Highlights bei Myeloproliferativen Neoplasien (MPN)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Vimeo. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
  • Verwenden Sie folgende Direktlinks, um im Video zu navigieren:
  • 0:00 - Grundlagenforschung
  • 4:08 - Klinik

 

Grundlagenforschung: Der Themenkreis im Videostatement von Professor Heinz Gisslinger beginnt mit der SARS-CoV-2-Pandemie. Mit der Infektion geht eine ausgeprägte Inflammation einher, die zu einem Zytokinsturm führt, der eine stärkere Thromboseneigung begünstigt – und das auf dem Boden einer bereits vorbestehenden Thromboseneigung bei den meisten myeloproliferativen Neoplasien, d.h. es kommt zu einer weiteren Aktivierung der Plättchenaktivität. Besprochen werden Themen wie etwa der Verlauf von Patienten mit TP53-mutierten MPNs, die z.T. einen rasch progredienten Verlauf aufweisen, dessen Mechanismen untersucht wurden. Ein Thema gilt weiters dem Mechanismus der Interferon-Therapie bei MPNs, der durch Einzelzelluntersuchungen näher aufgeklärt werden konnte: So wird der Zellzyklus vor allem in mutierten Zellen angetrieben, aber auch die Ausdifferenzierung dieser Zellen beschleunigt, was ein rascheres Absterben der malignen Zellen begünstigt und dem Proliferationsvorteil dieser Zellen entgegenwirkt. Ein wichtiger pathogenetischer Mechanismus bei primären Myelofibrose besteht etwa darin, dass IL-13, das vor allem in den Mastzellen im Knochenmark produziert wird, die Fibrosierung beschleunigt.

Klinik: Was die Klinik betrifft, sind zu allen wichtigen Gruppen myeloproliferativer Erkrankungen -Polycythaemia vera, essentielle Thrombozytopenie und primäre Myelofibrose – neue Daten vorgestellt worden. Einerseits werden zunehmend neue Targets gefunden, andererseits wurde bei Polycythaemia vera durch die rezent (Mitte November 2021) in den USA erfolgte Registrierung von Ropeg-Interferon als zytoreduktive Erstlinientherapie ein wichtiger Schritt gesetzt. Ein zweiter wichtiger Schritt ist laut Professor Gisslinger die Entwicklung der Hepcidin-Analoga, mit denen u.a. die Phlebotomierate gesenkt werden kann und die Lebensqualität der Patienten verbessert wird. Vorgestellt wird weiters eine neue Substanz bei essentieller Thrombozytopenie, Bomedemstat, ein LSD1-Inhibitor, der am ASH von Francesca Palandri vorgestellt wurde. Interessant in dem Kontext ist auch, dass dem first-in-class LSD1-inhibitor Iadademstat (ORY-1001) von der FDA rezent eine Orphan Drug Designation bei AML zuerkannt wurde. Die Substanzen sind gut verträglich, bei essentieller Thrombozytopenie führt der LSD1-Inhibitor Bomedemstat zu einer raschen Verringerung der erhöhten Plättchenzahl bei Patienten, die auf bisher verfügbare Therapien nicht mehr angesprochen haben. Ein Protokoll für eine Phase-III-Studie ist laut Professor Heinz Gisslinger in Ausarbeitung. Bei Myelofibrose – aber auch in etlichen anderen hämatologischen Indikationen (MDS, Lymphome) – ist die Entwicklung der BET-Inhibitoren ein großes Thema, z.B. des BET-Inhibitors Pelabresib (CPI-0610). Die Substanz wird u.a. auch in Kombination mit Ruxolitinib als der etablierten Erstlinientherapie untersucht (MANIFEST-Studien). Es kommt laut Professor Gisslinger zu einer deutlichen Verbesserung der Splenomegalie, der konstitutionellen Symptome, aber auch der Anämie, z.T. mit Transfusionsunabhängigkeit, sowie zu einer Verbesserung der Knochenmarksfibrose, sodass Pelabresib sehr vielversprechend scheint – und insgesamt die Palette der verfügbaren Therapien, darunter nicht zuletzt Selinexor, zunehmend erweitert wird. „Es wird allmählich etwas unübersichtlich“, meint Professor Heinz Gisslinger im Abschluss-Statement.