In der Regel schmerzhaft

Trotz aller Rufe nach Body Positivity und Rückkehr zur Natürlichkeit – Regelschmerzen werden häufig still erduldet und schwer Geplagte dürften wohl an den entsprechenden Tagen in erster Linie an Ruhe und einer schnellen Schmerzlinderung interessiert sein.

Der Begriff Dysmenorrhö bezeichnet ­starke krampf- oder kolikartige ziehende Schmerzen vor, während oder nach der Menstruation von etwa 8 bis 72 Std. Dauer. Die Schmerzen im Unterleib können in Rücken oder Oberschenkel ausstrahlen, von gastrointestinalen Beschwerden wie etwa Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung begleitet sein oder auch mit Kopfschmerzen einhergehen. Insgesamt kann es zu einer starken Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens kommen.

Primäre versus sekundäre Dysmenorrhö

Etwa die Hälfte der betroffenen Frauen ­leidet an primärer Dysmenorrhö (keine organischen Ursachen im Unterleib), diese Form beginnt meist schon in oder kurz nach der Menarche, die Ursache sind prostaglandinbedingte verstärkte Uteruskontraktionen. Es handelt sich um ein sehr häufiges Beschwerdebild, manche Quellen sprechen von bis zu 90 % Betroffenen im heranwachsenden Alter. Davon leiden wiederum 15 % an so starken Problemen, dass tageweises Fernbleiben von der Schule/Arbeit die Folge ist. Mit zunehmendem Alter und nach einer Schwangerschaft bessern sich die Beschwerden zumeist. Das bedeutet aber keineswegs, dass erwachsene Frauen nicht ebenso darunter leiden können. Anzunehmen ist vielmehr, dass Dysmenorrhö unabhängig von Alter und Nationalität das häufigste gynäkologische Problem darstellt, das darüber hinaus wohl unterdiagnostiziert und untertherapiert ist.

Im Unterschied zur primären Dysmenorrhö resultiert die sekundäre Dysmenorrhö aus organisch/funktionellen Störungen wie z. B. Endometriose, Uterusmyomen, Zysten, Salpingitis (Eileiterentzündung), aber auch Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Sekundäre Regelschmerzen können auch Folge einer zur Empfängnisverhütung eingesetzten (Kupfer-)Spirale sein. Die sekundäre ­Dysmenorrhö geht meist auch mit einer verstärkten und/oder verlängerten Regelblutung einher.

Pathogenese und Risikofaktoren

Im Gegensatz zur normalen Regelblutung werden bei primärer Dysmenorrhö im Rahmen der Menstruation verstärkt Prostaglandine gebildet, welche im üblichen Rahmen zu Gebärmutterkontraktionen und Schleimhautabstoßung führen.

Durch den Überschuss von Prostaglandin kommt es zu verstärkten, verlängerten oder unregelmäßigen Kontraktionen, einer Vasokonstriktion und damit einhergehend schmerzhaften Ischämien. Auch eine Beteiligung von Vasopressin wird diskutiert. Folgende Risikofaktoren für Dysmenorrhö werden in der Literatur beschrieben:

  • Alter < 20 Jahre
  • Untergewichtige (BMI < 20) oder stark übergewichtige Frauen
  • Dysmenorrhö in der Familie
  • psychische Probleme wie Depressionen, Angststörungen
  • Stress oder Auseinanderbrechen sozialer Netzwerke
  • starke Regelblutungen
  • Rauchen, Alkohol

Selbstmedikation

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen (ab 12 Jahren beträgt die TMD 1200 mg), Dexketoprofen (ab 18 Jahren, max. 3-mal 25 mg), Naproxen (ab 12 Jahren, max. 3-mal 200 mg) usw. sind Mittel der ersten Wahl und in über 70 % der Fälle wirksam: Sie hemmen die Cyclooxygenase (COX) und damit die Synthese von u. a. Prostaglandinen. Daraus resultieren eine Abnahme von Entzündungsreaktionen und eine Unterdrückung der Schmerz­entstehung. Welches NSAR in dieser In­dikation am wirksamsten (und sichersten) ist, konnte noch nicht hinreichend geklärt werden, es obliegt zum Teil sicher der persönlichen Präferenz der Patientinnen. Erfahrene Anwenderinnen nehmen die NSAR bereits einen Tag vor der erwarteten Blutung in einer ausreichenden Initialdosis und setzen die Einnahme 2–3 Tage fort. Bei Gegenanzeigen wie z. B. gastrointestinalen Blutungen oder Ulzera, Herzinsuffizienz Nierenfunktionsstörungen und kann auch Paracetamol versucht werden, die Wirkung von Letzterem bei primärer ­Dysmenorrhö ist aber schwächer. Spasmolytika wie z. B. Scopolaminbutylbromid wirken krampflösend auf die glatte Uterusmuskulatur, Kontraindikationen sind u. a. Engwinkelglaukom oder Muskelschwäche.

Alternativen:

  • Vielen Mädchen und Frauen helfen Wärmeanwendungen in Form von Wärmeflaschen, -kissen oder -pflaster.
  • Regelmäßige körperliche Aktivität kann – nebst diverser sonstiger positiver Auswirkungen – auch beim Schmerzmanagement hilfreich sein.
  • Akupunktur, Akupressur, Entspannungstechniken
  • Nahrungsergänzungsmittel: Teilweise positive Beobachtungen gab es für die Einnahme von Thiamin (Vitamin B1), Pyridoxin (Vitamin B6) und/oder Magnesium, Vitamin E und Ω-3-Fettsäuren (Fischöl). Gleiches gilt für Pycnogenol® (natürlicher Entzündungshemmer, Spezialextrakt aus der französischen Meereskiefernrinde) und Ingwer (pulverisiert, 700–1000 mg tägl., Tag 1–3)
  • Phytotherapie (z. T. Erfahrungsmedizin): Frauenmantel, Schafgarbe, Gänsefingerkraut, Brutblatt, Kamillenblüten, Mönchspfeffer (eher PMS) … Bei den meisten der erwähnten Pflanzen dürften hauptsächlich spasmolytische und/oder blutstillende bzw. hormonregulierende Effekte zum Tragen kommen.