Wie es weitergeht mit den PVE … – Neuverhandlungen in OÖ

Unglaublich: Die 5-jährige Pilotphase ist kurz vor dem Ende – wie die Zeit vergeht! Mit September 2022 läuft die Pilotphase für das PVZ Marchtrenk aus. Ein Lagebericht, verfasst von der ÖGK OÖ, liegt für die Landeszielsteuerungskommission vor – dabei werden drei Teilbereiche beachtet:

  • Patientenebene: ein bewährter Fragebogen des ärztlichen Qualitätszentrums (766 Rückläufe) wurde ausgewertet.
  • Aus Sicht der Gesundheitsberufe (Anbieterebene): Face-to-Face-Interviews mit den beteiligten Akteuren wurden zusammengefasst.
  • Systemebene (Sicht der Financiers): Datenanalyse im Längsschnitt (früherer Einzelordination mit den ersten 12 Be-triebsquartalen) sowie in Gegenüberstellung mit einer OÖ Vergleichsregion.

Die LZ-K entscheidet dann, ob die Geschichte der Primärversorgung (PVE) weitergeht, ob eine Überführung in den Regelbetrieb erfolgt.
Das ist allerdings wohl nur mehr Formsache:

In gewissen Regionen – auch in „meiner“ Region Marchtrenk (Wels-Land, Oberösterreich) – gibt es für eine Primärversorgung im niedergelassenen Bereich keine Alternative: Stellenausschreibungen waren erfolglos, bis die Stelle in eine PVE überführt wurde. Auch wenn zu betonen ist, dass die „klassische“ hausärztliche Praxis die mit weitem Abstand dominante Form der Primärversorgung ist und auch in mittlerer Zukunft sein wird.

Wie es in OÖ weitergeht, wird gerade verhandelt. MR Dr. Wolfgang Hockl (PVZ Enns) und ich (PVZ Marchtrenk) vertreten die Ärzte. Die Sitzungen mit der ÖGK OÖ habe ich sehr angenehm erlebt: Diskussionen auf Augenhöhe, gegenseitige Wertschätzung. Keine Streitgespräche – wie ich es aus Erzählungen vernommen habe. Juristische Vertreter der Ärztekammer haben uns Ärzte ausgezeichnet unterstützt, mussten natürlich immer Bedacht nehmen, dass die „PVE neu“ gegenüber der anderen hausärztlichen Primärversorgung nicht bevorteilt werden.

Monatliche Pauschalzahlungen – wie in der Pilotphase – wird es nicht mehr geben. Es wird wahlweise die Möglichkeit der Einzelleistungsvergütung – so wie in den Einzelpraxen üblich – geben oder das Modell der Fallpauschale. Die Fallpauschale, also ein definiertes Honorar pro Patient pro Quartal (im Falle der ÖGK-Patienten), wird erwünscht und ist sicherlich auch attraktiv. Eine Mischung aus pauschalen Abgeltungen für Fixkosten und einer gerechten Fallpauschale wird in Zukunft die Aufwendungen der Abrechnung weiter entlasten und den PVE eine gerechtere Bezahlung zukommen lassen. Gewisse Leistungen werden extra honoriert: Disease-Management-Programme, Substitution, „kleine Chirurgie“, Katheterwechsel, „aufwendige“ Infusionen (Infliximab etc., > als 1 Stunde Infusionsdauer).

Was mich persönlich freut, ist, dass wir mehr Gestaltungsspielraum für die Bezahlung der Ordinationsassistent:innen haben: seit Jahren liegt mir der peinlich niedrige Lohn der Ordinationsassistent:innen im Magen – im PVZ Marchtrenk haben wir bisher schon sehr deutlich überbezahlt.
Ich finde es toll, dass die österreichische medizinische Primärversorgung endlich auch in der Öffentlichkeit als unverzichtbar wahrgenommen wird – die Pandemie hat uns hierbei unterstützt.

Ich finde die unterschiedlichen Formen der ärztlichen Zusammenarbeit spannend. Ich freue mich, dass es seit Oktober 2021 auch auf der Johannes Kepler Universität Linz ein Institut für Allgemeinmedizin gibt. Und ich freue mich, dass es – zumindest aus meiner Sicht – einen wirklich guten Zusammenhalt innerhalb der österreichischen Hausärzte gibt.

Mit kollegialen Grüßen
Ronald Ecker