Auf dem ESMO 2025 wurden zahlreiche neue, teils unmittelbar praxisverändernde Daten präsentiert
Bei Patientinnen mit metastasiertem, triple-negativem Mammakarzinom ohne Indikation für Immuntherapie zeigten ASCENT-031 und TROPION-Breast022, dass Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs) der konventionellen Chemotherapie bereits in der Erstlinie in Hinblick auf das progressionsfreie Überleben (PFS) deutlich überlegen sind. Dies ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass in diesem Setting über einen langen Zeitraum kein relevanter Fortschritt erzielt werden konnte, und die Prognose von Patientinnen mit metastasierter triple-negativer Erkrankung auch weiterhin deutlich schlechter als bei anderen Subtypen ist. Interessante fragen ergeben sich aus den unterschiedlichen Designs und Einschlusskriterien der Studie. So gab es bei ASCENT-03 die Möglichkeit für Patientinnen im Kontrollarm, in der zweiten Behandlungslinie Sacituzumab Govitecan (SG) zu erhalten, was aus einem ethischen Gesichtspunkt sehr positiv erscheint. Gleichzeitig war in TROPION-Brest02 ein Einschluss von Patientinnen mit sehr frühem Rezidiv möglich, auch war bereits ein Vorteil in Hinblick auf das Gesamtüberleben zu beobachten. Schon jetzt lässt sich aber feststellen, dass SG und Datopotamab Deruxtecan den künftigen neuen Therapiestandard darstellen werden.
Auch im Bereich des HER2-positiven Mammakarzinoms wurden praxisrelevante Daten präsentiert. In DESTINY-Breast053 wurde Trastuzumab Deruxtecan (T-DXd) direkt mit dem bisherigen postneoadjuvanten Standard Trastuzumab Emtansin bei Patientinnen ohne pathologische Komplettremission nach neoadjuvanter Therapie verglichen. Dabei ist anzumerken, dass es sich bei der Studienpopulation um ein Hochrisikokollektiv handelte, bei dem zum Zeitpunkt der Operation ein positiver Nodalstatus oder zum Zeitpunkt der Diagnose eine inoperable Erkrankung bestanden hatte. T-DXd führte in dieser Studie zu einer deutlichen Reduktion der Rückfallrate, auch war ein numerischer Trend zu einer Verbesserung des Gesamtüberlebens zu beobachten. Zwar traten zwei therapiebedingte Todesfälle durch interstitielle Lungenerkrankung (ILD) auf, dennoch kann T-DXd kann bei nodal-positiver Erkrankung als neuer postneoadjuvanter Standard gelten, sobald die Zulassung in diesem Setting vorliegt. In DESTINY-Breast114 zeigte die Kombination aus 4 Zyklen T-DXd gefolgt von Docetaxel, Trastuzumab und Pertuzumab als präoperative Therapie eine höhere Rate an pathologischen Komplettremissionen und einen Trend zu verbessertem ereignisfreiem Überleben im Vergleich zur Anthrazyklin-Taxan-Sequenz. Auffällig war dabei auch das – vergleichsweise – gute Verträglichkeitsprofil der T-DXd Sequenztherapie, wobei kein Fall einer ILD unter dem ADC auftrat. Langzeitdaten stehen noch aus, doch T-DXd dürfte auch im neoadjuvanten Setting bei hohem Risiko eine wichtige Rolle einnehmen.
Bei Hormonrezeptor-positiver/HER2-negativer Erkrankung im Frühstadium mit hohem Rezidivrisiko gilt heute die additive Gabe eines CDK4/6-Inhibitors zu endokriner Therapie als Standard. Basierend auf den Daten der monarchE Studie war Abemaciclib über 2 Jahre in einer Hochrisikopopulation an Patientinnen mit vier oder mehr befallenen axillären Lymphknoten oder mit ein bis drei Lymphknoten und zusätzlichen Risikofaktoren (pT3, G) zuglassen worden. In der Studie hatte sich eine klinisch relevante Reduktion des Rückfallrisikos gezeigt, bei nunmehr 6,3 Jahren medianer Nachbeobachtungszeit berichteten die Autoren eine Verbesserung des Gesamtüberlebens von 85,5% auf 86,8% (HR 0,842; 95% CI 0,722-0,988)5. Auch wenn dieser Effekt prima vista nicht groß erscheint, so bestätigen die Ergebnisse den stabilen Vorteil in Hinblick auf das invasive erkrankungsfreie Überleben und zeigen, dass der adjuvante Einsatz von CDK4/6-Inhibitoren Rückfallereignisse verhindern kann und nicht lediglich verzögert.
Zuletzt soll eine Studie berichtet werden, die in unseren Breiten nicht praxisverändernd und dennoch zum Nachdenken anregen soll. In den meisten Ländern der Welt ist eine neoadjuvante Therapie nach dem KN-522 Protokoll mit acht Zyklen Pembrolizumab 200 mg neoadjuvant bei Patientinnen mit triple-negativen Mammakarzinom im Frühstadium aus Kostengründen nicht möglich. Eine indische Gruppe verglich nun eine alleinige Chemotherapie mit dosisdichtem Paclitaxel gefolgt von AC mit dem gleichen Schema unter Zugabe von drei Behandlungszyklen Pembrolizumab 50 mg.6 Es fand sich dabei eine Steigerung der Rate an pathologischen Komplettremissionen im Interventionsarm um 13,3%, was als klinisch relevant angesehen werden muss. Auch immunvermittelte Nebenwirkungen waren zu beobachten, was die Immunogenität des Regimes unterstreicht. Natürlich wird in Österreich auch weiterhin die Standardtherapie eingesetzt werden, dennoch sollten diese Ergebnisse Anlass zu Diskussion sein, ob Deeskalationsstudien nicht mit Unterstützung öffentlicher Stellen geplant werden sollten, um Kosten zu reduzieren und die finanzielle Belastung moderner Therapien zu reduzieren.
1Cortes J et al. LBA 20
2Dent R et al. LBA 21
3Geyer C et al. LBA1
4Harbeck N et al. 291O
5Jhonston S et al. LBA13
6Batra A et al. LBA15