Wenn die Erkältung Saison hat

Eine oft als „banal“ bezeichnete Erkältung, auch grippaler Infekt genannt, trifft einen Erwachsenen durchschnittlich 3- bis 4-mal pro Jahr und ist meist nach 7 Tagen wieder überstanden. Dennoch sind die Symptome wie Halsschmerzen, Schnupfen, Husten, Heiserkeit, Fieber, mäßige Kopf- und Gliederschmerzen unangenehm und so rasch wie möglich zu behandeln.

Niedrige Luftfeuchtigkeit,  trockene Atemwege, viele Menschen …

Streng genommen ist der Begriff „Erkältung“ sogar etwas irreführend, da der Erkrankung kein Wärmeentzug durch niedrige Temperaturen, Nässe oder Zugluft zugrunde liegt, sondern immer eine Infektion. Kälte kann jedoch einen Risikofaktor für Erkältungskrankheiten darstellen, wenn durch die geringere Luftfeuchtigkeit bei kühlen Temperaturen die Schleimhäute der Atemwege trockener und somit anfälliger für Infektionen werden. Die Selbstreinigung des Flimmerepithels im Respirationstrakt ist durch die Kälte etwas gehemmt, zusätzlich finden bestimmte Erreger in kalter Umgebung bessere Überlebensbedingungen vor. Bei kaltem Wetter halten sich Menschen tendenziell häufiger in Gebäuden, schlecht gelüfteten Räumen und somit in der Nähe bereits infizierter Personen auf, was wiederum das Ansteckungsrisiko erhöht.

… virale Infektion

Als Auslöser gelten zu 80 % virale Erreger, die nach dem Eindringen in die Schleimhaut zunächst Stoffe wie Exotoxine und Proteasen freisetzen, welche lokal Gewebe zerstören und zum Zelltod führen. Dabei werden körpereigene Abwehrreaktionen umgangen und in weiterer Folge proinflammatorische Zytokine freigesetzt.

Meist beginnt der grippale Infekt im Nasopharynx und ist daher durch erste Anzeichen wie Halsschmerzen, Schnupfen und Husten charakterisiert. Je nachdem, ob die Keime im Respirationstrakt auf- oder absteigen, kann bei Aszendenz eine akute Sinusitis beziehungsweise bei Deszendenz eine Bronchitis entstehen.

Halsschmerzen

Halsschmerzen werden überwiegend durch Rhino- und Coronaviren hervorgerufen und können weitere Symptome wie Schluckbeschwerden, Schwellungen und Rötungen der Rachenschleimhaut mit sich bringen.

Je nach Lage der Entzündung unterscheidet man zwischen Pharyngitis, Laryngitis oder Tonsillitis.

Die breite Palette an Rachentherapeutika – in Form von Lutschtabletten, Gurgellösungen und Sprays – verfügt über folgende Substanzen:

  • lokal betäubend: Benzocain und Lidocain
  • analgetisch und antiphlogistisch: Flurbiprofen und Benzydamin
  • lokal antiseptisch: Cetylpyridiniumchlorid, Cetrimoniumbromid, Hexetidin, Amylmetacresol
  • Ambroxol

Durch das Lutschen von Halspastillen wird der Speichelfluss angeregt, somit werden die Schleimhäute befeuchtet, was eine vermehrte Produktion von körpereigenen Abwehrstoffen zur Bekämpfung der Krankheitserreger in Gang setzt. Bei Begleitsymptomen wie Heiserkeit und Reizhusten können salzhaltige Pastillen beziehungsweise Präparate mit Isländisch Moos oder Hyaluronsäure eingesetzt werden. Die lindernde Wirkung beruht dabei auf einem Hydrogel-Komplex, der sich beim Lutschen der Halstablette als schützender Film über die gereizten Schleimhäute legt und nachhaltig Feuchtigkeit spendet.

Sprays gelangen auch in tiefere Rachenabschnitte, welche beim Gurgeln nicht erreicht werden.

Schnupfen

Bei einer Rhinitis handelt es sich um eine entzündliche Veränderung im Bereich der Nasenschleimhaut, bei der Sinusitis um eine Entzündung der Schleimhaut, welche die Nasennebenhöhlen auskleidet. Durch die relativ enge anatomische Verbindung sind meist beide Areale betroffen, sodass man von einer Rhinosinusitis spricht.

Therapiemöglichkeiten sind:

  • Nasenspüllösungen auf Salzbasis
  • Dekongestiva, welche maximal 7–10 Tage angewendet werden dürfen: Oxymetazolin, Xylometazolin
  • salinische Nasentropfen und Nasensprays
  • Inhalation warmer Dämpfe eventuell mit Zusatz von ätherischen Ölen
  • pflanzliche Sekretolytika mit Auszügen von ätherischen Ölen wie Eukalyptus, Myrte, Cineol, Süßorange und Zitrone sowie Extrakten aus Schlüsselblume, Enzian, Ampfer, Holunder und Eisenkraut
  • bei Schmerzen: Schmerzmittel, besonders NSAR wie Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure

Fieber

Bei kleineren Kindern tritt Fieber häufiger auf, weil das Wärmeregulationszentrum noch nicht vollständig ausgebildet ist. Die Wärmeproduktion im Körper passiert durch Aktivierung des Sympathikus (über Vasokonstriktion der Hautgefäße und verminderte Wärmeabgabe, Hemmung des Schwitzens), Aktivierung des Stoffwechsels sowie Muskelzittern.

Zur Behandlung von Fieber stehen folgende Wirkstoffe zur Verfügung:

  • Paracetamol mit einem Wirkeintritt von 30 Minuten und einer Wirkdauer von 3–4 Stunden
  • Ibuprofen als Hemmstoff der Cyclooxygenase reduziert zusätzlich entzündungsbedingte Schmerzen und Schwellungen mit einem Wirkungseintritt von 15 Minuten.
  • Acetylsalicylsäure wirkt ebenso gegen Schmerzen und Entzündungen und verzeichnet einen Eintritt der Wirkung nach 30 Minuten.

Bei der Selbstmedikation ist natürlich bei allen Substanzen Vorsicht geboten (Paracetamol: Leber-, Niereninsuffizienz; Ibuprofen und Acetylsalicylsäure: Magen-Darm-Beschwerden, Asthma beziehungsweise Schwangere im letzten Trimenon sowie Gefahr eines Reye-Syndroms bei ASS bei Kindern unter 12 Jahren).

In der Selbstmedikation beliebt und nur für Personen ohne bestehende chronische Erkrankungen geeignet sind auch Kombinationspräparate von Analgetika mit Sympathomimetika (Pseudoephedrin, Ephedrin, Phenylephrin). Eine zusätzliche Verabreichung von lokalen Sympathomimetika ist dann kontraindiziert.

 

 

Eine ärztliche Abklärung ist in folgenden Fällen einer Erkältung unbedingt empfehlenswert:

  • bei Atemnot
  • wenn extrem hohes Fieber auftritt (mehr als 39 °C)
  • bei starken Hals- oder Ohrenschmerzen
  • Verschlechterung des Allgemeinbefindens und/oder keine Verbesserung nach 7 Tagen
  • wenn Husten oder Heiserkeit über mehr als 2–3 Wochen hinweg bestehen
  • anhaltender dunkelgelb-grünlicher Verfärbung von Nasensekret und Sputum