Das fordert die Ärztekammer von der künftigen Regierung

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Die Ärztevertretung fordert eine deutliche Erhöhung der Gesundheitsausgaben auf 12 Prozent des Bruttoinlandsproduktes – derzeit liegen sie bei 10,3 Prozent mit leicht sinkender Tendenz.

Unbesetzte Kassenstellen, überlastete Spitäler, personelle Lücken bei einer gleichzeitig steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung. Das sind einige der gesundheitspolitischen Herausforderungen, mit denen sich die zukünftige Regierung nach Ansicht der Ärztekammer befassen muss. „Österreich hat eine ausgezeichnete medizinische Versorgung – und das soll auch so bleiben“, sagte Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz, in der ein Forderungskatalog an die zukünftige Bundesregierung präsentiert wurde.

Neue, innovative und erfolgreiche Behandlungsmethoden, besonders in der Krebsforschung, steigern die Lebensqualität und die Lebenserwartung. „Diese Fortschritte machen es aber auch notwendig, dass entsprechend mehr Geld ins Gesundheitssystem fließt“, sagt Szekeres. Um das umzusetzen, fordert die ÖÄK eine Anhebung des BIP-Anteils für das Gesundheitswesen auf 12 Prozent. Damit orientiert sich die ÖÄK an den Nachbarländern Deutschland und der Schweiz. „Wir sprechen hier von Milliardensummen, die unsere Nachbarn uns bei der Finanzierung des Gesundheitssystems voraus sind. Wenn wir hier nicht schritthalten, verliert das österreichische Gesundheitswesen den Anschluss“, warnt Szekeres.

Insgesamt müsse der Arztberuf in Österreich an Attraktivität gewinnen. Angesichts eines drohenden Ärztemangels und des europaweiten Wettbewerbs um Ärzte fordert die ÖÄK unter anderem eine höhere Durchlässigkeit von öffentlicher spitals- und kassenärztlichen Tätigkeit, weniger Bürokratie, mehr Delegation an andere Gesundheits-, Sozial- oder Administrationsberufe sowie den Schutz der Ärzteschaft und anderer Gesundheitsberufe vor Gewalt.

Weil nach wie vor viele Medizinabsolventen keine ärztliche Tätigkeit in Österreich mehr aufnehmen, müsse man auch bei der Ausbildung anzusetzen, sagt ÖÄK-Vizepräsident Herwig Lindner. Neben der Ausbildungsqualität müssten die Arbeitsbedingungen in den Spitälern allgemein verbessert werden. „Zwar wurden die Arbeitszeiten verkürzt, aber das Personal nicht entsprechend aufgestockt“, kritisiert Lindner. „Damit künftig mehr Leistungen im niedergelassenen Bereich angeboten werden können, benötigen wir österreichweit 1.300 neue Kassenstellen für Einzel- und Gruppenpraxen“, sagt ÖÄK-Vizepräsident Johannes Steinhart. Zudem sei eine Ausweitung des Leistungsspektrums in der Kassenmedizin notwendig. (red)