So reagieren die Pharmabranche und Apotheken

Das Coronavirus führt nun auch zu Lieferengpässen in heimischen Apotheken. Vorerst allerdings nicht bei Medikamenten, sondern bei Atemschutzmasken und Desinfektionsmitteln. „In den Apotheken in Österreich ist ein deutlicher Anstieg der Nachfrage von Atemmasken sowie Desinfektionsmittel zu verzeichnen“, heißt es aus der Apothekerkammer. Fertige Desinfektionsmittel waren binnen einer Woche ausverkauft. Hersteller produzieren derzeit auf Hochtouren, rechnen aber mit Lieferverzögerungen von bis zu acht Wochen. Abhilfe schaffen sollen von Apothekern selbst gefertigte Desinfektionsmittel aus hochprozentigem Alkohol, teilt die Kammer mit, die auch eine entsprechende Rezeptur zur Eigenherstellung von Desinfektionsmitteln an die Apotheken verschickt hat. Die Kammer lobt auch die heimischen Apotheken, die bei verunsicherten Kunden derzeit viel Aufklärungsarbeit leisten.

27 Impfstoffe in Entwicklung

Indes sucht die Pharmaindustrie nach Therapiemöglichkeiten. „Derzeit befinden sich weltweit 27 Impfstoffe in Entwicklung, die auf die Behandlung des Coronavirus abzielen“, sagt Mag. Alexander Herzog, Generalsekretär der Pharmig. Es werde sicherlich noch einige Zeit dauern, bis sich herausstellt, ob einer davon wirklich erfolgreich ist. „Parallel dazu eruieren pharmazeutische Unternehmen ebenso unter Hochdruck und gemeinsam mit Gesundheitsbehörden und Arzneimittelagenturen, ob existierende Wirkstoffe gegen das Coronavirus eingesetzt werden können.“ Als eine Art Katalysator gelten dabei Open-Access-Plattformen, die es ermöglichen, Daten weltweit zu teilen. Herzog: „So können Wissenschafter, nachdem das Virus relativ rasch sequenziert werden konnte, gemeinsam an Methoden zur Bekämpfung des Virus arbeiten. Ansätze sucht man auch bei bereits zugelassenen Therapien oder Wirkstoffen beziehungsweise auch bei solchen, die gerade für andere Krankheiten entwickelt werden.“

Know-how aus Österreich

Geforscht wird derzeit in drei Bereichen: schnelle und zuverlässige Tests zum Nachweis des Virus, Impfstoffe sowie passgenaue Therapien gegen COVID-19. Das Problem: Es gibt wenige Hochsicherheitslabore zur Erforschung gefährlicher Viren. Zu den beteiligten großen Instituten gehören die National Institutes of Health (NIH) der USA, das Pariser Pasteur-Institut oder die University of Melbourne in Australien oder das Institut für Virologie der Philipps-Universität im deutschen Marburg. Auch Biotech-Firmen suchen nach einem Impfstoff – darunter auch die österreichische APEIRON Biologics AG. Das Unternehmen gab nun den Start einer klinischen Investigator-Initiated-Pilotstudie zur Behandlung von Patienten mit schwerer Coronavirusinfektion in der Volksrepublik China mit APN01 bekannt, einem rekombinanten menschlichen Angiotensin-Converting-Enzym 2 (rhACE2). Es wurde von APEIRON zur Behandlung der akuten Lungenschädigung (ALI), des akuten Atemnotsyndroms (ARDS) und der pulmonal arteriellen Hypertonie (PAH) entwickelt. Nach der Lizenzerteilung durch APEIRON im Februar 2010 führte der Pharmakonzern GSK von 2014 bis 2017 Studien zur Behandlung von ALI, PAH und ARDS durch, wobei Letzteres die Hauptursache für Todesfälle bei COVID-19 ist.

Penninger forscht mit China

Unser Labor lieferte den ersten In-vivo- Beweis dafür, dass ACE2 der essenzielle Rezeptor für SARS-CoV-2 ist und das Potenzial hat, die Lunge zu schützen. Ich freue mich, dass aufgrund unserer Forschung und Entwicklungsarbeit jetzt das Potenzial von APN01 in klinischen Studien für die Behandlung von Patienten untersucht wird, die an der neuartigen Coronavirusinfektion leiden“, erklärte Univ.-Prof. Dr. Penninger, Miterfinder von APN01 sowie Mitgründer und Aufsichtsratsmitglied von APEIRON Biologics sowie Professor an der University of British Columbia. In der randomisierten, nicht verblindeten Studie werden 24 Patienten sieben Tage lang behandelt, um Daten zur Wirkung von rhACE2 auf die biologischen, physiologischen und klinischen Parameter sowie zur Sicherheit bei Patienten mit schwerer SARS-CoV-2- Infektion zu erhalten.
Die US-Firma Gilead wiederum untersucht mit den chinesischen Behörden, ob das gegen Ebola entwickelte Mittel Remdesivir gegen das Coronavirus helfen kann. GlaxoSmithKline will bei Bedarf sein Know-how bei Zusatzstoffen beisteuern, welche die Immunreaktion beim Einsatz von Impfstoffen verstärken können. In den USA will Johnson & Johnson mit staatlichen Stellen an der Impfstoffentwicklung arbeiten.