtes auswirkt. Sie geht zudem mit erhöhter Angst, Depression sowie mit einer erhöhten Suizidrate einher. Die jährliche Inzidenz liegt bei 4–29 pro 100.000 Personenjahren und steigt mit dem Alter. Die Diagnostik erfolgt durch ausführliche Anamnese und Untersuchung des Gehirns (z. B. mit Hilfe eines MRT). Aufgrund von Überschneidungen mit anderen neuropathischen und neuralgiformen Kopfschmerzen und orofazialen Schmerzstörungen kann die Differenzialdiagnostik mitunter schwierig sein. Für die Behandlung kommt eine medikamentöse Intervention in Betracht. Sind die Schmerzen damit nur schlecht kontrollierbar oder wird die Medikation nicht gut vertragen, ist ein chirurgischer Eingriff in Erwägung zu ziehen.

Quelle: Lambru G et al., Pract Neurol 2021; 21(5):392–402; DOI: 10.1136/practneurol-2020-002782


Atherosklerose – vorzeitige Menopause ein Risikofaktor?

Zur Risikoabschätzung für atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankungen (ASCVD) bzw. Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden Risikofaktoren wie Diabetes, Hyperlipidämie, Bluthochdruck und Fettleibigkeit herangezogen. Die vorzeitige Menopause als weiterer möglicher Risikofaktor wird derzeit nicht berücksichtigt. Daher ist nicht bekannt, inwieweit dieser Faktor eine quantitative Risikoabschätzung über die traditionellen Risikofaktoren hinaus zulässt. In einer US-amerikanischen Kohortenstudie wurde jetzt untersucht, ob die Aufnahme des Status der vorzeitigen Menopause die Risikovorhersage für ASCVD bei Frauen verbessert. Die Forscher analysierten dazu die Daten von 16.050 Frauen. Eine vorzeitige Menopause wurde als Menopause im Alter von < 40 Jahren definiert. Die ASCVD-Folgeerkrankungen koronare Herzkrankheit (KHK) und Schlaganfall wurden evaluiert. Den Ergebnissen zufolge war zwar eine vorzeitige Menopause mit einem erhöhten Risiko für ASCVD verbunden, das Hinzufügen der vorzeitigen Menopause als weiteren Bewertungsfaktor brachte jedoch keinen Vorteil bei der Vorhersage des ASCVD-Risikos.

Quelle: Freaney PM et al., JAMA Cardiol 2021;DOI: 10.1001/jamacardio.2021.3490


Schlauchmagen-OP langfristig sicherer als Magenbypass

Die Schlauchmagen-OP ist die am häufigsten angewandte bariatrische Operation zur Gewichtsreduktion bei adipösen Patienten. Doch bezüglich ihrer langfristigen Sicherheit, insbesondere im Vergleich zum Magenbypass (Roux-en-Y-Magenbypass) als einem alternativen laparoskopischen Verfahren, wusste man bislang nicht viel. Ein US-amerikanisches Forscherteam nahm sich jetzt dieser Frage an. In ihrer retrospektiven Kohortenstudie verglichen die Wissenschafter unter anderem das Mortalitätsrisiko, mögliche Komplikationen sowie erneute Eingriffe über einen Zeitraum von 5 Jahren nach einer Schlauchmagen-OP bzw. nach einem Magenbypass. Dazu rekrutierten sie 95.405 erwachsene Adipöse, wovon sich 57.003 Teilnehmer einer Schlauchmagen- und 38.402 einer Magenbypass-OP unterzogen. Den Ergebnissen zufolge war die Schlauchmagen-OP 5 Jahre nach dem Eingriff mit einem geringeren Mortalitätsrisiko, mit weniger Komplikationen und mit einem geringeren Risiko für eine erneute Intervention verbunden.

Quelle: Howard R et al., JAMA Surg 2021. DOI: 10.1001/jamasurg.2021.4981


Pandemie – weltweit Zunahme psychischer Krankheiten

Die Zahl psychischer Erkrankungen nahm durch die COVID-19-Pandemie weltweit deutlich zu. 2020 gab es zusätzlich geschätzte 53 Mio. Fälle von schweren depressiven Störungen und 76 Mio. Fälle von Angststörungen, die auf die „Corona“-Krise zurückzuführen sind. Das entspricht einer globalen Steigerung von 28 % bzw. 26 %. Das geht aus einer australisch-amerikanischen Studie hervor, welche die Auswirkungen der Pandemie auf die Prävalenz und Belastung durch schwere depressive Störungen und Angststörungen in 204 Ländern nach Alter, Geschlecht und Ort quantifizierte. Der Metaanalyse zufolge sind jüngere Menschen am schlimmsten betroffen. Gründe dafür sehen die Wissenschafter in der fehlenden Interaktion mit Gleichaltrigen, in Schulschließungen und in der Angst vor Arbeitslosigkeit. Zudem nahmen psychische Störungen bei Frauen deutlich häufigerals bei Männern zu, da sie stärker von den Folgen der Pandemie betroffen waren (z. B. mehr Pflege- und Haushaltspflichten, häusliche Gewalt im Lockdown).

Quelle: Santomauro DF et al., The Lancet 2021; https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)02143-7