Rehabilitation als Chance für Kinder und Jugendliche

Die Kinder- und Jugendrehabilitation kokon in Bad Erlach widmet sich seit der Eröffnung im Herbst 2019 mit 114 Betten für PatientInnen und 104 Betten für Begleitpersonen der maßgeschneiderten Therapie von jungen Menschen im Alter von 0 bis 18 Jahren. PatientInnen unter zwölf Jahren werden von ihren Eltern oder Erziehungsberechtigten während der gesamten Reha begleitet.
Die Schwerpunkte des Reha-Angebotes liegen auf: Skoliose, Frühgeborene, frühkindliche Ess- und Fütterstörungen mit Sondenentwöhnung, Mobilisation nach Unfällen und Operationen sowie neurologische Erkrankungen und Entwicklungsverzögerungen. Darüber hinaus wird der Fokus auf den Mental-Health-Bereich sowie auf Kinder und Jugendliche mit Adipositas und bzw. oder Diabetes und psychischen Belastungen gelegt. Ziel ist, dass die jungen Menschen nach ihrer Rehabilitation ihren Alltag so selbstständig und selbstbestimmt wie möglich bewältigen können.
Wie lange eine Rehabilitation dauert, hängt von der entsprechenden Indikation ab. In der Regel bleiben PatientInnen drei bis fünf Wochen – mit der Möglichkeit zu verlängern.

Mobilisierende Indikationen

Im Bereich der Mobilisierung werden unter anderem Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates, angeborene Fehlbildungen wie z. B. Skoliose, Folgezustände nach Verletzungen oder Operationen, aber auch neurologische Krankheitsfälle wie angeborene Fehlbildungen des zentralen Nervensystems behandelt. Eine der häufigsten Ursachen für eine mobilisierende Reha bei Kindern und Jugendlichen sind Freizeit- und Sportunfälle.
Das Bewegungs-, Kraft-, Koordinations- und Gleichgewichtstraining findet mithilfe spezialisierter TherapeutInnen und modernster Reha-Technologien wie z. B. den Galileo-Vibrationsgeräten sowie computer- und robotikunterstützten Trainingsgeräten statt. Dieses Training ist nicht nur besonders effizient, sondern beinhaltet auch viele spielerische Elemente, welche die jungen PatientInnen sehr motivieren.

Frühkindliche Essstörungen

Ein weiterer wesentlicher Schwerpunkt sind frühkindliche Essstörungen sowie die Sondenentwöhnung. Gerade im Kleinkindbereich sind Schwierigkeiten beim Essen oder Füttern weitverbreitet. Diese Probleme können aufgrund von außerordentlichen Ereignissen rund um die Schwangerschaft und Geburt auftreten. Sie können aber auch als Folge einer zuvor notwendigen medizinischen Versorgung entstehen, wie z. B. nach Operationen oder einem Aufenthalt auf der Intensivstation.
Für Eltern und Betreuungspersonen kann es eine große Herausforderung darstellen, wenn Kinder das Essen und Trinken verweigern. Besonders dann, wenn sie nicht zunehmen oder an Gewicht verlieren, ist der Leidensdruck enorm.
Beim „Spiele-Essen“ – einem therapeutischen Picknick – sammeln die betroffenen Kinder positive Erfahrungen mit allen Sinnen. Dabei werden verschiedene Lebensmittel wie bei einem Picknick verteilt, und die Kinder dürfen damit machen, wonach ihnen der Sinn steht – Bröseln, Patzen, Matschen und Verschmieren sind ausdrücklich erwünscht.
Bei der Sondenentwöhnung achten Diätologinnen und Diätologen auf eine altersadäquate und entwicklungskonforme Ernährung, Psychologinnen und Psychologen sowie PsychotherapeutInnen auf die Stärkung einer positiven Interaktion und PhysiotherapeutInnen auf die korrekte Positionierung während der Nahrungsaufnahme. Der multiprofessionelle Zugang fördert den Austausch und lässt andere Blickwinkel zu.

Adipositas

Die hohe Prävalenz von Adipositas im Kindes- und Jugendalter verlangt verstärkte Bemühungen einer optimierten Versorgung. Die primären Ziele der Therapien sind, das Bewusstsein für die Krankheit zu stärken, PatientInnen eine Orientierungshilfe zu geben und die Familien dabei so weit wie möglich einzubeziehen. Abgesehen von den körperlichen Komorbiditäten, werden adipöse Kinder und Jugendliche überwiegend mit psychosozialen Problemen konfrontiert, die belastende Folgen mit sich bringen.
Die vielfältige Adipositastherapie im kokon in Bad Erlach zielt unter anderem auf eine langfristige Reduktion und Stabilisierung des Körpergewichts sowie auf eine Verbesserung der Lebensqualität und eine Reintegration in den sozialen, schulischen oder beruflichen Alltag ab. Die jungen Menschen werden bei der Umstellung des Ernährungs- und Bewegungsverhaltens, bei der Verbesserung der sozialen Integration und bei der Vermittlung einer adäquaten Nachsorge unterstützt.

Der Weg zu einem Rehabilitationsaufenthalt

  1. Mit Hilfe einer ärztlichen Stellungnahme von den behandelnden Fachärztinnen und Fachärzten oder Hausärztinnen und Hausärzten stellen PatientInnen oder deren Erziehungsberechtigte einen Reha-Antrag bei ihrem Versicherungsträger.
  2. Wird der Reha-Antrag aus dem Krankenhaus gestellt, sind die behandelnden Ärtzinnen und Ärzte oder die MitarbeiterInnen des Sozialdiensts die richtigen Ansprechpersonen.
  3. Nach Bewilligung des Reha-Antrages durch den Versicherungsträger erhält die Familie eine Kostenzusage.
  4. Anschließend nimmt die Belegungskoordination mit den Familien Kontakt auf, um den optimalen Termin für die Aufnahme zu finden.

Literatur bei der Verfasserin