Nicht-hormonelle Therapie bei Scheidentrockenheit

Die Scheide ist histologisch aus Tunica mucosa, muscularis und adventitia aufgebaut. Die Tunica mucosa besteht aus einem mehrschichtigen, nicht verhornenden Plattenepithel, das während der reproduktiven Phase charakteristischen, hormonellen Veränderungen unterworfen ist. Es finden sich keine Drüsen, allerdings in den Epithelzellen reichlich Glykogeneinlagerungen.
Die weiblichen Sexualhormone, insbesondere die Östrogene sind für die regelmäßige Erneuerung und gute Durchblutung des Vaginalepithels verantwortlich. Sie fördern die Proliferation des Plattenepithels mit vermehrter Glykogenproduktion, wobei Glykogen nach der Abschilferung der Zellen den Laktobazillen der Scheide (Döderlein’sche Stäbchenbakterien) als Nahrung dient. Durch Glykogenabbau entsteht Milchsäure, woraus ein saures Scheidenmilieu (pH-Wert 3,8–4,4) resultiert, dieses beugt einer Keimaszension vor.

Folgen von Östrogenmangel für das Vaginalepithel

Eine Östrogenmangelsituation wie etwa in der Menopause mit konsekutiver Verminderung der Durchblutung im kleinen Becken hat reduziertes Zellwachstum zur Folge, das Scheidengewebe wird trockener, dünner, weniger elastisch und verletzlicher.
Charakteristischerweise kommt es schon in der frühen Postmenopause zu einer Verminderung der Durchblutung der Scheide mit konsekutiver Verringerung des Stoffwechsels. Der Gewebsturgor, die Wasserbindungsfähigkeit und die Elastizität des Epithels sind herabgesetzt; es resultiert die typische atrophische Kolpitis. In der Folge finden sich unspezifischer Fluor und subepitheliale Blutungen, gefolgt von Verengung des Scheidenrohres. Die Patientinnen klagen über Trockenheit, Brennen, Ausfluss, nicht selten assoziiert mit unangenehmem Geruch, und als Folge dieser Veränderungen resultieren Kohabitationsbeschwerden und Probleme der Sexualität. Im Rahmen der atrophischen Kolpitis werden oft auch ziehende Schmerzen im Unterbauch angegeben.

Aber auch in der Prämenopause kommt es physiologischerweise zu Östrogenmangelzuständen wie z. B. post partum und während der Stillzeit; sie sind mit kolpitischen Beschwerden assoziiert. Weitere Ursachen für Östrogenmangelzustände sind Chemo- oder Strahlentherapie bei onkologischen Erkrankungen, sowie die Einnahme bestimmter Medikamente wie z. B. Antibiotika und Immunsuppressiva. Und nicht zuletzt verändert auch die hormonale Antikonzeption das Scheidenmilieu. Das Beschwerdebild reicht von geringgradigen Missempfindungen bis zu Schmerzen und Verletzungen beim Geschlechtsverkehr, assoziiert mit Jucken, Brennen und gelblich-grünlicher Ausfluss; die Prävalenz für bakterielle Vaginose ist deutlich erhöht.

Rationalen für nicht-hormonelle Therapiemaßnahmen

Die kausale Therapie besteht in der topischen Applikation von Östriol-haltigen Zäpfchen, Salben und Cremen. Nicht selten stehen die Patientinnen allerdings einer Hormontherapie, also auch der topischen Applikation von Östrogenen reserviert gegenüber. In diesen Fällen hat sich die Applikation von Scheidenzäpfchen, die Hyaluronsäure und Aloe vera enthalten, bewährt. Sie lindern die akuten Schmerzen wie Trockenheit, Juckreiz und Brennen durch Verbesserung des Flüssigkeitsgehalts und durch Förderung der Elastizität des Vaginalepithels.
Hyaluronsäure ist eine natürliche Substanz, die im menschlichen Gewebe vorkommt, sie wirkt durch starke Wasserbindung und Regulation des Flüssigkeitsgehaltes gewebsgenerierend. Die Wirkung der Hyaluronsäure wird durch den Aloe-vera-Extrakt in den Vaginalzäpfchen noch verstärkt, da dieser ebenfalls feuchtigkeitsspendend wirkt. Nicht zuletzt kann davon ausgegangen werden, dass bei durch Atrophie bedingten Verletzungen in der Scheide die Wundheilung gefördert wird.