Den Tränenfilm stabilisieren

Das Hauptcharakteristikum des trockenen Auges ist ein Verlust der Homöostase des Tränenfilms. Es gibt dabei mehrere Unterformen: Störungen der wässrig-muzinösen Tränenfilmanteile sind ebenso möglich wie Störungen der Lipidanteile des Tränenfilms. Zahlen aus Deutschland zeigen, dass in 60–80 % der Fälle eine Störung der Lipidphase vorliegt und nur zu 15–20 % Störungen der wässrig-muzinösen Anteile der Auslöser sind. In vielen Fällen liegen jedoch auch Mischformen vor.1

Als häufigster Risikofaktor für die Entstehung eines trockenen Auges wird die Meibom-Drüsen-Dysfunktion genannt. Es handelt sich um Talgdrüsen, die für den öligen (lipidhaltigen) Anteil des Tränenfilms verantwortlich sind. Sie befinden sich an den Lidrändern. Das von den Drüsen erzeugte Sekret wird von den Augenlidern gleichmäßig über Hornhaut und Bindehaut verteilt.2 Um einer Austrocknung des Auges entgegenzuwirken, ist daher regelmäßiges Blinzeln wichtig. Dabei ist es wichtig, das Auge wirklich ganz zu verschließen, damit eine vollständige Benetzung stattfinden kann.

Der Lipidfilm verhindert die Verdunstung der Tränenflüssigkeit. Beim gesunden Auge beträgt die Verdunstung aus der Tränenflüssigkeit in der Regel circa 33 % des gesamten Tränenflusses. Man geht davon aus, dass diese Rate beim Dry-Eye-Syndrome ein Vielfaches ist.3 Dies kann Störungen des Tränenfilms, Augenreizung, sichtbare Entzündungen und Erkrankungen der Augenoberfläche zur Folge haben. Für die Betroffenen äußern sich die Beschwerden meist als Fremdkörpergefühl im Auge, Juckreiz und Rötung. Die hohe Verdunstungsrate erklärt auch, weshalb Menschen mit Dry-Eye-Syndrome manchmal auch über tränende Augen klagen: Der Tränenfilm ist nicht mehr stabil genug, die Tränen fließen ab, und als Folge davon trocknet die Hornhaut weiter aus.

Für die Selbstbehandlung sind Tränenersatzstoffe die Mittel der ersten Wahl. Dazu zählen oberflächenaktive Stoffe wie Hyaluronsäure, Muzinanaloga, Osmoprotektiva und lipidhaltige Tränenersatzstoffe. Eine Substanz, welche die Zellen vor den Folgen eines hyperosmolaren Tränenfilms schützt, ist Ectoin.4 Damit wird sowohl die wässrige Phase als auch die Lipidphase des Tränenfilms stabilisiert.

Die Zeit des Heizens ist für Menschen mit trockenen Augen eine schwierige, weil die Luft trocken ist und sich die Beschwerden sogar verstärken können. Daher ist es wichtig, so oft wie möglich die Innenräume zu lüften und Bewegung an der frischen Luft zu machen.

 

Literatur:

1 Leitlinie Trockenes Auge des Berufsverbandes der Augenärzte Deutschland (BVA) und der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft für (DOG)

2 Dietze H, Die optometrische Untersuchung. Thieme Verlag 200. DOI: 10.1055/b-0034-39909

3 Rolando M, Gerling G, Dua HS et al., Emerging treatment paradigms of ocular surface disease: proceedings of the Ocular Surface Workshop Br J Ophthalmol 2009; 94(Suppl.1):i1–9. DOI: 10.1136/bjo.2009.168849

4 Nepp J, Horwath-Winter J, Mitsch C et al., Arbeitsablauf zur Behandlung des Trockenen Auges, ein Versuch der Zuordnung von Diagnose zur Therapie. Spektrum der Augenheilkunde 2016; 30:122–136