Bei Stimme bleiben

Stimmstörungen können vielfältige Ursachen haben. Der Nasen- und Rachenraum reguliert die Temperatur und die Befeuchtung der eingeatmeten Luft. Wichtig für die Funktion dieses Resonanzkörpers ist ein intakter Flüssigkeitsfilm auf der Schleimhaut. Deshalb sollten besonders Personen, die viel sprechen müssen, möglichst 2 bis 2,5 Liter Flüssigkeit (bevorzugt Wasser) trinken, um eine ausreichende Befeuchtung zu gewährleisten.

Laryngitis – vielfältige Ursachen

Oft tritt Heiserkeit begleitend mit einer Kehlkopfentzündung (Laryngitis) auf, die durch Viren, Bakterien oder aber auch Überlastung ausgelöst werden kann. Es kommen allerdings noch weitere Ursachen dafür in Frage: Im Zuge eines Reflux bildet sich zäher Schleim, welcher dann in der Folge den Kehlkopf belegen kann. Auch beim laryngopharyngealen Reflux, der auch als Silent Reflux bezeichnet wird, spielt der Magensaft eine entscheidende Rolle. Die aufsteigende Magensäure und die Verdauungsenzyme führen zu einer entzündlichen Reaktion der Schleimhaut des Kehlkopfs. Ein häufiger Begleiter von Stimmstörungen ist das Globussyndrom (Globus pharyngis), das durch ein Fremdkörpergefühl („Kloß“) im Hals geprägt ist.

Auch nach traumatischen Erlebnissen oder bei Emotionen wie Unsicherheit, Angst oder Nervosität kann die Stimme versagen. In der Menopause der Frau tritt manchmal eine hormonell bedingte Heiserkeit auf, und auch gewisse Medikamente, wie zum Beispiel inhalative Glukokortikoide, können sich im Kehlkopfbereich ablagern und die Stimme beeinträchtigen. Hält die Heiserkeit länger als 3 Wochen an oder tritt sie häufiger ohne erkennbaren Grund auf, sollte sie jedenfalls von einem HNO-Arzt abgeklärt werden. Bei gleichzeitigen Schmerzen, Atemnot, Schluckbeschwerden oder hohem Fieber sollte sofort der Arzt aufgesucht werden.

Besonders nach einer Operation oder einem Infekt sollte die Stimme ausreichend geschont werden, um eine Phonotrauma zu vermeiden. Flüstern ist absolut zu vermeiden, da dabei die Stimmlippen unnatürlich angespannt und die Stimmbänder in ihrer Funktion behindert werden. Speziell bei Heiserkeit im Rahmen eines Infektes spielt die Befeuchtung der Schleimhaut eine entscheidende Rolle.

Phytotherapeutika zur Selbstmedikation

Für die Selbstmedikation sind Phytotherapeutika, die antiphlogistisch, antibakteriell und lokalanästhetisch wirken, gut geeignet.

Schleimdrogen, wie Eibisch, Spitzwegerich, Primelwurzel oder Isländisches Moos, können als Tee, Saft, Sirup oder Lutschpastillen die Schleimhäute befeuchten und den Speichelfluss anregen. Die enthaltenen Polysaccharide bilden durch den Kontakt mit dem Speichel eine viskose Lösung, die sich dann als Schutzfilm auf die Schleimhäute im Mund- und Rachenraum legt, wodurch die Regeneration der Zellen unterstützt und der lokale Entzündungsreiz gelindert wird. Zubereitungen aus Isländischem Moos können bei akuter Heiserkeit stündlich und bei großer Beanspruchung, zum Beispiel bei Sängern oder Vielrednern, zur Prophylaxe mehrmals täglich angewendet werden. Die Kombination mit ätherischem Salbei- oder Pfefferminzöl verstärkt die Wirkung. Spitzwegerich kann den gereizten Hals sehr gut als Sirup, Frischpflanzenpresssaft oder als Teezubereitung, die schluckweise getrunken wird, beruhigen.

Salbei wirkt antiphlogistisch und desinfizierend und kann als Aufguss oder ätherisches Öl innerlich und als Gurgellösung angewendet werden. Wegen des Thujongehaltes ist in der Schwangerschaft und Stillzeit jedoch Vorsicht geboten, und es sollte deshalb keine innerliche Anwendung erfolgen.

Auch Propolis, das Kittharz der Honigbienen, unterstützt die Abheilung der Schleimhaut. Es kann gereinigt direkt gekaut, in Form von Halspastillen gelutscht oder als flüssige Zubereitung stündlich mit je 5–10 Tropfen angewendet werden.

Befeuchtende Wirkung

Eine gute befeuchtende Wirkung haben auch Lutschtabletten beziehungsweise -pastillen mit Hyaluronsäure. Sie enthalten zusätzlich die Gelbildner Carbomer und Xanthan, welche mit dem Speichel einen Hydrogel-Komplex bilden, der sich als Schutzfilm auf die gereizte Schleimhaut legt und auch die Epithelzellen hydratisiert. Die Einwirkzeit lässt sich erhöhen, indem man die Lutschpastillen in die Wangentasche legt. Salzhaltige Präparate zum Lutschen oder Gurgeln haben einen abschwellenden Effekt und können so die Stimmbänder entlasten und die Beschwerden lindern.

Auch Inhalationen mit Hilfe von Ultraschallverneblern oder Dampfbäder mit Salbei- oder Kamillenextrakt tragen ähnlich wie das Lutschen oder Spülen mit Dexpanthenol zur Regeneration der Schleimhaut bei.

Begleitende  Maßnahmen

Zusätzlich zum Einhalten einer ausreichenden Trinkmenge hilft es, die Luftfeuchtigkeit in den Räumlichkeiten zu erhöhen, zum Beispiel durch Stoßlüften oder das Aufhängen von nassen Tüchern, und eher weiche oder flüssige Kost zu sich zu nehmen. Scharf gewürzte Speisen und Obstsäfte reizen jedoch die Schleimhaut und können die Schmerzen verstärken. Auf diese sollte deshalb ebenso wie auf Kaffee, Alkohol und das Rauchen verzichtet werden, weil dadurch die Schleimhaut noch stärker ausgetrocknet wird.

Systemische Reizstiller

Oft treten begleitend zur Kehlkopfentzündung lästige Hustenattacken auf, weil durch die geschwollene Schleimhaut die Hustenrezeptoren gereizt werden. Wenn die Wirkung der Schleimdrogen nicht ausreichend ist, kann in solchen Fällen der Einsatz von systemischen Reizstillern, zum Beispiel Pentoxyverin oder Dextromethorphan, angezeigt sein.

Bei begleitenden Schmerzen beim Schlucken empfiehlt die Leitlinie den kurzzeitigen Einsatz von Lokalanästhetika, wie zum Beispiel Ambroxol, Lidocain und Benzocain. Deren Einnahme sollte etwa alle 3 Stunden wiederholt werden. Bei stärkeren Schluckbeschwerden können auch lokale NSAR wie Benzydamin und Flurbiprofen eingesetzt werden. Baenzydamin ist sehr gut verträglich und kann auch in der Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden. Flurbiprofen ist für ältere Personen, Allergiker und Asthmatiker nicht geeignet und führt im Vergleich zu mehr Überempfindlichkeitsreaktionen. Bei der Anwendung von systemisch wirksamen NSAR sollte Ibuprofen bevorzugt werden, da es unter der Anwendung von Acetylsalicylsäure aufgrund der „blutverdünnenden“ Wirkung zu Stimmlippenödemen kommen kann.

 

Quellen:

  • Schilcher, Kammerer, Wegener: Leitfaden Phytotherapie, 4. Auflage
  • Pharmazeutische Zeitung: https://www.pharmazeutische-zeitung. de/der-frosch-im-hals/
  • DEGAM-Leitlinie Halsschmerzen (derzeit in Überarbeitung)