COVID-19: Die Lehren aus der Krise aus Sicht des FOPI

Das FOPI – Forum der forschenden pharmazeutischen Industrie in Österreich hat im Juni 2020 ein Positionspapier verfasst, in dem die Wahrnehmungen der forschenden Pharmaunternehmen in der Pandemiesituation festgehalten wurden. Dieses Positionspapier wird nun vom FOPI als Impuls für Gespräche mit unterschiedlichsten Stakeholdern und Entscheidungsträgern im Gesundheitssystem herangezogen. Die vielen verschiedenen Positionen und Gedanken werden Ende 2020 in einem Grünbuch zusammengefasst.
Hier ein Einblick in den derzeitigen Stand der Sammlung an Sichtweisen und Verbesserungsvorschlägen.

Position 1: Österreichs System ist im Wesentlichen resilient, aber …

Im Interesse aller Teilnehmer am System Gesundheitsversorgung muss sichergestellt werden, dass der in der Krise geborene ernsthafte Dialog auf Augenhöhe sowie der pragmatische Zugang zu Lösungen als Normalzustand etabliert werden.

Position 2: Lenkung der COVID-19-Versorgung ist geglückt.

Daraus sind konkrete Lehren für die Zukunft zu ziehen, wie mit Medikamenten als begrenzt vorhandenen Gütern sinnvoll umzugehen ist.

Position 3: Therapieunterbrechungen als unerwünschte Nebenwirkung der Krisenbewältigung sind zu evaluieren.

So kann man für vergleichbare Situationen Vorkehrungen treffen. Vor allem die Aufrechterhaltung der Regelversorgung für Menschen mit chronischen oder schweren Erkrankungen ist systematisch zu planen.

Position 4: Neuerungen in der ­Medikamentenversorgung wie Telemedizin sind bahnbrechend.

Quasi über Nacht wurde im Zuge der Coronakrise das e-Rezept bzw. die e-Medikation in Österreich ausgerollt. Hinsichtlich Telemedizin gilt daher: Es muss rasch geklärt werden, wie diese Leistungen honoriert werden und wie Anwendungen der Telemedizin gefördert und integriert werden können. Zudem gilt es die Frage zu klären, für welche ärztlichen Leistungen Telemedizin nicht geeignet ist (Stichwort: persönliche Arzt-Patienten-Beziehung).

Position 5: Medikamenten­produktion in Europa braucht passendes Umfeld.

Beim Ausbau der europäischen Medikamentenproduktion ist das Spannungsfeld von hohen Produktionskosten und niedrigen Medikamentenpreisen in Europa zu berücksichtigen, um darauf aufbauend Strukturen zu verändern und Lösungsansätze zu entwickeln. Außerdem ist ein innovatives und starkes Patentrecht notwendig, um die Medikamentenentwicklung und -produktion nicht zu untergraben.

Position 6: Zugang zu innovativen Arzneimitteln muss neu bewertet und beschleunigt werden.

Das Erstattungsregime muss beschleunigt, entbürokratisiert und von der Willkür der persönlichen Motivation einzelner Akteure befreit werden. Die Bewertung innovativer Arzneimittel muss sich ausschließlich am aktuellen Stand der medizinischen Wissenschaft sowie dem therapeutischen Wert für die Patienten orientieren.

Position 7: Im Interesse des Standortes Österreich muss die klinische Forschung gestärkt werden.

Im Gegensatz zur weitverbreiteten Meinung, dass ausschließlich die Rahmen­bedingungen für Studien im engeren Sinn für die Vergabe maßgeblich seien, ist in Wahrheit die globale Reputation des Pharmamarktes Österreich ausschlag­gebend. Dazu gehören rasche Zulassungen, international adäquate Preisniveaus, Rechtssicherheit und die Zusammenarbeit aller Player des Gesundheitswesens auf ­Augenhöhe – ohne Pharma-Bashing. Daran muss mit Nachdruck gearbeitet werden, wenn langfristig die Studienlandschaft ­erhalten werden soll.

Position 8: Reformen des ­Gesundheitssystems müssen ­unbeeindruckt vorangetrieben werden.

Deshalb sollte gerade jetzt über den ­Risikoausgleich zwischen den Kranken­kassen diskutiert werden. Außerdem gilt es, die bundesländerübergreifende ­Koordination im intra- und extramuralen Bereich sowie die Optimierung des ­Schnittstellenmanagements zu thematisieren.n