Assoz.-Prof. Dr. Jolanta Siller-Matula
Klinische Abteilung für Kardiologie, Universitätsklinik für Innere Medizin II, Medizinische Universität Wien
Bei der Verwendung von Aspirin in der Primärprävention bestehen einerseits Diskrepanzen zwischen Studiendaten und Leitlinien; andererseits zwischen europäischen und US-amerikanischen Leitlinien selbst. Wie eine Vielzahl von Studien und Metaanalysen zeigt, senkt Aspirin zwar tatsächlich das kardiovaskuläre relative Risiko um etwa 10 %, hat dabei aber weder einen Einfluss auf die kardiovaskuläre noch auf die allgemeine Mortalität. Allerdings erhöht Aspirin in der Primärprävention das Blutungsrisiko stark.
Aktuelle US-Guidelines sehen daher die Gabe von Aspirin nur bei jüngeren Patienten (40-70 Jahre) vor, die kein erhöhtes Blutungsrisiko aufweisen. Strenger sind die europäischen Guidelines, die Aspirin, wenn überhaupt, nur Diabetikern mit hohem Ischämie- und niedrigem Blutungsrisiko empfehlen.
Laut Studiendaten profitieren am ehesten Patienten unter Statintherapie, Nichtraucher und eher Männer als Frauen von Aspirin in der Primärprävention; vor allem dann, wenn Plaque im Ultraschall oder mittels Koronarangiografie nachgewiesen werden kann.