Hormone im Umbruch

Das Klimakterium ist ein bedeutender Lebensabschnitt im Leben jeder Frau und umfasst eine Zeitspanne von mehreren Jahren. Aufgrund der erheblichen Schwankungen der Hormonspiegel, insbesondere der Gonadotropine und der Ös­trogene, ist die Zeit des Klimakteriums bei den meisten Frauen mit Störungen des Wohlbefindens in physischer und psychischer Hinsicht verbunden. Nur etwa ein Drittel aller Frauen ist nahezu beschwerdefrei. Zu den häufigsten Beschwerden zählen allen voran Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Oft werden auch psychische Beschwerden wie Schlafstörungen, Nervosität und erhöhte Reizbarkeit sowie depressive Verstimmungen angegeben. Weitere Symptome sind Verdauungsstörungen, Vaginaltrockenheit, Libidoverlust sowie Trockenheit von Haut und Haaren. Auch das postmenopausal erhöhte Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose wird häufig unterschätzt.

Wirksame Arzneipflanzen

Phytopharmaka und pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel haben sich in den letzten Jahren als Mittel der Wahl zur Behandlung von Wechselbeschwerden etabliert. Synthetische Hormone werden hingegen aufgrund möglicher Nebenwirkungen sehr zurückhaltend verordnet.

• Traubensilberkerze
Bereits seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt werden standardisierte ethanolische bzw. wässrig-isopropanolische Extrakte der Traubensilberkerze (Actaea racemosa, vormals bekannt unter Cimicifuga racemosa). Typische Symptome wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche und Unruhezustände werden deutlich gemildert. Diese Wirkung ist auf die Hauptinhaltsstoffe Triterpenglykoside, Phenolcarbonsäuren und Hydroxyzimtsäureester zurückzuführen. Sie beruht vermutlich einerseits auf agonistischen Effekten an Dopamin-D2-­Rezeptoren und andererseits auf einer Wirkung an den GABA-Rezeptoren. Empfohlen wird eine Einnahme bei individueller Dosierung über mindestens 3 Monate, wobei erste Effekte nach etwa 2 Wochen eintreten.

• Isoflavone und Lignane
Sojabohnen und Rotklee weisen einen hohen Gehalt an Isoflavonen und Lignanen auf, welche zur Gruppe der Phytoestrogene zählen. Sojabohnen enthalten hauptsächlich Glykoside von Genistein, Daidzein und Glycitein, Rotklee vor allem deren Vorstufen Formononetin und Biochanin. Phytoestrogene sind in ihrer chemischen Struktur dem endogenen 17β-Estradiol sehr ähnlich. Sie weisen eine hohe Affinität zu β-Estrogenrezeptoren auf, welche vor allem in Herz-Kreislauf-System, ZNS, Knochen und Blase lokalisiert sind. Beobachtet wird eine deutliche Besserung typischer Klimakteriumsbeschwerden wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Mögliche protektive Effekte auf den Knochenstoffwechsel sowie das Herz-Kreislauf-System werden ebenfalls diskutiert. Im Bereich der Reproduktionsorgane finden sich hingegen hauptsächlich α-Rezeptoren, daher sind unerwünschte Effekte in diesem Bereich nicht zu erwarten. Aus Sicherheitsgründen ist bei Frauen mit Mammakarzinom jedoch von einer Einnahme abzuraten.

• Pflanzenpollen
Spezielle Pflanzenpollenaufbereitungen wirken ebenfalls Wechselbeschwerden entgegen. Das Pollenextrakt wird aus Roggen, Mais, Waldkiefer und Wiesenknäuelgras gewonnen, wobei die Pollenschalen entfernt werden und nur der allergenfreie Polleninhalt Verwendung findet. Es weist keine estrogene Aktivität auf. Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen zählen Antioxidanzien, Vitamine, Mineralstoffe, Polyphenole und Carotinoide.

• Salbei
Salvia officinalis ist vor allem bei Symptomen wie Schweißausbrüchen und Hitzewallungen indiziert, die dermale Wasserausscheidung wird bis zu 52 % gehemmt. Wässrige Extrakte sind Teezubereitungen vorzuziehen, da bei der Extraktion ein wesentlich höherer Wirkstoffgehalt erzielt wird. Verantwortlich für die antihidrotische Wirkung ist dabei vor allem die Rosmarinsäure. Empfohlen werden Phytopharmaka, deren Salbei-Extrakt auf mindestens 2,5 % Rosmarinsäure standardisiert sein sollte.

• Yamswurzel
Insbesondere in der Prämenopause können die Beschwerden aufgrund eines Progesteronmangels jenen des prämenstruellen Syndroms (PMS) ähneln (zum Beispiel Brustspannen, Hitzewallungen, unregelmäßige Blutungen). Die Yamswurzel enthält Diosgenin, welches eine progesteronähnliche Wirkung zeigt.

• Mönchspfeffer
Nicht zuletzt ist auch Vitex agnus-castus von Bedeutung. Extrakte des Mönchspfeffers führen zu einer erhöhten Sekretion von LH bzw. reduzieren die Produktion von FSH, wodurch der Hormonspiegel zugunsten des Progesterons verschoben wird.

Sport und Mikronährstoffe

Der Lebensstil hat einen entscheidenden Einfluss auf die Ausprägung und das individuelle Empfinden der Beschwerden. Regelmäßiger Sport wirkt Hitzewallungen entgegen und hat positive Effekte auf das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem und die Knochen. Ideal sind ausdauernde Sportarten an der frischen Luft, wie zum Beispiel Radfahren, Nordic Walking et cetera Übergewichtige Frauen leiden deutlich öfter an Hitzewallungen, weshalb eine Gewichtsreduktion das Wohlbefinden ebenfalls erhöht. Bereits vor dem Klimakterium sollten Frauen regelmäßig die Beckenbodenmuskulatur trainieren. Durch die Hormonumstellung kommt es zu einer Schwächung des Beckenbodens, was wiederum Harninkontinenz zur Folge haben kann. Frühzeitige Beckenbodengymnastik – anfangs unter Anleitung eines Physiotherapeuten – stärkt die Beckenbodenmuskulatur und hilft, diese willkürlich zu steuern.

Eine wesentliche Rolle spielt natürlich auch die Ernährung. Zu beachten ist, dass bei Neigung zu Hitzewallungen wärmende bzw. scharf gewürzte Speisen sowie Alkohol eher gemieden werden sollten. Selbst sehr ernährungsbewusste Frauen können den Bedarf an wichtigen Vitaminen und Mineralstoffe häufig durch die Nahrung nicht ausreichend abdecken. Eine gezielte Substitution ist daher ratsam. Vor allem der Vitamin-D3-Spiegel muss in Hinblick auf den veränderten Knochenstoffwechsel im Auge behalten werden.

Vielfältige Ursachen von Hot Flushes

Plötzliche Hitzewallungen und Rötungen im Gesicht können auch als Nebenwirkung bestimmter Arzneimittel auftreten. Dazu zählen etwa

  • Nitrate
  • Kalziumantagonisten
  • Kortikoide
  • Dimethylfumarat

Weiters werden Hot Flushes häufig durch Alkoholkonsum, Allergien und Hypertonie verursacht.