Eisenmangel: Ursachen erkennen, gezielt handeln (Teil 1)

Eisenmangel ist der weltweit am meisten verbreitete Nährstoffmangelzustand. Insgesamt sind zwei Milliarden Menschen betroffen. Am weitesten verbreitet ist der Mangel bei Frauen im gebärfähigen Alter. In den Industrieländern liegt die Prävalenz bei etwa 18 %.1 Die Auswirkungen einer schlechten Versorgung des Organismus mit dem vierthäufigsten Element der Erdrinde sind vielfältig: Es kommt zu Störungen der Erythropoese, die sich als hypochrome mikrozytäre Anämie zeigen. Diese steht in Zusammenhang mit unspezifischen Anzeichen wie Abgeschlagenheit, Erschöpfung (vor allem bei körperlicher Aktivität) und Haarausfall. Weitere Symptome des Eisenmangels sind Störungen der Thermoregulation und Beeinträchtigung der Immunfunktionen. Verantwortlich für einen Mangel an Eisen sind Hypermenorrhö, Unterernährung oder sehr ungünstige Nahrungszusammensetzung, Hochleistungssport sowie spezielle Lebensstadien, die einen Mehrbedarf erfordern, der oft nicht ausreichend gedeckt wird. Hinzu kommen starke Verluste des Nährstoffes durch Magengeschwüre und Verletzungen.2

Der tägliche Eisenbedarf ist für Mädchen/Frauen von 15 bis 51 Jahren mit 15 mg festgelegt und sinkt danach auf 10 mg. Für Männer ab 19 Jahren gelten durchgängig 10 mg pro Tag. Schwangere sollten 30 mg des Mikronährstoffes täglich zu sich nehmen, Stillende 20 mg. Die Angabe für „Stillende“ wurde von den Ernährungsfachgesellschaften aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (D-A-CH) auch für nichtstillende Frauen festgelegt, um Verluste während der Schwangerschaft auszugleichen.3 Gute Quellen für Eisen in der Nahrung sind Innereien, Fleisch (vor allem Rindfleisch) und Haferflocken. Die Absorptionsrate aus gemischter Kost ist allerdings nicht hoch, sie liegt nur bei 10–15 %. Bei ausschließlich pflanzlicher Kost beträgt sie sogar nur noch 3–8 %. Diese Zahlen sind auch der Grund, weshalb es bei vegetarischer und besonders bei veganer Kost zu Unterversorgungen kommen kann. Eine Übersichtarbeit aus dem Jahr 2016 hat gezeigt, dass die Eisenspeicher bei Vegetariern signifikant häufiger unzureichend gefüllt sind als bei Mischköstlern. Bei Vegetariern weist ein deutlich höherer Prozentsatz eine Eisenmangelanämie auf, verglichen mit Nichtvegetariern. Dies betrifft vor allem prämenopausale Frauen.4 In der Literatur wird Vegetariern und Veganern aufgrund der geringen Eisenverfügbarkeit in ihrer täglichen Kost die Vermeidung absorptionsfördernder Substanzen wie Phytinsäure empfohlen. Der Eisenstatus sollte regelmäßig kontrolliert werden.5 Zudem eignet sich Vitamin C zur Steigerung der Verfügbarkeit pflanzlichen Eisens. Auch Zitronensäure und Fruktose erweisen sich als absorptionsfördernd. Zu diesen Faktoren zählt weiters das Glykoprotein Lactoferrin, eine natürliche Komponente der Muttermilch. Es bindet Eisen mit hoher Affinität. Im menschlichen Darm wurden Rezeptoren für Lactoferrin nachgewiesen.6

Sollte ein Eisenmangel festgestellt worden sein, empfiehlt sich zusätzlich zur Bevorzugung eisenreicher Lebensmittel eine orale Substitution. Eine Studie mit weiblichen Blutspenderinnen, die unter Eisenmangel litten (aber noch nicht an Anämie), zeigte bereits nach vierwöchiger oraler Eisensubstitution eine deutliche Erhöhung der Hämoglobin- und Ferritinspiegel.7 In einer multizentrischen Studie (n = 198) zeigte sich, dass eine orale Gabe von Eisen bei Frauen mit zunächst unerklärbarer Müdigkeit eine vielversprechende Option ist. Die Probandinnen (Alter 18–53, menstruierend) profitierten von zwölfwöchiger Supplementierung: Im Vergleich zur Placebogruppe gab es signifikante Erhöhungen des Ferritinspiegels und des Hämoglobins. Der mittlere Score für Abgeschlagenheit sank um 47,7 % (28,8 % in der Placebogruppe).8