Default-Antibiose bei Ösophagus-Varizenblutung: Wirklich die richtige Wahl?

Patient:innen mit Leberzirrhose und Ösophagusvarizenblutung haben ein hohes Risiko, eine Infektion zu entwickeln. Die Verabreichung von Antibiotika verringert das Risiko bakterieller Infektionen und verbessert das Überleben bei dekompensierter Zirrhose und Varizenblutung. Daher wird in den Leitlinien eine antibiotische Prophylaxe empfohlen. Ihre Rolle bei Patient:innen mit kompensierter Child-Pugh-A-Zirrhose und Varizenblutung ist jedoch nicht klar definiert.

Studie: Im Rahmen einer offenen, single-center-Studie in Indien wurde der Einfluss der Antibiotikaprophylaxe auf das Infektionsrisiko und das Überleben bei Child-Pugh-A-Zirrhose untersucht. Die Studie zielte auf den Nachweis der Nicht-Unterlegenheit des Weglassens der Antibiotikaprophylaxe gegenüber der 5-tägigen Behandlung mit intravenösem Ceftriaxon ab. Es wurden 180 Patient:innen mit Leberzirrhose eingeschlossen. Das Kollektiv entsprach einem typischen Zirrhose-Kollektiv (mehrheitlich Männer, überwiegend alkoholische oder nicht-alkoholische Lebererkrankung) und die Gruppen waren gut vergleichbar.

Ergebnis: Ohne Antibiotikaprophylaxe entwickelten 7% der Patient:innen eine Infektion, mit Prophylaxe 12%, der Unterschied war nicht signifikant. Es gab auch keinen Unterschied im Nachblutungsrisiko und in der Sterblichkeit (im Krankenhaus oder nach 6 Wochen) sowie weiteren Komplikationen.

Fazit: Bei Patient:innen mit Child-Pugh-A-Zirrhose und akuter Ösophagusvarizenblutung brachte das Weglassen der Antibiose mit Ceftriaxon keinen Nachteil. Eine antibiotische Prophylaxe ist in dieser Situation also nicht zwingend notwendig. Da im Krankenhaussetting viele Keime resistent auf Cephalosporine sind, müssten noch weitere Studien durchgeführt werden, um zu evaluieren, ob ein anderes Antibiotikum als Ceftriaxon einen Vorteil bringen könnte.