Intermittierender Selbstkatheterismus

Etwa 70 % aller Patienten mit neurogener Blasenfunktionsstörung können mithilfe des intermittierenden Katheterismus erfolgreich und ohne Gefährdung der Nierenfunktion behandelt werden. „Werden die Betroffenen im intermittierenden Selbstkatheterismus (ISK) geschult und angeleitet, geschieht das je nach Pflegeperson sehr individuell“, erklärt DGKS/KSB Gerlinde Schwarz vom AUVA-Rehabilitationszentrum Häring. Sie und ihr Team haben in einer Projektarbeit das Optimierungspotenzial bei der Patientenedukation untersucht. Die Arbeit wurde mit dem Comitatus Award, dem Österreichischen Award für hervorragende Leistungen in der Versorgung von Blasenfunktionsstörungen, gesponsert von Hollister, ausgezeichnet. Auf Basis einer umfassenden Literaturrecherche wurden Edukationshilfsmittel und ein Dokumentationsblatt zur Anleitung und Schulung anfertigt. Ziel war es, ein möglichst großes Spektrum der verschiedenen Lerntypen abzudecken und die Edukation zu vereinheitlichen. Ein Fragebogen evaluierte die Ergebnisse in der praktischen Anwendung.

 

 

Aufgrund einer guten Durchmischung von weiblichen und männlichen Pflegenden kann auf eine geschlechterspezifische Edukation Rücksicht genommen werden. Bei der Auswahl von Materialien und Hilfsmitteln besteht die Möglichkeit, aus dem gesamten Pool der in Österreich erhältlichen Produkte zu schöpfen. Zudem werden im Bedarfsfall mithilfe der Ergotherapie spezielle Hilfsmittel für den ISK angefertigt. Ein Blasenentleerungsprotokoll erleichtert den Betroffenen als auch dem Pflegeteam die Dokumentation der Trink- und Harnmengen. Dadurch sind der Zeitpunkt und die Häufigkeit des ISK leichter ersichtlich. Im Rahmen der Rehabilitation wird jener Zeitpunkt abgewartet, ab dem die Betroffenen selbst bereit sind, den ISK durchzuführen. Für die erforderliche Information, Beratung, Schulung und Anleitung stehen zeitliche Ressourcen für die Pflegenden zur Verfügung.
Schwachstellen im stationären Bereich sind oft räumliche Beschränkungen, dadurch kommt es immer wieder zu Störungen durch Pflegepersonen, Reinigungspersonal oder Mitpatienten. Die Praxis hat auch gezeigt, dass Betroffene anfangs oft mit den vielen Informationen überfordert sind. Edukation kann mit den richtigen Hilfsmitteln effektiver und effizienter gestaltet werden. Die Demonstration und die Übung sind die wichtigsten Methoden zur Durchführung von Anleitungssequenzen. Dazu wird mit Hintergrundwissen in mündlicher oder schriftlicher Form geschult. Die Anleitung und Schulung kann mit verschiedenen Werkzeugen zur Edukation individuell auf die Betroffenen abgestimmt werden.

 

Die Medizinische Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ), der Verein Kontinenz- und Stoma-Beratung (KSB) und Hollister setzen sich für die Steigerung der Lebensqualität von Menschen mit Blasenfunktionsstörungen aktiv ein. Daher wurde der COMITATUS AWARD ins Leben gerufen, der seit 2015 jährlich für hervorragende Leistungen in der Versorgung von neurogenen Blasenfunktionsstörungen verliehen wird. Der Preis ist mit EUR 5.000.– ­dotiert und wird auch 2017 wieder vergeben.

Information und Einreichung: www.comitatus-award.at