Flatulenz: Jeder tut es, keiner redet darüber

Flatulenz und Meteorismus sind nicht dasselbe. Bei der Flatulenz entweichen vermehrt Darmgase. Von einem Meteorismus spricht man bei einem Blähbauch oder bei einer übermäßigen Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt, wobei nicht zwingend Gase abgehen müssen. Diese Gase bestehen aus Methanthiol, Dimethylsulfid oder Schwefelwasserstoff, und sie entstehen durch Gärungsprozesse im Verdauungstrakt. Der größte Anteil dieser Gase wird über den Blutkreislauf in die Lungen transportiert und abgeatmet. Kommt es zu einem „Gasüberschuss“ im Verdauungstrakt, entsteht Flatulenz.

Die Ursachen eines Blähbauches oder vermehrt entweichender Gase sind vielfältig. Daher ist es ratsam, dem Übel auf den Grund zu gehen.

Ursachen können sein:

  • Maldigestion oder Malabsorption
  • eine Nebenwirkung auf Zuckerersatzstoffe wie Sorbit, Xylit usw.
  • der Genuss von blähenden Nahrungsmitteln wie Hülsenfrüchte oder Kohl
  • kohlensäurehaltige Getränke oder Luft in Lebensmitteln (z. B. aufgeschlagene Sahne)
  • hastiges Essen und übermäßiges Schlucken von Luft
  • eine exokrine Pankreasinsuffizienz
  • ein Reizdarmsyndrom
  • bei Frauen während der Menstruation oder in der Schwangerschaft

Intoleranzen können Flatulenz begünstigen

Vor allem Patienten mit einer Laktose-, Fruktose- oder Histaminintoleranz sowie einer Zöliakie leiden an vermehrten Darmgasen. Die Nährstoffe können von der Darmwand nur verzögert oder gar nicht aufgenommen werden, und so kommt es zu einer gesteigerten Vergärung im Darm. Durch diese Vergärung entstehen dann vermehrt Gase. Verantwortlich für die Gasbildung sind dabei Darmbakterien wie Escherichia coli, Bacteroides vulgatus oder Methanobrevibacter smithii.

Frauen leiden öfter an Flatulenz

Frauen leiden während der Periode und auch in der Schwangerschaft häufig an vermehrten Blähungen. Die Ursache dafür findet sich im Hormon Progesteron, welches die Gebärmutter auf eine Schwangerschaft vorbereitet und auch für die Aufrechterhaltung verantwortlich ist. Das Hormon bewirkt jedoch eine verlangsamte Darmmotilität, und so kann es zur vermehrten Gasbildung kommen.

Was kann man tun?

Für geplagte Patienten ist es ratsam, ein Ernährungstagebuch zu führen. Darin halten sie fest, was sie gegessen haben und wann sie von Flatulenz geplagt wurden. Weiters ist der Gang zum Arzt ratsam, um eine etwaige Laktose-, Fruktose- oder Histaminintoleranz, eine Zöliakie oder eine exokrine Pankreasinsuffizienz ausschließen zu können. Dieser kann mittels verschiedener Tests auf Nahrungsunverträglichkeiten eine mögliche Ursache für die plagenden Gase finden.
Oft kommt es auch vor, dass man auf bestimmte Lebensmittel und nicht auf eine ganze Gruppe von Lebensmitteln mit Flatulenz reagiert. Wenn der Patient weiß, woher die Beschwerden kommen, sollte auf diese bestimmten Lebensmittel verzichtet werden.
Das Wort „Verdauungsspaziergang“ hat schon seinen Sinn. Bewegung kann helfen, die Verdauung zu aktivieren, damit Gase leichter abgehen.
Symptomatisch kann man die Gase gut mit Karminativa behandeln. Pflanzliche Karminativa sind in Form von Tee oder Tinkturen erhältlich. Dabei wirken die ätherischen Öle von Fenchel, Anis, Kümmel oder auch von Pfefferminze. Sie wirken spasmolytisch auf die Darmmuskulatur und leicht antimikrobiell, wodurch sie den gärenden Prozess im Darm verringern.
Auch erhältlich sind magensaftresistente Weichkapseln, die mit Pfefferminzöl gefüllt sind. Diese Kapseln können bei akuten Symptomen verabreicht werden. Bei anhaltenden Symptomen sollten sie nicht länger als 3 Monate durchgehend eingenommen werden. Dabei bewirkt das Pfefferminzöl eine Relaxation der glatten Muskulatur des Magen-Darm-Trakts. Weiters regt es die Bildung von Gallensäure an, und es wirkt choleretisch und entschäumend.

Sind Karminativa zur Behandlung von Flatulenz nicht ausreichend, so kann man zu sogenannten „Antiflatulanzien“, auch „Entschäumer“ genannt, greifen. Die Darmgase liegen im Darm als kleinblasiger Schaum vor. Wirkstoffe wie Simeticon haben durch eine besondere Oberflächenwirkung die Fähigkeit, diese Schaumbläschen zerplatzen zu lassen, wodurch die Gase leichter entweichen können. Der Wirkstoff ist inert und wird nicht vom Blutkreislauf aufgenommen. Damit ist er auch schon für Neugeborene geeignet.

Vor allem Säuglinge leiden oft an den sogenannten „Dreimonatskoliken“. Nicht anders als bei Erwachsenen werden auch die Kleinen von Darmgasen, die nicht entweichen können, geplagt. Den Eltern kann man hier zu einer Bauchmassage im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel (z. B. mit einer Unguentum-aromaticum-Salbe) raten. Bei von Blähungen geplagten Säuglingen ist auch die Zufuhr von Milchsäurebakterien zum Aufbau der Darmflora empfohlen.

Wärme hilft auch bei Meteorismus. Daher kann ein warmes Wärmekissen bei Alt und Jung erleichternd wirken.

Wenn den Patienten krampfartige Schmerzen plagen, kann ein rezeptfreies Medikament mit Butylscopolamin helfen.

Bei einer exokrinen Pankreasinsuffizienz oder auch bei Patienten mit Enzymmangel wird eine Enzymersatztherapie angewendet. Dabei werden Enzyme wie Lipase, Amylase oder Protease in Form einer Kapsel eingenommen, wodurch Fett, Stärke und Proteine wieder verdaut werden können.

Wann zum Arzt?

Ein Verweis an den Arzt ist ratsam, um etwaige Intoleranzen oder Unverträglichkeiten zu diagnostizieren. Weiters sollte der Arzt aufgesucht werden, wenn es zu Blut im Stuhl, zu Fieber, zu anhaltenden kolikartigen Schmerzen, zu Schluckstörungen oder zu Nachtschweiß kommt.

Schon einmal vom Roemheld-Syndrom gehört?
Vom Roemheld-Syndrom spricht man, wenn Blähungen zu reflektorischen Herzbeschwerden wie Herzklopfen oder Extrasystolen oder auch zu Atemnot, Hitzewallungen und Schwindel führen. Durch die Gasansammlung im Magen-Darm-Trakt wird das Zwerchfell nach oben geschoben und drückt direkt auf Herz und Lungen. In manchen Fällen kann es zu kurzzeitigen Ohnmachtsanfällen kommen.