Kürbiskernextrakt bei Blasenschwäche

Schätzungen zufolge erkrankt im Verlauf des Lebens etwa jede 4. Frau (und etwa jeder 10. Mann) an Harninkontinenz oder Blasenschwäche. Das Risiko für diese Krankheitsbilder steigt allgemein mit zunehmendem Alter an. Allerdings sind häufig auch jüngere Frauen betroffen.

Risikofaktor weibliche Anatomie

Der natürliche Harndrang ist die Folge eines Wechselspiels von Gehirn, Rückenmark, Blasen- und Beckenbodenmuskulatur.
Bei Frauen ist die Beckenbodenmuskulatur deutlich schwächer ausgeprägt als bei Männern, was physiologisch sinnvoll erscheint, denn der Geburtsvorgang macht ein Dehnen und Nachgeben dieses Gewebebereichs erforderlich. Gleichzeitig ist das Bindegewebe im Urogenitaltrakt deutlich weicher, aber auch druckempfindlicher als bei den Männern. Nicht nur der Vorgang der Geburt und hormonelle Einflüsse, sondern auch starke körperliche Belastung können den Beckenboden der Frau schwächen, was letztlich Störungen im Bereich der Schließmuskelkontrolle des Sphinkters zur Folge haben kann. Eine weitere „Schwachstelle“ des weiblichen Urogenitalsystems ist die – im Verhältnis zu den Männern – deutlich kürzere Harnröhre, die mit einem signifikant erhöhten Risiko für Harnweginfektionen einhergeht.

Rationalen für Kürbiskernextrakt

Kürbissamen wurden bereits im 17. Jahrhundert medizinisch angewendet. Sie kamen in der traditionellen Volksheilkunde u. a. bei Entzündungen, Infektionen mit Fieber und Kopfschmerzen, aber auch bei Beschwerden des harnableitenden Systems zum Einsatz.

Inhaltsstoffe: Inzwischen sind die Inhaltsstoffe der vielsamigen Beerenfrucht gut erforscht. Die ölig-süßlich schmeckenden Samen sind reich an Fett bzw. Fettsäuren, insbesondere Ölsäure, sowie Proteinen. Weiterhin wurden Vitamine (vor allem Vitamin E), Mineralstoffe (z. B. Magnesium), Spurenelemente (z. B. Selen) und eine Reihe von bioaktiven Pflanzeninhaltsstoffen nachgewiesen. Zu den Letzteren zählen u. a. die lipophilen Phytosterole, die vor allem im Kernöl zu finden sind, sowie die hydrophilen Lignane, welche – als polare Strukturen – in erster Linie im fettfreien Anteil der Samen vorkommen.

Mögliche Wirkmechanismen: Den Abbauprodukten der Lignane (z. B. Enterodiol) wird eine stärkende Wirkung auf die Beckenboden- und Blasenmuskulatur zugeschrieben. Für wässrige Auszüge eines speziellen, lipidfreien Kürbiskernextraktes (EFLA® 940) wurde in vitro eine Hemmung der 5-alpha-Reduktase belegt. Dieses Enzym katalysiert bei Männern die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron, was die Anwendung dieses Spezialextraktes bei benigner Prostatahyperplasie sinnvoll erscheinen lässt.
Bei Frauen konnte in vitro durch diesen fettfreien Kürbiskernextrakt eine Hemmung der Aromatase nachgewiesen werden. Die damit erreichte verminderte Umwandlung von Testosteron in Östrogen hat einen kräftigenden Effekt auf die Muskulatur des weiblichen Beckenbodens und der Blase. Obgleich dieses Wirkprinzip als vorrangig gilt, geht man davon aus, dass weitere Effektmechanismen und Sameninhaltsstoffe für den positiven Einfluss auf den Harnwegtrakt von Bedeutung sind. So sind beispielsweise auch antibakterielle und entzündungshemmende Eigenschaften der Kürbissamen bekannt.

Studienevidenz bei Stressinkontinenz: Belastungsinkontinenz (auch Stressinkontinenz genannt), die vor allem Frauen betrifft, ist durch den Urinverlust bei körperlicher Anstrengung (z. B. beim Heben, Springen, Lachen, Husten oder Niesen) charakterisiert. Die Ursache ist hier häufig eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur (z. B. nach vaginalen Entbindungen, Übergewicht) oder auch eine Funktionsstörung des Schließmuskels der Harnröhre. In zwei Humanstudien1, 2
Konnte inzwischen die günstige Wirkung des speziellen Kürbiskernextrakts bei Stressinkontinenz nachgewiesen werden. Bereits nach einer 2-wöchigen Anwendung ließen sich die täglichen Inkontinenzepisoden um etwa 60 %, nach 6 Wochen sogar um 80 % – bei guter Verträglichkeit – verringern.

Nachsatz: Der Kürbiskernextrakt empfiehlt sich auch bei Reizblase und benigner Prostatahyperplasie. Allerdings sollte bei der Auswahl der Präparate auf das Extraktionsmittel geachtet werden, denn primär können die polaren Wirksubstanzen nur in wässrigen Extrakten angereichert werden.

 

  1. Terado T., Sogabe H.: Open Clinical Study of Effects of Pumpkin Seed Extract/Soybean Germ Extrat Mixture. Jpn J Med Pharm SCI 2001; 6 (5):727-37
  2. Yanagisawa E. et al.: Study of Effectiveness of Mixed Processed Food Containing Cucurbita Pepo Seed Extract and Soybean Seed Extract on Stress Urinary Incontinence in Women. Jpn J Med Pharm SCI 2003; 14 (3): 313-22