Update: Lymphogranuloma venereum

Im Vortrag von Dr. De Vries wurde das Erkrankungsbild von Lymphoma granuloma venereum (LGV) vorgestellt. LGV ist eine Sonderform einer Chlamydieninfektion, hervorgerufen durch die Serovare L1-L3. Bis 2003 wurde diese Infektion in Europa in erster Linie als (meist aus der Äquatorialregion) importierte Geschlechtserkrankung mit genitaler Infektion beobachtet. Ab 2003 wurden zunehmend Verlaufsformen mit Proktitis ohne Reiseanamnese bei „men having sex with men“ (MSM) berichtet.

Die klinische Präsentation verläuft meist in 3 Stadien; allerdings sind etwa 25 % der Patienten asymptomatisch, so dass Screening hier eine zentrale Rolle einnimmt. Epidemiologisch wird in Europa ein stetiger Anstieg beobachtet. Interessanterweise zeigte sich die Erkrankung zunächst primär bei HIV-positiven Patienten (80 % in 2003), aktuell sind etwa 50 % der LGV-infizierten Patienten HIV-negativ.1

Screening mittels Chlamydien-NAAT ist empfohlen bei (1) allen MSM mit rezeptivem Analverkehr < 6 Monate und (2) bei Vorliegen von genitalen Ulzera. Bei positivem Chlamydien-Befund soll anschließend eine Differenzierung mit Bestimmung der LGV-Genovare erfolgen.

Die Erkennung einer LGV-Infektion ist aufgrund der notwendigen verlängerten Doxycyclin-Therapie (2 x 100 mg für 3 Wochen) und zur Prävention von irreversiblen Dauerschäden von Bedeutung.

Fazit: LGV ist eine weitverbreitete (unterdiagnostizierte) Geschlechtserkrankung, hauptsächlich in der Gruppe der MSM. Asymptomatische Infektionen machen 25 % der Fälle aus. Es gibt keine Evidenz für eine Übertragung in der heterosexuellen Population in Europa.

1 van Aar F et al., Euro Surveill 2020; 25(14):1900377


De Vries HJC., Amsterdam, Niederlande; Presentation ID D1T06.2C