Respiratorische Infekte – Antibiotika nicht immer notwendig!

Die akute Bronchitis, die eine Entzündung der Bronchialschleimhäute darstellt, ist zumeist Folge einer Erkältung oder Grippe mit Erregerausbreitung in die tiefen Atemwege. Kennzeichnend ist der quälende, anfangs trockene Husten. Häufig findet sich auch eine Laryngitis mit eventuellem Stimmverlust und eine grippale Symptomatik. Neben fiebersenkenden Maßnahmen und reichlich Flüssigkeit zur Schleimverflüssigung können Phytotherapeutika wie Thymian, Efeu, Enzian, Isländisch Moos oder Pelargonium die Dauer des Hustens verkürzen und dessen Intensität mildern. Die pflanzlichen Substanzen können durch ihre sowohl antivirale als auch möglicherweise antibakterielle Wirkung den Einsatz von Antibiotika reduzieren. ­Rauchen führt zu einer Verschlechterung der Beschwerden! Bei Obstruktionszeichen sind inhalative ß-Mimetika eventuell in Kombination mit einem inhalativen Cortison angezeigt. Antibiotika sind nur im Falle einer nachgewiesenen bakteriellen Infektion sinnvoll. Bei einem länger als drei bis vier Wochen andauernden Husten sollte durch ein Lungenröntgen eine Pneumonie ausgeschlossen werden.

Influenza

Bei einer Influenza ist meistens eine symptomatische Therapie mit fiebersenkenden Maßnahmen, Bettruhe und reichliches Trinken ausreichend. Um bei Risikopatient:innen (ältere Menschen, Diabetiker:innen, chronische Herz- und Lungenerkrankungen, Tumorpatient:innen) einen schweren Krankheitsverlauf zu verhindern, stehen virushemmende Medikamente zur Verfügung, deren Beginn möglichst innerhalb der ersten 48 Stunden nach Symptombeginn starten sollte. Problematisch können bakterielle Sekundärinfektionen der durch das Influenzavirus bereits geschädigten Lunge wie eine akute Bronchitis oder eine Lungenentzündung sein. In diesen Fällen ist eine antibiotische Therapie angezeigt.

Pneumonie

Der wichtigste bakterielle Erreger der ambulant erworbenen Pneumonie ist Streptococcus pneumoniae. Die durch Pneumokokken hervorgerufene Lungenentzündung zeigt zwei Häufigkeitsgipfel im Säuglings- und Kleinkindesalter sowie bei Menschen über 60 Jahren und stellt ein schweres Krankheitsbild dar. Vor allem bei älteren Menschen mit Begleiterkrankungen ist der schwere Krankheitsverlauf häufig mit einer hohen Morbidität und Mortalität assoziiert. Typische Symptome sind hohes Fieber (> 38,5 Grad), Schüttelfrost, Kopf- und Gliederschmerzen, Krankheitsgefühl, Husten und Schüttelfrost. Bei alten Menschen sind diese Symptome nicht immer vorhanden, oft findet sich nur eine zunehmende Verwirrtheit, ein schneller Puls, ein niedriger Blutdruck und Zeichen der Atemnot. Eine Pneumonie soll immer durch ein Lungenröntgen bestätigt werden. Eine ambulante Behandlung ist bei einem CRP-65 Score = 0, einer Sättigung > 90 % und einem stabilen Allgemeinzustand möglich.

Die Antibiose der Wahl bei fehlenden Komorbiditäten ist Amoxicillin, mögliche Alternativen sind Doxycyclin oder Makrolide (Azithromycin oder Clarithromycin). Bei Komorbiditäten ist die Kombination eines Penicillins mit Betalactamaseinhibitor zur Erfassung eines erweiterten Erregerspektrums oder in Ausnahmefällen ein Atemwegschinolon (Moxi- oder Levoflocaxin) sinnvoll. Eine Therapiedauer von 3–5 Tagen ist bei einer entsprechend hohen Dosierung ausreichend. Eine ­antibiotische Kombinationstherapie ist im ambulanten Bereich nicht notwendig. Bei Patient:innen mit instabilen ­Komorbiditäten, chronisch Kranken oder älteren Patient:innen ist eine stationäre Aufnahme zu erwägen. Bei infektiösen Atemwegserkrankungen ist eine Antibiose aufgrund der viralen Genese zumeist nicht notwendig. Wichtig ist eine ausführliche Anamneseerhebung unter Ausschluss von Red Flags (Atemnot, Tachypnoe, Thoraxschmerz, Hämoptoe, Tachykardie). Die Aufklärung über Genese, Therapiemöglichkeiten und den sinnvollen Antibiotika-Einsatz bei Atemwegsinfektionen ist notwendig. Oft können Phytotherapeutika die Symptome mildern und für eine ­raschere Abheilung sorgen.