Debatte über ÖGK-Minus: So denken die Gesundheitsakteure

Die Corona-Krise zieht mit der Wirtschaft auch die Krankenversicherung tief ins Minus. Das dürfe aber keinesfalls Auswirkungen auf die Versorgung haben, sagten Ärzte, Apotheker und Pharmaindustrie. Gesundheitsminister Anschober deutete Unterstützungen an.

„Die wirtschaftliche Situation schlägt eins zu eins durch. Die tatsächlichen Folgen sind aber erst sichtbar, wenn klar ist, wie viele von den jetzt gestundeten Beiträgen später reinkommen oder ob Forderungen offenbleiben“, sagte zuletzt ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer im RELATUS-Interview. Von einem Einnahmenminus allein im März in Höhe von 887 Millionen Euro entfallen 168,61 Millionen auf die ÖGK, der Rest auf alle anderen Träger. Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres hofft, dass im Ernstfall der Bund einspringt, wie er das ja auch bei Unternehmen tut. In jedem Fall müsse sichergestellt sein, dass das Gesundheitswesen ausreichend finanziert sei. Die Krise zeige, wie wichtig ein gut funktionierendes Gesundheitssystem sei.

Man müsse „gemeinsam an Lösungen arbeiten, wie wir die negativen Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung minimieren können“, sagt Pharmig-Präsident Philipp von Lattorff. Sein Vorschlag: „Wann, wenn nicht jetzt, wäre es an der Zeit, endlich geeignete Strukturen für die oft zitierte, zersplitterte Finanzierung unseres Gesundheitssystems zu schaffen. Diese würde die Verwaltung der Gesundheitsbudgets erleichtern, damit das Budget möglichst effizient eingesetzt werden kann.“ Aus seiner Sicht wäre es auch wichtig, darüber nachzudenken, „ob wir die Gesundheit nicht in anderer Form noch wirksamer unterstützen können, sei es durch Sonderbudgets, durch Präventionsbudgets oder eine andere Art der Absicherung oder Aufstockung“, sagt Lattorff im RELATUS-Interview. Auch Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr fordert, dass das Gesundheitswesen geschützt werden müsse: „Das ist öffentliche Aufgabe.“ Für gute Gesundheitssysteme müsse entsprechend Geld in die Hand genommen werden, formuliert sie.

Die finanzielle Situation der Sozialversicherungen war am Donnerstag auch Thema im Gesundheitsausschuss des Nationalrates. SPÖ-Gesundheitssprecher Philip Kucher zeigte sich besorgt über die finanzielle Lage der Österreichischen Gesundheitskasse, die jetzt noch zusätzlich unter einem gewaltigen Beitragsausfall leide. Was die wirtschaftliche Lage der Sozialversicherungen angeht, so handle es sich dabei um eine riesige Herausforderung, konstatierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), es werde zweifellos Unterstützungsmaßnahmen geben müssen. Auch müsse man unter allen Umständen verhindern, dass aus der Gesundheitskrise eine große soziale Krise entstehe. (rüm)