Wundmanagement: Interdisziplinäre Versorgung im Fokus

Stärker in den Mittelpunkt soll mit diesem Großevent vor allem die interdisziplinäre Kooperation rücken – zwischen den ärztlichen Disziplinen, aber auch zwischen Medizin und Pflege. Ein Anliegen, für das sich auch die AWA, die Austrian Wound Association, seit Jahren aktiv einsetzt. Über die Veranstaltung dieses großen Kongresses hinaus geht es der AWA aber vor allem auch um eine deutliche Verbesserung des Wissens der Allgemeinmediziner in der niedergelassenen Praxis zum Thema „chronische Wunden“ und „Diabetischer Fuß“. Seit letztem Jahr gibt es dazu in einer Kooperation zwischen AWA und der Österreichischen Akademie der Ärzte ein neu geschaffenes Zertifikat der Österreichischen Ärztekammer für „Ärztliche Wundbehandlung“.
Nach wie vor birgt die Zusammenarbeit zwischen Medizin und Pflege in Österreich noch einiges an Verbesserungspotenzial. „Besonders wünschenswert wäre die Einrichtung von interdisziplinären Ambulanzen, deren Aufgabe es sein sollte, an einer Anlaufstelle kompetente Analysen und Therapiekonzepte zu erstellen, um den Betroffenen dann eine gezielte Weiterbehandlung bei Hausärzten, Fachärzten oder entsprechenden Fachabteilungen zu ermöglichen. Ein entsprechendes Projekt in Wien wurde leider wieder eingestellt“, weiß AWA-Präsident Prim. Univ.-Prof. Dr. Franz Trautinger, Leiter der Abteilung für Haut- und Geschlechtskrankheiten am Landesklinikum St. Pölten, Karl Landsteiner Institut für Dermatologische Forschung.

Grunderkrankung beachten

„Wenngleich die enormen Fortschritte seitens der Produktentwicklung zahlreiche bessere Materialien und Systeme gebracht haben, so ist die dadurch bedingte Fokussierung auf die Art des Verbandmaterials und seine lokale Wirkung noch nicht ausreichend“, meint der Experte und fordert für eine erfolgreiche Wundbehandlung die Grunderkrankung noch weiter in den Vordergrund zu stellen. Wird die Grunderkrankung wie Diabetes, eine periphere arterielle Verschlusskrankheit, ein Venenleiden, eine Immunschwäche, Ernährungsdefizite oder nicht selten auch Tumore nicht erkannt und therapiert, wird auch die Wundbehandlung nicht von dauerhaftem Erfolg sein. „Wir benötigen ähnlich wie bei der Entwicklung von Arzneimitteln gemeinsame Bestrebungen von Herstellern, akademischen Institutionen, Anwendern und nicht zuletzt auch des Gesetzgebers, um die Wirkungsweise und Wirksamkeit von Produkten zur Wundbehandlung durch zeitgemäße wissenschaftliche Forschung zu belegen. Wir sollten uns nicht mehr auf Einzelfallberichte und unkontrollierte Studien stützen müssen, sondern gemeinsam Studien mit sinnvollen klinischen Endpunkten, wie zum Beispiel Wundverschluss, Lebensqualität, Verminderung von Amputationen und Schmerzen fordern, fördern und durchführen“, fordert Trautinger.