Wenn zu viel Stress Kopfschmerzen verursacht

Die psychischen Belastungen sind nach einem Jahr Pandemie deutlich höher als am Anfang. Durch vermehrtes ­Homeoffice geht die Work-Life-Balance oft verloren, weil aufgrund der Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen weniger Ausgleich möglich ist. So erhöht sich vielerorts das Konfliktpotenzial, und ­nicht selten kommen Zukunfts- oder Existenzängste hinzu. Durch diesen Stress reagieren die Menschen schneller gereizt und empfindlich. Es sinken auch vielfach Konzentration und Belastbarkeit und Leistungsfähigkeit. Diese psychologischen Faktoren haben laut der deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) auch einen negativen Einfluss auf die Entstehung und Dauer von Kopfschmerzen. Speziell in der Prophylaxe können Entspannungsverfahren, wie zum Beispiel die progressive Muskelrelaxation, Yoga oder Achtsamkeitstraining zur Stressbewältigung, die Häufigkeit von Kopfschmerzen und den Schmerz­mittelbedarf verringern. Auch regelmäßiges Ausdauertraining, ein ausgeglichener Schlaf-wach-Rhythmus und eine ausreichende Trinkmenge sind gute Empfehlungen für Kopfschmerz­patienten.

Kommt an der Tara der Wunsch nach einem Kopfschmerzmittel, sollte man nach der Art der Kopfschmerzen fragen, da je nach Typ unterschiedliche (Dosierungs-)Empfehlungen gelten. Kopfschmerzen vom Spannungstyp sind üblicherweise beidseitig, werden als dumpf und drückend beschrieben und bessern sich meist durch körperliche Aktivität. Als Auslöser kommen zum Beispiel Stress, lange Aufenthalte in geschlossenen Räumen oder Verspannungen der Nackenmuskulatur in Frage. In letzterem Fall hilft es, diese Verspannungen in Nacken und Schulter, zum Beispiel durch gezieltes Training, Physiotherapie oder Dehnungsübungen, zu reduzieren. Im Akutfall können Wärmeanwendungen die Schmerztherapie unterstützen.

Die Migräne äußert sich hingegen einseitig mit starken Schmerzen, die als klopfend oder pulsierend beschrieben werden und meist 4–72 Stunden lang andauern können. Meist wird sie von Symptomen wie Überempfindlichkeit gegen Geräusche, Licht oder Gerüche oder auch Übelkeit und Erbrechen begleitet. Ein Kopfschmerztagebuch, in Papierform oder als App, kann bei der Identifikation von Triggerfaktoren, wie zum Beispiel Alkohol, Nikotin oder Schokolade, behilflich sein.

Die Schmerztherapie sollte in beiden Fällen frühzeitig und in ausreichender Dosierung erfolgen. Um einen Medikamentenübergebrauchskopfschmerz (MÜK) zu vermeiden, sollten die Schmerzmittel nicht länger als 3 Tage hintereinander und an maximal 10 Tagen pro Monat angewendet werden. Damit die Arzneimittel möglichst schnell wirken, werden einige galenische Tricks eingesetzt. Die Freisetzung des Wirkstoffes kann durch Brausetabletten, Tabletten mit einem erhöhten Sprengmittelanteil oder mit einer kleineren Korngröße gesteigert werden. Bei Ibuprofen stehen Gelkapseln oder Lysinat, bei dem die Aminosäure als Lösungsvermittler fungiert, zur Verfügung. Und auch die Kombination mit Koffein beschleunigt den Wirkeintritt und verstärkt den schmerzstillenden Effekt. Ein Punkt in der Beratung ist auch das individuelle Ansprechen der Patienten auf ein Schmerzmitte. So kann bei unzureichender Wirksamkeit eines Präparats ein Wirkstoffwechsel vorgeschlagen werden. Eine unterstützende Möglichkeit bietet die äußerliche Anwendung von Pfefferminzöl auf Stirn und Schläfen. Dieses wirkt aufgrund der hautreizenden Wirkung entspannend und kann alle 15 Minuten aufgetragen werden.

Treten die Kopfschmerzen nahezu täglich auf oder werden sie von hohem Fieber, Orientierungsverlust, Sprachproblemen, Schwindel oder Gleichgewichtsstörungen begleitet, sollte jedenfalls ein Arzt aufgesucht werden.