Immunresponse nach SARS-CoV-2-Vakzinierung

Hintergrund: Patient:innen mit Bronchialkarzinom repräsentieren eine vulnerable Patientengruppe für die eine SARS-CoV-2-Infektion zu höheren Raten an Morbidität und Mortalität führen könnte, weshalb diesen Patient:innen zu einer Coronavirus-Impfung geraten wird. Das Wissen über die erlangte Immunität, potenzielle Interaktionen mit onkologischen Therapien sowie unerwünschte Nebenwirkungen der Vakzine ist limitiert. Weitere Unklarheiten betreffen den Bedarf einer dritten Impfung sowie die Kontrolle der Omikron-Variante.

Methoden: Ziel der prospektiven Studie war die Evaluierung des Immunresponse auf die SARS-CoV-2-Impfung in Patient:innen mit Bronchialkarzinom. Patient:innen die eine Impfung gegen SARS-CoV-2 erhalten hatten wurden inkludiert, wobei zunächst eine quantitative IgG Spike-Beurteilung erfolgte um jene zu identifizieren die bereits eine asymptomatische Infektion durchgemacht hatten. Nach der ersten Impfung wurde IgG im Abstand von 3-6, 7-9 und 12 Monaten erneut bestimmt. Evaluiert wurden die Adverse Events (AEs) im Zusammenhang mit der Vakzine, serologische und klinische Resultate sowie das Überleben.

Ergebnisse: Von 126 Patient:innen waren 61,9 % männlich, das mediane Alter betrug 66 Jahre, bei 88,1 % wurde die Diagnose eines NSCLC gestellt (Stadium III NSCLC: 76 %). Die eingesetzten Systemtherapien inkludierten orale EGFR/ALK/ROS1/RET/MET-Inhibitoren (19,9 %), Immuntherapie (41,8 %), IT-Chemotherapie (14,1 %) und Chemotherapie (19,9 %). 9 Patient:innen hatten bereits eine symptomatische COVID-19-Infektion durchgemacht, wobei in dieser Subgruppe keine AEs in Zusammenhang mit der Impfung auftraten. 94,3 % der Patient:innen erhielten den MODERNA®-Impfstoff für die ersten beiden Teilimpfungen, 77 % erhielten auch eine dritte Impfung mit MODERNA®.

Nach Dosis 1-2 wurde im Zusammenhang mit der Impfung eine milde Symptomatik mit lokalen Schmerzen (35 %), Asthenie (6 %) und Myalgie (4 %) beobachtet. In der Gruppe von Patient:innen ≥ 75 Jahren waren die genannten Symptome häufiger, speziell nach der zweiten Impfdosis (42 %, 15 %, 42 %). Nach der dritten Dosis wurden Schmerzen, Asthenie und Myalgie bei 20,6 %, 6,2 % und 7,2 % festgestellt. Bis auf einen Patienten entwickelten alle Teilnehmer:innen IgG in Folge von Dosis 1-2. Die medianen IgG-Levels betrugen 2228.9 UI/mL im Zeitraum von 3-6 Monaten und waren nach 7-9 Monaten weiterhin aufrecht (2335.8 UI/mL). 9 Coronavirus-Infektionen traten nach der Impfung im Verlauf der sechsten Pandemie-Welle auf, wobei die Verläufe jeweils asymptomatisch respektive pauci-symptomatisch ausvielen. 4 dieser 9 Patient:innen hatten 3 Impfdosen erhalten, bei 2 handelte es sich um eine  Re-Infektion.

32 Todesfälle wurden in der untersuchten Kohorte dokumentiert wobei keine COVID-19-assoziierten Todesfälle auftraten.

Fazit: In der vorliegenden Studie war die SARS-CoV-2-Vakzine bei NSCLC-Patienten sicher, unabhängig der erhaltenen Systemtherapie. AEs und Effizienz der Impfung waren in den Altersgruppen ähnlich. Ein Großteil der Patient:innen erlangte Immunität nach der zweiten Impfdosis und diese blieb über die Zeit aufrecht. Die Infektionsraten waren niedrig und häufiger mit der Omikron-Variante, wobei ein milderer Verlauf bei jene Patient:innen beobachtet wurde die eine Impfung erhalten hatten.

“Immune Response after SARS-CoV-2 Vaccination in Lung Cancer Patients. Update of the Covid Lung Vaccine Cohort”, Abstract: OA06.04