Psychische Erkrankungen sind häufig und folgenreich

Rund jede:r 4. Erwachsene in Österreich leidet im Laufe eines Jahres unter einer psychischen Erkrankung. Am häufigsten kommen Depressionen (10,1 %) vor, gefolgt von Angststörungen (6,4 %) und Missbrauch bzw. Abhängigkeit von Alkohol (3,5 %), wobei Frauen häufiger von Depressionen und Angststörungen, aber seltener von Alkoholkrankheit betroffen sind. Studien aus anderen europäischen Ländern berichten ähnliche Ergebnisse. Diese psychischen Krankheiten wirken sich negativ auf die Arbeitsfähigkeit aus: So werden psychisch Erkrankte in Österreich nahezu doppelt so häufig vorzeitig pensioniert als psychisch Gesunde. Eine seelische Erkrankung erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Arbeitslosigkeit um mehr als das 4-Fache.

Psychische Erkrankungen gehen oft mit körperlichen Erkrankungen einher. Diese Komorbidität wirkt sich negativ auf den Verlauf körperlicher Erkrankungen und die Lebenserwartung aus. Bei psychisch kranken Männern ist die Sterblichkeit im Vergleich zu psychisch gesunden Männern um das 2,3-Fache erhöht. Frauen haben bei psychischer Krankheit eine 2,6-fach höhere Sterblichkeit. Wir wissen heute, dass die erhöhte Sterblichkeit bei psychisch Kranken häufig auf körperliche Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes zurückzuführen ist. Psychisch erkrankte Menschen betreiben seltener Sport, ernähren sich häufiger ungesund und rauchen häufiger, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Stoffwechselerkrankungen erhöht. Seit einigen Jahren liegen methodisch anspruchsvolle Studien vor, die zeigen, dass sich körperliche Aktivität und ein geändertes Ernährungsverhalten bei Menschen mit psychischen Erkrankungen positiv auf die körperliche Gesundheit auswirken. Dies trifft auch auf Menschen mit schweren psychischen Krankheiten wie Psychosen, Depressionen oder bipolaren Erkrankungen zu.

Um der hohen Komorbidität von psychischen und körperlichen Krankheiten gerecht zu werden, ist eine enge Kooperation zwischen Allgemeinmediziner:innen und Psychiater:innen erforderlich. Häufig wird es auch sinnvoll sein, Physiotherapeut:innen oder Diätolog:innen einzubeziehen. Nicht zuletzt muss man aber auch fordern, dass die Krankenkassen diese Leistungen bezahlen, da auf diese Weise das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen reduziert werden kann.