Assoziation zwischen Hodenkrebs und neurologischen Entwicklungsstörungen

Klinische Beobachtungen weisen auf eine höhere Prävalenz von psychiatrischen Erkrankungen bei Patienten mit Hodentumoren (TGCC) hin, insbesondere neurologische Entwicklungsstörungen u.a. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Autismus, geistigen Behinderungen.

Studie: Die präsentierte „nested“ Fall-Kontroll-Studie mit 6.250 TGCC-Patienten, die zwischen 1992 und 2014 diagnostiziert wurden, und 62.500 „gematchten“ Kontrollen zielt darauf hin, mittels logistischer Regression die Assoziation von psychiatrischen Vorerkrankungen und einem erhöhten Hodenkrebsrisiko bzw. Mortalität zu kalkulieren.

Ergebnis: Die Autoren zeigten, dass neurologische Entwicklungsstörungen, u.a. Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung, Autismus, geistigen Behinderungen mit einem erhöhten Risiko für Seminome assoziiert ist (OR 1,54; 95% KI 1,09-2,19). Zudem waren Seminompatienten mit neurologischen Entwicklungsstörungen im Vergleich zu Patienten ohne neurologische Entwicklungsstörungen deutlich jünger (34 vs. 38 Jahre, p=0,004) und litten häufiger an Stadium IV-Erkrankungen (5,4% vs. 1,2%). Dagegen wurde ein geringeres Seminomrisiko bei Patienten mit Psychosen in der Vorgeschichte beobachtet (OR 0,62; 95% KI 0,40-0,96).

Insgesamt war eine psychiatrische Vorerkrankung zwar nicht assoziiert mit TGCC, jedoch war jede beliebige psychiatrische Vorerkrankung in der Patientenanamnese mit einer erhöhten Gesamtmortalität (HR 2,91; 95% KI 2,11-4,02) und einer erhöhten TGCC-spezifischen Mortalität assoziiert (HR 1,79; 95% KI 1,04-3,08).

Innovation: ★★☆ Datenqualität: ★☆☆ Praxisrelevanz: ★★☆
 

Quelle: Jansson A et al., 513MO