Fragen und Antworten zu Vitamin D

Vitamin D ist ein bemerkenswerter Allrounder im Organismus und gleichzeitig ein Mikronährstoff, mit dem viele Österreicher schlecht versorgt sind. Spannende Fragestellungen zum Sonnenvitamin sind im Folgenden zusammengefasst.

Weshalb ist die Versorgung im Winter problematisch?

Durch den Einstrahlwinkel der Sonne im Herbst und im Winter nimmt die Energiedichte der für die körpereigene Synthese notwendigen UV-B-Strahlung deutlich ab. In Studien wurde berichtet, dass deshalb bereits ab dem 35. nördlichen Breitengrad von November bis Februar kaum bis gar kein Vitamin D produziert werden kann – selbst bei Aufenthalten im Sonnenschein.1 Österreich liegt am 47. Breitengrad.

Welche Lebensmittel sind gute Lieferanten?

Quellen für Vitamin D sind Fische wie Forelle, Hering, Heilbutt, Aal und Lachs. Hering liefert 25 µg/100 g, Lachs 16 µg/100 g. Auch Hühnereier, Gouda und Pilze tragen zur Versorgung bei, allerdings nur in geringem Maße: Champignons etwa enthalten 1,90 µg/100 g, Eier 2,9 µg/100 g.2 Damit ist der tägliche Bedarf von 20 µg über die Nahrung bei gleichzeitig fehlender endogener Synthese nicht zu decken.

Wie gut wird Vitamin D aus Lebensmitteln aufgenommen?

Die Absorptionsrate wird in der Literatur mit rund 80 % angegeben. Bei der Zubereitung von Speisen bleibt Vitamin D hitzestabil, es ist allerdings gegenüber Licht und Sauerstoff empfindlich.3

Schützt Vitamin D vor Atemwegserkrankungen?

Im Jahr 2017 wurde eine Studie veröffentlicht, wonach Vitamin D vor akuten Atemwegserkrankungen schützen kann. Dies inkludierte auch Symptome im Rahmen von Erkältungen und Influenza. Es profitierten jene Probanden am meisten, deren Vitamin-D-Spiegel vor Beginn der Studie niedrig waren. Die Autoren vermuteten als Mechanismus einen Anstieg der Spiegel an antimikrobiellen Peptiden in der Lunge. Es profitierten auch Menschen mit höheren Spiegeln vom Effekt, allerdings fiel die Risikoreduktion mit im Schnitt 10 % bei ihnen geringer aus.4

Welche Rolle spielt Vitamin D noch im Immunsystem?

Vitamin D fungiert sowohl bei adaptiven als auch angeborenen Immunantworten als Immunmodulator. Zielzellen sind T- und B-Lymphozyten, Monozyten und Makrophagen.* Das Vitamin greift in entzündliche Geschehen ein, indem die Produktion von proinflammatorischen Zytokinen unterbunden wird.6 Immunzellen exprimieren selbst jedoch auch Vitamin-D-aktivierende Enzyme, die inaktives Vitamin D zu 1,25(OH)2D3 (Calcitriol) umwandeln. Daraus ergibt sich, dass die Immunhomöostase von Vitamin D abhängt.5

Welche Funktion hat Vitamin D für die Knochen und den Knochenstoffwechsel?

Vitamin D fördert die Absorption von Kalzium im Darm sowie die Mobilisation von Kalzium im Knochen. Daher ist es für die Mineralisation des Knochens essenziell.2 Vitamin D wirkt in seiner aktiven Form, dem Calcitriol (1,25-Dihydroxycholecalciferol), aber auch direkt auf die Knochen. Es regt knochenbildende Zellen (Osteoblasten) zur Synthese von Proteinen an, welche an der Knochenmineralisation und am Aufbau der Knochenmatrix beteiligt sind. Bei einem Abfall des Blutkalziumspiegels bewirkt Calcitriol zusammen mit dem Parathormon eine Steigerung der Aktivität der knochenabbauenden Zellen (Osteoklasten). Kalzium wird somit aus den Knochen ausgelagert.7

Wie wirkt sich ein Mangel aus?

Ein Mangel an Vitamin D kann sich in erhöhter Infektanfälligkeit äußern. Dies betrifft vor allem den Atemwegstrakt.8
Bei langfristiger Unterversorgung mit Vitamin D kann es zu Osteomalazie kommen, wobei die Extremitäten, Thorax und Beckenknochen besonders betroffen sind. Typische Verformungen der Beckenknochen äußern sich, indem das Kreuzbein nach außen gewölbt ist und die Ränder des Dammbeins abflachen; der Beckeneingang wird asymmetrisch und eng.3
Bei älteren Menschen wurde ein höheres Risiko für Stürze und Knochenfrakturen bei niedrigen Vitamin-D-Spiegeln beobachtet. Ein unzureichender Status dürfte auch mit einer schlechteren geistigen Leistung und bei einem häufigeren Auftreten von Depressionen verbunden sein.3

Wie wird der Status beurteilt?

Die Bestimmung des Vitamin-D-Status erfolgt durch die Messung von 25-Hydroxyvitamin-D, 25(OH)D, im Blutserum. 25(OH)D kann in den Einheiten nmol/l oder ng/ml angegeben werden. Laut Klassifikation des US-amerikanischen Institute of Medicine (IOM), die sich auf die Knochengesundheit bezieht, werden die Werte folgendermaßen eingeteilt und interpretiert:9

 

 

Gibt es Synergisten?

Neben der „Zusammenarbeit“ von Vitamin D mit Kalzium gibt es noch einen weiteren Synergismus, der für die Knochengesundheit von Bedeutung ist: Nach derzeitigem wissenschaftlichem Stand ist die kombinierte Supplementierung von Vitamin D und Vitamin K sehr effektiv. Vitamin D dürfte Vitamin-K-abhängige Knochenprotein-Konzentrationen erhöhen.10 Zu diesen Proteinen zählt der Kalziummodulator GRP und das Osteocalcin, das für die Mineralisierung der Knochenmatrix bedeutsam ist.11

Bei Einnahme welcher Arzneimittel empfiehlt sich die Supplementierung?

Eine Supplementierung ist bei Einnahme von Kontrazeptiva, Sedativa, Antikonvulsiva, Antiepileptika und (bei Langzeiteinnahme) von Heparinen empfohlen. Antihypertonika werden in ihrer Wirkung durch Vitamin D unterstützt.12


Literatur:

  1. Stückler D, Einfluss des Sonnenverhaltens auf den Vitamin D Status. Diplomarbeit medizinische Universität Graz.
  2. Heseker H, Stahl A, Strohm D Vitamin D, Ernährungs Umschau 4/2012
  3. Elmadfa I, Leitzmann C, Ernährung des Menschen, 5. Auflage. Eugen Ulmer Verlag 2015
  4. Martineau AR, Jolliffe DA, Hooper RL et al., D supplementation to prevent acute respiratory tract infections: systematic review and meta-analysis of individual participant data. BMJ, 2017; i6583
  5. Baeke F, Takiishi T, Korf H et al., Vitamin D: modulator of the immune system. Curr Opin Pharmakol. 2010 Aug; 10(4):482–96
  6. Aranow C, Vitamin D and the Immune System. J Investig Med. 2011 Aug; 59(6):881–886.
  7. Hahn A, Ströhle, A, Wolters M, Ernährung, 3. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2016
  8. Gunville CF, Mourani PM, Ginde AA, The Role of Vitamin D in Prevention and Treatment of Infection. Inflamm Allergy Drug Targets. 2013 Jul 11; 12(4):239–245
  9. Robert-Koch-Institut, 25.1.2019: Antworten des Robert-Koch-Instituts auf häufig gestellte Fragen zu Vitamin D. Auf: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Vitamin_D/Vitamin_D_FAQ-Liste.html
  10. van Ballegooijen AJ, Pilz S, Tomaschitz A et al., The Synergistic Interplay between Vitamins D and K for Bone and Cardiovascular Health: A Narrative Review. Int J Endocrinol. 2017; 2017:7454376
  11. Schek A, Vitamin K – ein Update. Ernährung Umschau international 11/2017
  12. Gröber U, Arzneimittel und Mikronährstoffe, 3. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 2014