Teil I: Krebsrisiko – Lifestyle und Pharmaka zur Malignomprävention

Einer Lifestyle-Prävention zugänglich ist auch, um ein Beispiel aus der nicht-pharmakologischen Mammakarzinomprävention zu nennen, die lokale Hyperöstrogenämie, welche durch eine verstärkte Aromataseaktivität – unter anderem auch in der Brust – in der postmenopausalen Lebensphase gefördert wird. Dies führt zu einer postmenopausalen gewebespezifischen Hyperöstrogenämie, die einen Proliferationsdruck auf die Zellen ausüben kann. Um das zu verhindern, wurden Aromatasehemmer entwickelt, die nach einem Mammakarzinom in bestimmten Fällen verordnet werden, um diese Hyperöstrogenämie zu normalisieren. Dies kann allerdings auch mittels „Lifestyle“-Aktivitäten erfolgen. So weiß man, dass C2H5OH ein starker Aromataseinduktor ist, der ebenfalls eine Hyperöstrogenämie im Gewebe induziert. Der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und hormonabhängigen Malignomen ist durch zahlreiche Untersuchungen erwiesen. Durch einen Verzicht auf diesen Aromataseinduktor kann man in einfacher Weise eine „Lifestyle“- Prävention vornehmen. Dies gelingt auch durch eine direkte Hemmung der Aromataseaktivität, was einerseits durch Gewichtsreduktion, andererseits durch körperliche Aktivität („exercise“) erfolgt. Von beiden Maßnahmen weiß man, dass sie sich präventiv günstig auf das Mammakarzinom auswirken. Die Passionsfrucht ist ein in der Natur vorkommender natürlicher Aromatasehemmer, dessen Resorption allerdings noch nicht vollständig gelöst ist.

Im Königreich der Pflanzen kommen interessante Substanzen vor, die sich ebenfalls zur Prävention eignen und durch zahlreiche Studien mit unterschiedlicher Evidenz auch belegt sind. Gut untersucht ist das Curcumin, das an verschiedenen Stellen die Onkogenese hemmt und das auch in vivo erfolgreich evaluiert wurde. Auch die Sulforaphane gehören zu einer Substanzgruppe, die eine präventive Kraft gegen die Entstehung von Malignomen besitzen. Ähnliches gilt für das Epigallocatechin-Gallat, das in manchen Sorten des grünen Tees vorkommt. Alle drei Stoffgruppen kommen in der Natur vor, sollen aber deswegen nicht ironisiert werden, da manche andere wirksame Medikamente, wie z. B. das Taxol®, ebenfalls aus dem Pflanzenreich kommen. Darüber hinaus liegen für Curcumin, für Sulforaphane und Epigallocatechin-Gallat eine Reihe von humanen Arbeiten vor, die die Anwendung zur Prävention als intellektuell redlich erscheinen lassen.

Auch die pharmakologische Prävention hat in unserem Fach Tradition: Das Tamoxifen und vor allem das Raloxifen werden in manchen Ländern auch präventiv und nicht nur therapeutisch eingesetzt. Dazu stößt eine neue Substanz, die auf den Warburg-Effekt in der Zelle zurückgeht. Otto Warburg zeigte als erster, dass die Krebszelle „glucose-addicted“ ist, sich also präferenziell von Glukose ernährt und die Hyperglykämie sowie die Hyperinsulinämie onkologische Risikokonstellationen sind. Aus diesem Grund überlegt man schon seit langem, ob eine Verbesserung der Glukosesituation, wie es durch Metformin erfolgt, nicht ebenfalls zu einer Risikoreduktion führen kann. Die bisher vorliegenden Arbeiten scheinen diesen Gedanken zu bestätigen, allerdings sind noch weitere Untersuchungen notwendig, um hier möglicherweise ein neues Präventivum mit Erfolg einsetzen zu können.