Der Funke zwischen Logopädie, Ergo- und Physiotherapie

Kürzlich fand der Fachtag Therapie an der FH St. Pölten statt und bot den Teilnehmern die Möglichkeit, Neuerungen in ihrem Fachgebiet rezipientengerecht aufbereitet kennen zu lernen. Namhafte Referenten jeder Therapiesparte gingen zum einen auf die Besonderheiten der unterschiedlichen Lebensabschnitte ein, andererseits wurden in fachgruppenspezifischen Praxisseminaren allgemeine und individuelle Fallbeispiele gemeinsam erarbeitet. Die Fortbildungsveranstaltung hatte den interdisziplinären Wissens- und Erfahrungsaustausch mit Kollegen und Experten zum Ziel und bot neben neuen Erkenntnissen und Perspektiven die Möglichkeit, sich auf der begleitenden Industrieausstellung über neue Angebote und (Medizin-) Produkte zu informieren.

Therapie auf aktuellstem Wissensstand

Eingeschränkte Bewegungsfreiheit, eingeschränkte kognitive Fähigkeiten und Stimm-, Sprech- und Sprachstörungen bringen eine volkswirtschaftliche Bedeutung und eine reduzierte Lebensqualität mit sich und erfordern physiotherapeutische, ergotherapeutische und logopädische Maßnahmen. Die gesamtösterreichischen Ausgaben für therapeutische Maßnahmen in Höhe von über 1.106 Mio. Euro im Jahr 2008, gemäß Statistik Austria, sind gleichzeitig treibende Kraft hinter laufend erforderlichen Neuerkenntnissen und Weiterentwicklungen. Aus dieser zunehmenden Nachfrage wurde die Idee zum Fachtag Therapie geboren und das Echo gibt den Organisatoren recht.

Prim. Dr. Klaus Hohenstein, Leiter des Instituts für Physikalische Medizin und Rehabilitation im Geriatriezentrum Am Wienerwald und wissenschaftlicher Leiter des Fachtages, zieht eine höchst erfreuliche Bilanz für die Veranstaltung: „Der Fachtag war gut besucht, die Infrastruktur passte hervorragend, auch die Ausstellerwaren sehr präsent und auch noch in den Pausen gab es regen Austausch.“ Die Bandbreite der Vorträge spannte sich von klinischen Entscheidungen in der Physiotherapie, über evidenzbasiertes Arbeiten bei Demenz aus Sicht der Ergotherapie, die Stimme der Therapeuten, Logopädie in der Unfallrehabilitation bis hin zu Beispielen aus der aktuellen Forschungslandschaft. Das hohe Niveau der Vorträge und Praxisseminare machte es möglich, dass die Mischung aus solider Praxis – insbesondere Umsetzungsstrategien für therapeutische Konzepte – und informativer Theorie eine breite Akzeptanz fand. „Der Funke zwischen den einzelnen Fachgebieten ist übergesprungen“, freut sich Hohenstein. „Das Interesse an den jeweils anderen Therapiebereichen war enorm groß.“ Damit traf die Intention der Veranstaltung die Bedürfnisse der Zielgruppe – Logopäden, Ergo- und Physiotherapeuten – genau und verdeutlichte die Schnittpunkte zwischen den Fachgebieten. „Das intensive Interesse an den Tätigkeiten der Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachgebieten war auffällig“, ist Hohenstein angetan.

Neue Anforderungen für Medizinprodukte

Demografische und gesellschaftliche Entwicklungen bringen es mit sich, dass mehr therapeutische Interventionsmöglichkeiten erforderlich sind als früher. „Die Zielgruppen für die Therapeuten reichen vom Kindesalter bis zur geriatrischen Rehabilitation“, bestätigt Hohenstein und ergänzt: „Das Angebot muss heute dichter sein als noch vor einigen Jahrzehnten.“ Medizinprodukte spielen in diesem Zusammenhang eine wesentliche Rolle. „Das beginnt bei einfachen Tapings und reicht bis zu komplexer medizinischer Trainingstherapie“, weiß Hohenstein. „Speziell in der Physio- und in der Ergotherapie nimmt beispielsweise die Mechatronik heute einen hohen Stellenwert ein, ebenso computergestützte Therapieformen, auch in der Logopädie.“ Gerade in der Rehabilitation stellen Medizinprodukte häufig eine Schnittstelle zwischen den Berufsgruppen dar, denn rehabilitative Ansätze seien immer fächer- und berufsgruppenübergreifend, ist Hohenstein sicher. Das wurde durch das rege Interesse an der Industrieausstellung durchaus deutlich. Einige Wünsche bleiben dennoch offen: „Entsprechende Standards in allen Bundesländern und allen Versorgungsbereichen wären erstrebenswert – vom Akut-Krankenhaus, über Dauerpflegeeinrichtungen bis hin zum niedergelassenen Bereich“, wünscht sich Hohenstein. „Und eine bessere Vernetzung mit der Ärzteschaft.“

www.fachtag-therapie.at